EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Roggenbach bei Unterkirnach

Geschichte:

Die Burg diente wohl als Herrschaftszentrum in einer Rodungsinsel. Durch Herzog Bertold IV. und die Roggenbacher gab es in den Jahren um 1179 eine Reihe von umstrittenen Schenkungen - u. a. Roggenbach ("predium Roggimbach"; FUB 5, Nr. 108) selbst - an die Klöster St. Georgen und Tennenbach (Weber 1972), die teilweise widerrufen wurden und zu langwierigen Streitigkeiten zwischen beiden Institutionen führten. Als Lehensmann der Zähringer, und vielleicht weil seine Frau Ita aus dem Breisgau stammte, hatte Werner von Roggenbach schon etwa um 1160 seinen Lebensmittelpunkt und Sitz in den Breisgau verlagert, wo er mit - vom Kloster Einsiedeln nicht genehmigten - Bauaktivitäten auf dem Michaelsberg bei Riegel (Lkr. Emmendingen) aufscheint, auf dem er eine Burg errichtete. Der Tod des Werner von Roggenbach ist zwischen 1179 und 1185 anzunehmen. 1187 werden noch "Wernheri de Roggenbach predia Roggenbach, Vilingen, Aseheim, Cheingen" genannt (d. h. Roggenbach, Villingen, Aasen und Klengen).
1363 wird in einer Urkunde nur ein Hof zu Roggenbach etc. genannt, aber keine Burg erwähnt. Als herrschaftliche Komponente erscheint lediglich "der Herren Walt" (Preiser 1975, S. 140-141 Nr. 92). Das könnte als Indiz gewertet werden, dass die Burg längst abgegangen war und auch die Zugehörden und Herrschaftsverhältnisse längst in neuem Sinne geregelt waren. 1506 sollen die Tennenbacher Güter an die Stadt Villingen verkauft worden sein.
1830 sollen noch Mauern gestanden haben, die als Steinbruch dienten. Der noch zweistöckige Turm wurde Ende der 1820er Jahre abgetragen.
(Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Die vermutlich im Hochmittelalter entstandene Anlage ist vollständig abgegangen. Bedingt durch das Fehlen von Grabungen sind keine detaillierten Angaben zur baulichen Entwicklung der Burg möglich. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Geologie kein Granit, sondern weißer, ausgelaugter Porphyr. Burghügel etwa 30-70 m über dem Umland, da die Niveaus ringsum unterschiedlich sind.
Die etwa 70 x 25 m messende Rechteckform der heutigen Burg (auf LiDAR-Scan) ist evtl. erst durch den Einbau der Freilichtbühne und ihrer Umrandung entstanden. Schon zu Beginn des 19. Jhs. und dann beim Bau der Freilichtbühne muss viel Mauerwerk abgetragen worden sein. Die Umfassungsmauer der Freilichtbühne dürfte stark aus wiederverwendeten Steinen der Burg bestehen.
Bei einer Baggeraktion im August 2000 wurde offenbar die Sockelzone des Turms beseitigt und der Halsgraben im Westen teilweise verfüllt. Dabei dürften die beiden Buckelquader zutage gekommen sein, die heute im Halsgrabenrest liegen bzw. an der Zufahrt abgelegt sind. Eine ältere Notiz besagt, der Turm soll etwa 14 m Seitenlänge gehabt haben; falls diese Angabe stimmen sollte, ist eher mit einem Wohnturm als einem Bergfried zu rechnen.
Die Burg war zuvor in ihrer Grundform wohl eher oval, in Ost-West-Richtung. Ein weiterer Graben befindet sich an der östlichen Schmalseite. Ein Graben mit verflachtem Vorwall läuft im Norden längs (parallel zum Aufgangsweg).
Auf der südlichen Längsseite ist eine terrassenartige Abflachung festzustellen, die ursprünglich wohl ebenfalls ein Wall mit Graben war. Im Westen ist die die äußere, felsige Flanke des Halsgrabens erhalten; sie verläuft zur Südseite hin gebogen und zeigt damit an, dass das Grabensystem umlief. Im westlichen Graben liegt neben jüngerem Schutt von oben her auch ein Buckelquader aus Buntsandstein; der Buckel sitzt auf seiner Schmalseite.
Gegen den Graben hin habe sich ein etwa 4 m hoher Schutthügel befunden; hier stand offenbar bergseitig der Turm.
An der Spornspitze im Osten soll sich ein zweigeteiltes Gebäude befunden haben. Der Hof zwischen Gebäude und Turm soll 40 m lang gewesen sein.
2004 restaurierte ein internationales Workcamp die Mauern der Freilichtbühne.
Der Südhang liegt heute in einem Ziegengehege und ist durch ein Tor zu betreten (Tor am Halsgraben, im Westen).
Neufunde am 22.8.2022 umfassten nachgedrehte Keramik, u. a. 1 Randscherbe (12., max. frühes 13. Jh.).
Pingen, Halden und ein Stollenmundloch wenig westlich und südlich deuten auf einen Eisenerzbergbau hin.
(Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine Grabung. Inventarisierung am 28.3.1989 durch Michael Schmaedecke (damals LDA). Begehung H. Wagner 22.8.2022..
Funde: Keramik des 12./frühen 13. Jhs.