Geschichte:
Die Burg in Büdingen entstand im Rahmen der Neuorganisation der Wetterauer Reichsguts im Nordwesten des Reichsforsts Büdinger Land. Die auf fränkische Wurzeln zurückgehende Siedlung gleichen Namens lag ursprünglich westlich der Stadt bei der Pfarrkirche und sank im Laufe der Jahrhunderte zum "Großendorf" ab. Die Burg war eine Gründung der edelfreien Herren von Büdingen, die erstmals 1131 in der historischen Überlieferung erscheinen. Sie waren als Reichsministeriale mit der Vogtei über den Büdinger Wald betraut. Das Geschlecht stammt wahrscheinlich von einer in den Urkunden des Klosters Fulda schon am Ende des 9. Jhs. überlieferten Familie mit dem Stammnamen Hartmann ab, deren Besitz eine Konzentration in der östlichen Wetterau aufwies.
Die Burg selbst wird als Reichslehen zusammen mit zugehörigen Burgmannen erstmals 1219 erwähnt. Dendrodaten weisen auf eine Gründung um 1131 hin, sie wäre dann zwischen 1166 und 1195 durch Hartmann I. von Büdingen ausgebaut worden. Dieser gehörte zum Gefolge der Stauferkaiser Friedrich Barbarossa und Heinrich VI. Die Burg diente außer zur Sicherung des Reichsforstes auch als Jagdsitz für den König. Nach dem Aussterben der Herren von Büdingen mit Gerlach II. um 1240 teilten sich zunächst die Herren von Ysenburg und die Herren von Breuberg den Besitz. Als 1323 auch die Breuberger ausstarben, wurde die Burg zum Alleinbesitz der Ysenburger. Sie blieb seitdem der Hauptsitz des 1442 in den Reichsgrafenstand erhobenen Geschlechts. Nach dem Tod des Grafen Ludwig II. von Ysenburg im Jahr 1511 blieb das Schloss zunächst gemeinschaftlicher Besitz seiner drei Söhne, die sich getrennte Wohnbereiche (Kemenaten) schufen. 1529 erfolgte dann die Zweiteilung zwischen den Linien Ysenburg-Birstein und Ysenburg-Ronneburg, lediglich der Turm mit Archiv verblieb im gemeinsamen Besitz. Nach dem Aussterben der Ronneburger Linie gelangte das Schloss 1601 in den Alleinbesitz des Birsteiner Zweigs, die Hauptresidenz verblieb aber in Birstein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Grafschaft 1634 durch die Schweden besetzt und das Schloss geplündert. Die Grafschaft wurde 1635 vom Kaiser als verwirktes Lehen eingezogen und der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt unterstellt. Erst mit dem Westfälischen Frieden erlangten die Ysenburger ihre Herrschaft endgültig zurück.
Danach spalteten sich die Ysenburger in insgesamt acht Linien auf, Büdingen wurde Sitz der Speziallinie Ysenburg-Büdingen in Büdingen. 1806 wurden sämtliche Landesteile unter der Führung der gefürsteten Linie Isenburg-Birstein im Rheinbundfürstentum Isenburg zusammengefasst. 1816 wurde dessen Territorium zwischen dem Kurfürstentum Hessen und dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt aufgeteilt, das Schloss blieb aber bis heute im Besitz der Fürsten von Ysenburg-Büdingen. In der Mitte des 19. Jhs. wurde im Zuge der Burgenromantik die alte Gestalt der Innenräume wiederhergestellt und es begann die Herrichtung des Schlosses zum Museum. (Stefan Eismann/Reinhard Friedrich)
Bauentwicklung:
Die Dendrodatierung eines Pfahlrostes im Osten des Burghofs ergab das Jahr 1131, somit scheinen unter Gerlach I. von Büdingen erste Bautätigkeiten stattgefunden zu haben. Der bestehende Bergfried wurde im 13. Jh. anstelle eines oder zusätzlich zu einem im östlichen Burghof ergrabenen Vorgänger aus dem Ende des 12. Jhs. erbaut. Am Ende des 15. Jhs. erhielt er seinen Butterfassaufsatz und den Treppenturm, die Laterne wurde 1758 hinzugefügt. Zum hochmittelalterlichen Baubestand gehört neben der mehrfach umgestalteten Kapelle auch der Palas in der Kernburg, der 1330/40 aufgestockt wurde. Nach der Erhebung der Isenburger in den Reichsgrafenstand 1442 wurde die Burg ausgebaut, um dem mit dem neuen Rang einhergehenden Repräsentationsbedürfnis Ausdruck zu verleihen. Die Einzelbauten der Hauptburg wurden damals zu einer geschlossenen Randbebauung ergänzt, zu der die Küche von 1470 und der 1490 errichtete „Krumme Saalbau“ gehört. 1486 entstand in der Vorburg das "Neue Haus im Schloss", das zwischen 1530 und 1533 zu einem repräsentativen Wohnbau ("Wachtbau") umgestaltet wurde. Über der romanischen Kapelle wurde zwischen 1495 und 1499 eine spätgotische Kapelle errichtet. Um 1500 wurde die Befestigung der kleinen Stadt Büdingen zur modernen Festung umgebaut. In der Zeit der gemeinsamen Herrschaft der Birsteiner und Ronneburger Linien bauten beide Zweige ihre jeweiligen Burgbereiche aus. Zudem entstanden neben zahlreichen neuen Treppentürmen auch neue Wirtschaftsgebäude westlich der Vorburg, die nach 1600 wieder beseitigt wurden. 1561 wurde die spätgotische Schlosskapelle aufgestockt. In der Vorburg wurde von 1833 bis 1836 der Neue Bau als Wohnung für den Erbgrafen errichtet. (Stefan Eismann)
Baubeschreibung:
Die Büdinger Burg lag ursprünglich auf einer Insel zwischen zwei Armen des Seemenbaches. Das heutige Schloss lässt sich in drei Areale unterteilen, Vorburg, Hauptburg und der Stallhof. Die Vor- und Hauptburg ursprünglich umgebenden Wassergräben sind heute trockengelegt und nur noch teilweise existent. Im heutigen Erscheinungsbild der Anlage spiegelt sich nicht wider, dass die Vorburg ehemals von der Hauptburg durch einen Graben getrennt war. Im Norden und Osten verliefen Doppelgräben. Die Hauptburg besitzt die Form eines dreizehnseitigen Vielecks von 53 bis 57 m Durchmesser. In ihr sind noch stauferzeitliche Baustrukturen zu erkennen, zu denen neben der max. 6 m hohen und 2 m starken Ringmauer mit Buckelquaderverblendung Bergfried, Palas, Kapelle und ein Wachtbau neben dem Tor gehören. In der Stauferzeit lag das Hofniveau ca. 2 m tiefer, so dass sich die damaligen Erdgeschosse auf heutigem Kellerniveau befinden.
