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Zell, Schloss

Geschichte:

Zell, am östlichen Außenrand einer großen Moselschleife, etwa auf halber Strecke zwischen Trier und Koblenz gelegen, gehörte zu den ältesten Besitzungen des Erzbistums Trier an der Mittelmosel. Seit Ende 12. Jh., so wurde vermutet, hatten sich die Trierer Erzbischöfe gegenüber den hier wohl zuvor die Vogteirechte ausübenden Pfalzgrafen durchsetzen und die Landeshoheit erringen können (Heyen 1988, 104). Schon um 1220, deutlich früher als in vielen anderen kleineren Mosel-Orten, begann der Bau einer Ortsbefestigung, obwohl anscheinend keine formale Stadtrechtsverleihung und Ausbildung einer städtischen Verfassung erfolgt war, doch ist Zell im Sammelprivileg König Ludwigs des Bayern für Kurfürst Balduin 1332 genannt.
Um 1330 wurde Zell Sitz eines kurtrierischen Amtes. Der Ort erfuhr im 15. Jh., gefördert durch die Erzbischöfe, die im 16. Jh. hier ein Schloss erbauten, eine wirtschaftliche Blüte. Am 12.9.1689 wurden Teile der Stadtmauer und Türme durch Truppen König Ludwigs XIV. von Frankreich gesprengt. 1848 vernichtete ein Großbrand 152 Gebäude.
Das 1535 zuerst genannte kurfürstliche Schloss in Zell steht außerhalb der Stadtmauer, doch hatten die Erzbischöfe von Trier schon im 14. Jh. ein Haus innerhalb der Stadt. Spätestens 1474 begann der Erzbischof und Kurfürst Johann II. v. Baden (1456-1503), durch wechselseitigen Tausch mehrerer Grundstücke ein größeres Gelände vor dem Untertor der Stadtbefestigung an sich zu bringen. Hier ließ er, vermutlich erst nach der Fertigstellung der kurfürstlichen Kellnerei 1481, das Schloss erbauen, das erst 1543 vollendet gewesen sein soll. Es diente mehrfach (1542, 1551, 1552) als erzbischöfliche Wohnung und zudem als Sitz des Amtmannes und des Kellners. Im 18. Jh. kam es zu baulichen Veränderungen des Schlosses, das 1803 von der französischen Besatzungsregierung beschlagnahmt und verkauft wurde. Es folgten viele verschiedene Besitzer. Der rückwärtige Flügel wurde im 20. Jh. als Hotel umgenutzt und umgestaltet. (Michael Losse)

Bauentwicklung:

Das 1535 zuerst genannte kurfürstliche Schloss steht außerhalb der Stadtmauer; zuvor, möglicherweise schon im 14. Jh., verfügten die Trierer Erzbischöfe über ein Haus innerhalb der Stadt. Spätestens 1474 begann der Erzbischof und Kurfürst Johann II. von Baden (1456-1503), durch wechselseitigen Tausch mehrerer Grundstücke ein größeres Gelände vor dem Untertor der Stadtbefestigung an sich zu bringen. Hier ließ er, vermutlich erst nach der Fertigstellung der kurfürstlichen Kellnerei 1481, das Schloss erbauen, das erst 1543 vollendet gewesen sein soll. Es diente mehrfach (1542, 1551, 1552) als erzbischöfliche Wohnung und zudem als Sitz des Amtmannes und des Kellners. Im 18. Jh. kam es zu baulichen Veränderungen des Schlosses und zur Einfriedung des Hofes und des Gartens mit Sandsteinpfeilern, von denen einige (anscheinend nicht für diese Umfriedung geschaffene) Statuen aus Sandstein trugen (griechische Gottheiten, u.a. Diana, Apollo). Der Garten selbst erfuhr ab/nach 1921 eine Aufteilung und Verbauung.
Der rückwärtige Flügel des Schlosses wurde im 20. Jh. als Hotel umgenutzt und umgestaltet. (Michael Losse)

Baubeschreibung:

Als Teil des Schlosses ist die wohl 1481 fertiggestellte Kellnerei anzusehen. Sie war ein viereckiger wohnturmartiger Bau mit 4 runden Ecktürmen und hohem Walmdach (vgl. den Hauptbau der Grevenburg in Traben-Trarbach/Mosel und die Kellnerei in Bernkastel/Mosel).
Das aus Schieferbruchstein mit Werksteingliederungen aus rotem und hellem Sandstein errichtete Hauptgebäude des Schlosses ist ein Zweiflügelbau. Als älterer Bauteil gilt der ungefähr parallel zur Mosel stehende hintere, im Grundriss fünfeckige dreigeschossige Flügel, der ein steiles, südlich mit einem Spitzgiebel und nach Norden mit einer Walm endendes Dach trägt. Ihm ist an der Hofseite ein runder Treppenturm mit kleinen Feuerwaffenscharten vorgesetzt, der am Türsturz die Datierung „1542” zeigt. Die Schießscharten hatten, wie auch die anderen am Schloss vorhandenen, eher Symbol- als Nutzwert. Die westliche Schmalseite des Flügels flankieren 2 verschieden große Rundtürme. Alle Türme tragen heute geschweifte Hauben. Gegliedert ist der Bau durch ein zwischen 2. und 3. Obergeschoss rundum laufendes Gesims über einem spätgotischen Kleeblattbogenfries. Das Portal neben dem Treppenturm geht, wie auch einige Fenster an der Westseite, auf die Umgestaltung des Schlosses zu Beginn des 18. Jh. zurück. Die obersten, also die 4. Geschosse der beiden hofseitigen Türme verbindet ein offener Laufgang, so dass sich hier das Motiv eines Doppelturmtores ergibt. Solche Doppelturmtore gab es im späten 13./14. Jh. im Eifel-Mosel-Gebiet und Rheinland häufiger an hochrangigen Burgen und als Stadttore. Die Fenster des hinteren Flügels zeigen spätgotische Maßwerk-Blendbögen.
Der rechtwinklig an den älteren angefügte 2- bis 3-geschossige Flügel richtet sich mit einer Schmalseite zur Schloßstraße, wo ihn 2 im Unterbau runde, dann achteckig fortgeführte Türme mit geschweiften Hauben flankieren. Es wird vermutet, dieser Flügel sei im Wesentlichen im 18. Jh. durch die Verbindung eines ursprünglich freistehenden Torhauses, dessen Einfahrt zwischen den beiden Türmen lag, mit dem älteren Wohnbau entstanden. So fände sich hier noch einmal das Motiv des Doppelturmtores. Über der früheren Tordurchfahrt gibt es eine mit Maßwerkblenden versehene Fenstergruppe, deren Mittelfenster durch ein qualitätvolles Eisengitter ausgezeichnet ist. Auf gleicher Höhe findet sich am rechten Turm eine Relieftafel mit dem Wappen des Erzbischofs Johann v. Hagen und der Jahreszahl „1534”. Das darüberliegende 2. Obergeschoss aus verschiefertem Fachwerk könnte im 18. Jh. entstanden sein, als auch die Flankierungstürme jeweils um ein ebenfalls verschiefertes Obergeschoss aus Fachwerk aufgestockt worden sein sollen, was aber offenbar nicht durch Bauforschung überprüft wurde. Innen enthielt der Flügel straßenseitig im piano nobile einen Renaissance-Saal mit einer flachen, geometrisch strukturierten Stuckdecke doch im Gegensatz dazu reichverzierten Sandsteinpfeilern in den inneren Fenstergewänden.
Das kurfürstliche Schloss in Zell wurde in einem architektonischen und gestalterischen Kontext mit den etwa zeitgleichen Umbaumaßnahmen an den Burgen und Schlössern in Gondorf/Mosel, Koblenz, Montabaur/Westerwald und Namedy/Rhein gesehen, doch auch der in den 1540er Jahren in der Vorburg der Burg Coraidelstein bei Klotten/Mosel entstandene Neue Bau des Johann v. Hagen sollte dabei nicht übersehen werden. (Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt