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Zeiselmauer

Geschichte:

Auf den teilweise bis heute erhaltenen Ruinen eines römischen Limeskastells entwickelte sich das mittelalterliche Zeiselmauer, wobei die antiken Mauern als Ortsbefestigung genutzt wurden. Das Gebiet fiel 836 durch eine Königsschenkung an das Bistum Passau. Danach dürfte das Kastell neu besiedelt worden sein, 985/991 findet sich die erste urkundliche Nennung als "civitas Zeizimure". In einer um 990 auf das Jahr 823 gefälschten Urkunde wird ein "castellum" genannt. Der Ort diente als Verwaltungsmittelpunkt der Passauer Hofmark, 1091 starb hier Altmann von Passau im Exil. 1184 wird ein bischöfliches Palatium (Pfalz) erwähnt, 1203 beschenkt hier Bischof Wolfger von Erla den Sänger Walther von der Vogelweide. 1188 bis 1194 taucht ein Otto de Zainzeinsmur urkundlich auf. Da in der Folge die Urkunden schweigen, gab es wohl nur unbedeutende Pfleger. 1277 erhielt Zeiselmauer die Blutsgerichtsbarkeit, 1324 wird es als "oppidum" bezeichnet. 1349 bzw. um 1400 wird eine Passauer Pfarre eingerichtet, erst 1510 taucht der Sitz als "zerbrochenes Schloss" auf. Damals war die Herrschaft bereits dem Passauer Remtamt Königsstetten untergeordnet, das bis 1803 bestand.
(G.R.)

Bauentwicklung:

Als letzter Baurest des bischöflich-Passauischen Sitzes in Zeiselmauer, der gesichert seit 1184 erschließbar ist, kann ein spätmittelalterlich adaptiertes römisches Kastentor identifiziert werden, welches auf Grund der kleinformatigen Fenster wohl schon im 14./15. Jh. als Getreidekasten gedient haben dürfte.

Baubeschreibung:

In der Forschung wurde bisher angenommen, dass die ehemalige Passauer Burg von Zeiselmauer heute restlos abgekommen sei und nur ein aufgrund einer Gewölbeinschrift von 1581 als nachmittelalterlich datierter Getreidespeicher überlebt hätte. Dieser kompakte Bau zeigt heute auf einer Grundfläche von etwa 11 x 19 m vier Geschoße. In Erdnähe deutet ein hoher Rundbogen auf ein ehemals etwa 3 m tieferes Gehniveau, wie es an der Rückseite noch annähernd vorhanden ist. Aufgrund der Lage, des charakteristischen Gussmauerwerks mit quaderhaften Außenschalen und vor allem aufgrund des monumentalen Rundbogens lässt sich hier ein bemerkenswert gut erhaltener kastenförmiger Torbau des römischen Lagers verifizieren. Er stand im Zentrum der Ostlagermauer, beiderseits sind die verzahnten Ansätze der Kurtinen erkennbar. Direkt über dem inneren Rundbogentor, das heute vermauert ist, läuft ein Kranzgesimse aus großen Quadern, darüber zeigt sich der primäre Steinverband teilweise bis ins 3. Obergeschoß. Die grob blockhaft zugerichteten Formate in lockeren Einzellagen werden durch Einschüsse plattiger Lagen bzw. hoher Mörtelbänder sowie durch einen regelmäßigen Rüstholzraster akzentuiert, wodurch im zweifellos antiken Verband bemerkenswerterweise auch wesentliche Merkmale mittelalterlicher Bautechnik zu konstatieren sind. In den oberen Geschoßen zeichnet sich eine einheitliche Ausbauphase ab, die durch den großteils flächigen Putz nicht deutlich auszuscheiden ist. Konsequent wurden die antiken Baufluchten und sogar die abgerundeten Ecken übernommen, sodass der Umbau eventuell auch nur die Fenster betraf. Es wurden in den drei Obergeschoßen in regelmäßigen Abständen und jeweils übereinander kleine Rechteckfenster mit einheitlich gefasten Gewänden und (älteren?) Entlastungsbögen eingebaut, wobei keine Bevorzugung bestimmter Bereiche oder Geschoße festzustellen ist. Das lagenhafte Bruchsteinmauerwerk mit örtlichem Ziegeleinsatz inkludiert offensichtlich älteres Baumaterial, wodurch keine exakte Datierung möglich ist. Auch die gefasten Gewände aus ortsfremden (spoliertem?) Sandstein erlauben nur eine grobe Einordnung ins 14. oder 15. Jh. Die Monumentalität legt dem Bau eine gewisse Repräsentationsfunktion nahe, aufgrund der winzigen Fenster dürfte er jedoch nur als mittelalterlicher Speicher für die Zehentabgaben gedient haben. Rötungen an den Steingewänden deuten auf einen verheerenden Brand, worauf sich vielleicht die urkundliche Bezeichnung von 1510 als gebrochenes Schloss beziehen lässt. Als letzte große Umbaumaßnahmen zeichnen sich, am Tor inschriftlich auf 1581 datiert, der Einbau des Kellergewölbes, die Vergrößerung mehrerer Fenster sowie eine minimale Aufstockung auf die heutige Höhe ab. Dabei wurden erstmals neuzeitliche Ziegel verwendet.
(G.R., P.S.)