Das Ludwigstor zur Vorburg ist zweiteilig, ein jüngerer Abschnitt ragt nach außen in den ursprünglichen Graben vor. Unmittelbar nördlich des Tores steht der 25,8 m hohe Bergfried mit 10,60 m Durchmesser bei 3 m Mauerstärke. Seine Umbauung wird nach der Funktion eines Raumes als Backhaus bezeichnet und stammt aus dem 15. Jh. Ein Treppenturm von 1530 erschließt gleichzeitig den Bergfried und den die Nordwestseite einnehmenden Palas. Diesem sind zum Innenhof ein weiterer Treppenturm und ein Altan vorgebaut. Die ersten beiden Stockwerke stammen noch aus romanischer Zeit, das Obergeschoss aus dem Jahr 1497. Die Innenräume sind besonders für ihre renaissancezeitlichen Wandmalereien bekannt. Der Zwickelbau zur nun folgenden Kapelle diente als Apotheke und im 18. Jh. evtl. als Alchimistenküche.
Von der romanischen Kapelle ist äußerlich nur ihr Säulenportal sichtbar, auf dessen Tympanon zwei kniende Männer zu beiden Seiten eines Kreuzes dargestellt sind. Ihr Innenraum befindet sich heute auf Kellerhöhe und dient als Lapidarium. Sie wurde in der 2. Hälfte des 15. Jhs. zunächst vergrößert und schließlich im Stil der Spätgotik aufgestockt. 1561 wurde sie um ein weiteres Geschoss erhöht, das zunächst als Hohe Schule diente.
Nach Osten folgt der Krumme Saalbau aus dem Ende des 15. Jhs., der in der Mitte des 16. Jhs. umgebaut wurde. Im ersten Stock befinden sich der sog. Graf-Dieter-Saal und eine Hofstube. Der zweite Stock wird vollständig vom ehemaligen Hauptsaal des Schlosses eingenommen. Ein angebauter Erker besaß eine wertvolle Bemalung in Azuritblau, die heutige Farbfassung ist eine nach Resten angefertigte Rekonstruktion. Im Süden folgt der Küchenbau mit seinen in der Renaissance hinzugefügten Zwerchhäusern. Der dortige „Gemalte Saal“ besitzt eine durch den Künstler Rudolf Hofmann zwischen 1846 und 1853 angefertigte historistische Ausmalung.
Bei einer durch Bauarbeiten bedingten Ausgrabung kam 1952 im Osten des Schlosshofes das Fundament eines Bergfrieds mit 11,40 m Durchmesser bei 3 m Mauerstärke und Buckelquaderverkleidung zutage. An ihn grenzte ein älterer rechteckiger Baukörper an. Der Bergfried stammt aus der ersten Ausbauphase der Burg am Ende des 12. Jhs. Eine angenommene Zerstörung im Jahr 1241 bei den Kämpfen um die Wetterau ist rein spekulativ. Möglicherweise bestanden beide Bergfriede noch bis zur Errichtung des Krummen Saalbaus im 15. Jh. nebeneinander, so dass die Gestalt der Burg derjenigen der Burg Münzenberg ähnelte.
Westlich der Kernburg schließt sich die hufeisenförmige Vorburg an, die im Spätmittelalter als Wirtschaftshof ausgebaut wurde. Ältere Bauteile sind nicht bekannt. Das prägnanteste Gebäude ist der Wachtbau am südlichen Tor zur Stadt. Herauszuheben ist noch der klassizistische „Neue Bau“ gegenüber, auf dessen Rückseite sich eine Ausfallpforte des späten 15. Jhs. befindet. Südlich des Schlosses befindet sich der Stallhof, dessen Ökonomiegebäude aus dem 17./18. Jh. stammen. (Stefan Eismann/Reinhard Friedrich)
Arch-Untersuchung/Funde:
1928 wurde bei einer Sondage der Ostabschluss der romanischen Kapelle aufgefunden. 1952 wurde das Fundament des ersten Bergfrieds ergraben.