EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Nordend-West, Holzhausen-Schlösschen

Geschichte:

Rund um Frankfurt lag innerhalb der Landwehr eine Reihe von als Burg ausgebauten Gutshöfen, die aufgrund ihrer abseitigen Lage mit dem Begriff "Öde" bezeichnet wurden. Die Holzhausensche Öde wird erstmals 1398 als allodiales Gut in Besitz des Arnold Schrurge zu Lichtenstein erwähnt. Dieser verpflichtete sich damals, die "Große Oede" nur an Frankfurter Bürger zu verkaufen. Wahrscheinlich gelangte die Anlage 1414 über seine Tochter an die Familie von Holzhausen. Dieses Patriziergeschlecht hatte seinen ursprünglichen Sitz auf der Burg in Burgholzhausen im Hochtaunuskreis und übersiedelte nach deren Zerstörung vor 1243 nach Frankfurt. Die 1503 "Steinern Stock" genannte Anlage wurde 1540 durch Justinian I. von Holzhausen zum Landsitz ausgebaut, auf dem er einen Kreis von Humanisten um sich sammelte. 1552 brannte die Wasserburg während der Belagerung Frankfurts durch den Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg und den Kurfürsten Moritz von Sachsen im Rahmen des Fürstenaufstands gegen Kaiser Karl V. ab. 1571 wurde sie wieder aufgebaut. Erst ab 1771 diente das Schlösschen als ständiger Wohnsitz der von Holzhausen. Das Umfeld wurde ab 1793 zum Landschaftsgarten umgestaltet. 1910 veräußerten die Holzhausen das Schlösschen an die Stadt Frankfurt. Zu den folgenden unterschiedlichen Zweckverwendungen der Anlage gehört auch die Nutzung als Sitz des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte ab 1952. Seit 1989 sitzt hier die Frankfurter Bürgerstiftung, die es als Ort für vielfältige kulturelle Veranstaltungen verwendet. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Gründungsanlage und ihr Bauzeitpunkt sind unbekannt. 1540 wurde das ursprüngliche Weiherhaus von Justinian von Holzhausen durch einen Neubau ersetzt. Dieser wurde 1552 während der erfolglosen Belagerung Frankfurts im Rahmen des Fürstenaufstands gegen Karl V. zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in vergrößerter Form erst 1571 durch Achilles von Holzhausen. Zwischen 1726 und 1729 ließ der frisch gewählte Frankfurter Bürgermeister Johann Hieronymus von Holzhausen das Schlösschen durch den Darmstädter Hofbaumeister Louis Remy de la Fosse modernisieren, wobei es eine neue Fenstereinteilung und ein Mansarddach bekam. Die Fenster der Beletage waren gegenüber den anderen vergrößert. Das Renaissanceportal von 1571 blieb erhalten. Seit der Übertragung an die Frankfurter Bürgerstiftung 1989 wurde das Schlösschen zweimal saniert. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Bei ihrer ersten Erwähnung im Jahre 1398 bestand die Anlage aus Haus, Hof, Graben und Umfassung. Sie lag außerhalb der Frankfurter Stadtmauern vor der Eschenheimer Pforte. Die 1540 errichtete Anlage ist auf dem Plan der Belagerung Frankfurts im Jahr 1552 von Conrad Faber als quadratischer Wohnturm in einem Hausteich abgebildet. Über den Wassergraben führt auf der Abbildung eine hölzerne Brücke zu einem am jenseitigen Ufer gelegenen Gebäude mit Walmdach. Der Neubau von 1571 ist auf einem Gemälde von 1720 gut dokumentiert. Er lag in einem sehr umfangreichen Hausteich, der von einem Wall umgeben war. Im Osten befand sich eine Vorburginsel mit einem niedrigen Wirtschaftsgebäude. Östlich vorgelagert lagen zwei Steingebäude. Zum Schloss führte von der Vorburg eine überdachte Brücke, die zu zwei Dritteln aus einem Holzüberbau auf steinernen Pfeilern bestand. Das letzte Drittel wurde durch einen einfachen Steg mit Geländer überbrückt. Der Hauptbau bestand aus zwei Teilen. Im Norden stand ein rechteckiger Turm mit Walmdach, der nur auf seiner oberen Hälfte durchfenstert war. Der Sockel war mit Schießscharten versehen, das oberste Geschoss durch einen Bogenfries abgeteilt. Es ist anzunehmen, dass es sich hier noch um ein Überbleibsel der spätmittelalterlichen Anlage handelt. Südlich angebaut war ein niedrigerer Wohntrakt, der nur eine Fensterreihe aufwies.
Das heutige Wasserschlösschen von 1727 besteht aus einem dreigeschossigen Rechteckbau von 18 x 12 m Größe auf leicht geböschtem Sockel mit Mansarddach. Das Gebäude behielt vermutlich weite Teile der Außenmauern des Vorgängers bei. Lediglich die Fenster wurden vergrößert und vermehrt. Über den Wassergraben führt eine Steinbrücke. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine