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Neuhaus bei Ehrstädt

Geschichte:

Von der Burg, die damals "das Neuhaus" (Nüwehuz) hieß, hören wir erstmals im Jahre 1333, als sie der Graf von Württemberg an Albrecht und Berthold, Söhne des Berthtold von Massenbach verlieh. Demzufolge muss der Vater der beiden Belehnten bereits Herr der Burg und auch vielleicht deren Erbauer gewesen sein, ohne dass uns darüber eine Urkunde vorliegt. Der Name Neuhaus ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit als Gegensatz zur älteren Burg in Ehrstädt zu verstehen, über die wir jedoch bis heute so gut wie nichts wissen. Die Herren von Massenbach bildeten alsbald eine eigene Linie auf Burg Neuhaus aus, die sich nach der Burg nannte und 1580 ausstarb. Spektakuläre Ereignisse, etwa aus dem Bauernkrieg, sind bis dahin nicht über die Burg und ihre Bewohner überliefert. Das 1580 heimgefallene Lehen verlieh der Herzog von Württemberg an seinen verdienten Vasallen Christoph von Degenfeld, benannt nach einem Ort bei Schwäbisch Gmünd. Dessen Sohn ließ gemeinsam mit seiner Ehefrau Barbara das heutige Schloss errichten, das die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und der folgenden Reunionskriege schadlos überstehen sollte. Die Herren von Degenfeld auf Neuhaus teilten sich später in drei Linien auf, von denen die letzte im Jahre 1921 mit August von Degenfeld aussterben sollte. Neuhaus fiel dadurch an dessen Schwiegersohn Eberhard von Gemmingen, der den zugehörigen Grundbesitz sogar noch erweitern konnte. Das Schloss gehört bis heute der Familie von Gemmingen, die es als Hochzeits-Location bewirtschaftet. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Über Baugeschichte und Aussehen der 1333 ersterwähnten Burg liegen keine Erkenntnisse vor. Aufgrund der regelmäßigen Verwendung des dem Burgnamen Neuhaus vorangestellten Artikels "das" wäre es nicht vermessen, sich die Burg als bescheidenes Festes Haus oder Wohnturm vorzustellen. Doch kommt dieser Gedanke nicht über den Grad der Spekulation hinaus. Zulässiger ist dagegen die Vermutung, dass der Totalverlust der Burg im Zuge des Baues des heutigen Schlosses in den Jahren 1596/97 die Folge vorheriger langwieriger Vernachlässigung ihrer Bausubstanz war, vielleicht infolge des Aussterbens der Massenbach-Neuhaus.
Der Neubau ist im architekturgeschichtlichen Sinne bereits als "Schloss" zu bezeichnen, obwohl er noch an einer gewissen Wehrhaftigkeit festhält. Es sind bisher keine Baubefunde bekannt, die die Übernahme von Bausubstanz der Vorgängeranlage in das Schloss beweisen könnten. Beachtlich ist die der Renaissance sonst eher fremde Regelmäßigkeit der mit vier Geschossen hoch aufragenden beiden Schlossflügel. Auf den Zusammenhang mit dem gleichaltrigen Schloss Filseck bei Göppingen wurde seitens der Wissenschaft zurecht hingewiesen. Schloss und Vorhof werden komplettiert durch die abseits gelegene Schlosskapelle in nachgotischen Formen.
Das Schloss überstand den Dreißigjährigen Krieg und auch die spätere Pfalzzerstörung offenbar ohne größere Schäden und präsentiert sich deshalb heute noch weitgehend im Zustand der Erbauung. Spätere Veränderungen beschränkten sich auf den zu landwirtschaftlichen Zwecken dienenden Vorhof. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Die Gesamtanlage ist in eindrucksvoller Vollständigeit, unberührt von späteren Veränderungen erhalten, was noch durch das reizvolle Landschaftsbild verstärkt wird. Das "Hochschloss" besitzt zwei gleich proportionierte Flügel, die durch einen im Knick platzierten Treppenturm erschlossen werden. Beide Flügel ragen mit vier Geschossen sehr hoch auf. Die beiden schlanken quadratischen Ecktürme mit Spitzhelmen des nach Nordwesten ausgerichteten Flügels besitzen zwar Schießscharten, fungieren aber mehr der architektonischen Akzentuierung der Schlossflügel. Zum Vorhof sind die beiden Schlossflügel durch einen Hof geöffnet, Spuren eines vormaligen Zwischengrabens gibt es nicht. Obwohl das Schloss angesichts seiner Bauzeit in die Zeit der Renaissance gehört, wirkt es in seiner weitgehenden Schmucklosigkeit (keine Zwerchhäuser und Renaissancegiebel) noch sehr gotisch. Nachgotische Formen besitzt auch die abseits gelegene, einen eigenen Baukörper ausbildende Schlosskapelle (um 1607) mit einem überlebensgroßen Epitaph des Bauherren-Ehepaares. Die Wirtschaftsgebäude des Vorhofes sind modern und nicht von kunsthistorischem Interesse. Allein das Tor des Vorhofes ist bemerkenswert, zeigt es doch noch Spuren bescheidener Wehrhaftigkeit. Zum Schloss gehören überdies eindrucksvolle gepflegte Gartenanlagen. (Ludwig Hildebrandt, Thomas Steinmetz).

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Funde liegen nicht vor.