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Dürnstein

Geschichte:

Das Gebiet um Dürnstein gelangt A. d. 11. Jhs. durch K. Heinrich II. als Schenkung an das Kloster Tegernsee. Ab der M. d. 12. Jhs. ist Dürnstein freies Eigen der Kuenringer. Die Gründung der Burg kann durch Hadmar II. von Kuenring, der ab 1157 urk. genannt wird, angenommen werden. Dass die Errichtung erst mit dem Erhalt des Lösegeldanteiles für den englischen König in Zusammenhang steht, erscheint durch den erhaltenen Baubestand d. 2. H. d. 12. Jhs. wenig wahrscheinlich. Die Burg ist einer der Haupt- und Stammsitze der Kuenringer und Zentrum der freieigenen Hft. Dürnstein. Die Herrschaftspolitik der Kuenringer, nicht zuletzt ihre Teilnahme am Aufstand gegen Hzg. Friedrich II., führt 1231 zur Zerstörung des höchsten Turmes der Burg. 1295 erfolgt der Adelsaufstand gegen die Habsburger, 1296 muss sich der maßgeblich daran beteiligte Leuthold I. unterwerfen. Leuthold III. war der letzte der Linie Kuenring-Dürnstein (1355). Hzg. Albrecht II. kauft 1356 den größten Teil der Hft. Dürnstein. Mehr als 200 Jahre bleibt Dürnstein nun landesfürstlich und wird durch Pfleger verwaltet oder an Adelsfamilien verpfändet. 1365 - 1429 ist die Hft. im Pfandbesitz der Maissauer, 1430 - ca. 1480 im Pfandbesitz der Eitzinger. 1428 und 1432 werden Burg und Stadt durch die Hussiten geplündert, 1458 von kaiserl. Truppen erobert. Ab ca. 1490 sind auf beiden Anlagen landesfürstliche Pfleger genannt. 1548 ist die Burg bereits baufällig. 1572 gelangt Dürnstein als erbliches Lehen an Reichard Streun v. Schwarzenau. Unter den Streun erfolgen 1586 Instandsetzungsarbeiten. 1609 kaufen die Zelkinger die Hft., die Burg wird 1625 erneut als baufällig bezeichnet. 1634 gelangt sie an die Zinzendorfer. Unter deren Hft. wird die Burg 1645 von schwedischen Truppen gestürmt und 1646 beim Abzug beschädigt. Ab 1663 kommt der Besitz durch Kauf an Conrad Balthasar Gf. Starhemberg, dessen Nachkommen noch heute Besitzer sind. Die Burg wird bereits 1679 als nicht mehr bewohnbar beschrieben jedoch1683 noch notdürftig als Fluchtort eingerichtet.
(G.R.)

Bauentwicklung:

Der hochmittelalterliche Baubestand einer regelmäßigen Burg mit Palas, Turm und Kapelle sowie jüngerer Vorburg lässt sich gut mit dem historisch überlieferten Dynastensitz der Dürnsteiner Linie der Hrn. v. Kuenring in Verbindung bringen. Die frühneuzeitlichen Instandsetzungsarbeiten ab 1586 sind v.a. in Form wehrtechnischer Ausbauten mit Schießscharten und der Aufsatz von Scharwachttürmchen belegt.

Baubeschreibung:

Aufgrund mehrerer Ausbaustufen teilt sich die Anlage in drei Geländeterrassen, nämlich eine weitläufige Unterburg, die als Eckpunkt der Stadtmauern dient, eine mittlere Vorburg und die eigentliche Kernburg.
Felseinstemmungen des obersten Felskopfes, die auf einen ehemaligen zentralen Rundbau mit 5 m Durchmesser deuten, sowie Funde entsprechender Keramik geben Hinweise auf eine frühe Vorgängeranlage, möglicherweise schon des 11. Jahrhunderts. Aufgrund des charakteristischen Kleinquadermauerwerks zeichnen sich in der heutigen Kernburg die Reste einer großen Hauptbauphase ab, die auf einer bemerkenswert rechtwinkeligen Fläche von ca. 23 x 28 m einen 24 x 8 m großen Saalbau im Westen, eine Kapelle in der Südostecke sowie einen zentralen Wohnturm von etwa 9,5 x 11 m aufwies. Das sorgfältig geschichtete, teilweise mit Kellenstrich erhaltene Mauerwerk deutet gemeinsam mit der Erstnennung eines Kuenringers 1157 in Dürnstein auf eine Entstehung der Burg um 1160. Das Konzept eines kompakten Baublocks mit den klassischen Bauelementen der mittelalterlichen Burg erweist sich überregional als bemerkenswert früh.
Noch im 12. Jahrhundert kommt es zum Ausbau durch eine Bastion zur Bergseite und eine kleine Unterburg mit Wirtschaftstrakt zum Tal. Im frühen 13. Jahrhundert erfolgt, vielleicht mit dem Lösegeld für Richard Löwenherz, eine Erweiterung der Vorburg mit neuem, wohl gewölbten Palas. Von ihm haben sich mächtige Substruktionen sowie Gewölberippen erhalten.
Nach einem missglückten Adelsaufstand 1231 werden der zentrale Turm und große Teile der Kernburg abgebrochen. Statt dessen errichtet man einen zweiflügeligen Palast, der durch Kreuzrippen gewölbt ist. Teile dieser Gewölbe sind noch im 19. Jahrhundert vorhanden, heute künden davon nur wenige Abdrücke und Rippenteile. Im mittleren 13. Jahrhundert dient Dürnstein als Residenz der Kuenringer, die nach dem Aussterben der Babenberger 1246 als Capitanei Austriae an der Spitze der Landherren bis 1251 Österreich regieren. Kurz danach dürfte die Burgkapelle mit einer allseitigen Monumentalmalerei im zackbrüchigen Stil ausgestattet worden sein, von ihr künden heute nur spärliche Reste. Um 1300 wird die Kernburg zu einem homogenen dreiflügeligen Bau umgestaltet, die Unterburg erhält nach Osten eine neue Ringmauer vorgeblendet.
Im 14. Jahrhundert übernimmt der Stadthof der Kuenringer bzw. Maissauer die Funktionen der Burg, es gibt offenbar keine größeren Baumaßnahmen. Erst im 15. Jahrhundert wird als Reaktion auf die Hussitengefahr die Stadtmauer neu befestigt, die Burg erhält eine neue Vorburg, die durch kleine Türme auf Felsköpfen gesichert wird. Zum ansteigenden Felsgrat werden Bastionen vorgesetzt und zum neu befestigten Tabor auf einem oberhalb gelegenen Sporn werden lange Wehrmauern errichtet. Ein letzter Ausbau ist um 1586 nachweisbar, als neben kleineren Umbauten mit Gewehrscharten der Kernburg auch Scharwachtürmchen aufgesetzt werden. Mit der Errichtung des neuen Schlosses 1622 in der Stadt verliert die Burg endgültig ihre Funktion, 1645 wird sie von den Schweden gestürmt und teilweise gesprengt.
(G.R., P.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keramik-Lesefunde LaTène-Kultur bis Spätmittelalter