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Schönbühel

Geschichte:

Schönbühl wird erstmals 1073 in Verbindung mit Passau genannt. Um 1100 nennen sich die Edelfreien Marchward und Friedrich als Lehensträger Passaus danach. 1180 bis 1260 besitzen die Ministerialen von Aggsbach-Werde das Lehen. Vor 1260 gelangt ein Anteil an die Herren von Radeck, ein weiterer an die Herren von Wesen. 1318 ist Konrad von Eisenbeutel mit einer Hälfte begütert. Ab 1323 ist die Burg von Passauer Burggrafen verwaltet. 1396 gelangt sie als freie Eigen an die Starhemberg, die um 1414 bauliche Erweiterungen durchführen. Erst 1819 kommt das Schloss an die Grafen Beroldingen, die den Bau in die heutige Gestalt bringen. 1927 folgen die Grafen Sailern-Aspang, so dass das Schloss heute zur Schlossgut Schönbühl-Aggstein-AG gehört. (G.R.)

Bauentwicklung:

Da die seit dem frühen 12. Jh. urkundlich erschließbare Burg durch neuzeitliche Um- und Ausbauten stark überprägt ist, sind keine gesicherten Aussagen zur Baugeschichte möglich. So lassen sich auch die 1414 unter den Hrn. v. Starhemberg getätigten Baumaßnahmen nicht identifizieren. Vom "Altschloß", einem Bau von 1710/27, hat sich der sog. "Kapellentrakt" erhalten, das heutige Erscheinungsbild wird vom neuen Schlossbau unter Gf. Franz v. Beroldingen 1819/21 geprägt. (G.R.)

Baubeschreibung:

Der insgesamt ca. 150 m lange, 50 - 100 m breite Sporn trägt nur im südwestl., 36 m über der Donau liegenden Bereich die eigentliche Burg- bzw. Schlossanlage, war aber bereits in der Bronze-, Urnenfelder- und Römerzeit sowie im frühen Hochmittelalter besiedelt. Darauf könnte neben Lesefunden aus dem Burgareal der gegen NO vorgelagerte, ehem. wallverstärkte Abschnittsgraben weisen, der heute innerhalb des örtlichen Parkareals liegt.
Ein ungewöhnlich tiefer, breiter, im Halbrund von NW bis S umlaufender, aus dem Felsen geschrämter Graben beschreibt den ehem. Burgbereich im SW. Die eigentliche Schlossanlage im Zentrum dieses ehem. Kernbereiches ist ein Neubau der Zeit um 1819/21 unter Gf. Franz v. Beroldingen, der ein bereits von 1710/27 stammendes "Altschloss" ersetzte, das heute nur noch im südl., rundturmbetonten "Kapellentrakt" tlw. fassbar ist. Das aus dem späten 15. Jh. stammende, von jüngeren Pilastern gerahmte Tor des Schlosses im Erdgeschoß des 5-gesch., zwiebelhelmgekrönten Turmes zeigt die Verwendung mittelalterlicher Teile. Der Turm selbst erweist sich im Grundriss als 10 x 8,3 m großer, massiver Bau mit bis zu 2,70 m starken Mauern und kann mglw. als ehem. Torturm oder entsprechend adaptierter Bergfried der (hoch)mittelalterlichen Burg gesehen werden. Vom Turm läuft ein 1,40 - 1,60 m starker, polygonaler Beringzug gegen O und bildet dadurch die tlw. abgewinkelte südl. Schlossfront und die Trennung zum südl. "Kapellentrakt". Der nur noch im Grundriss erkennbare Mauerzug dürfte auf den hochmittelalterlichen Bering zurückgehen, der in Folge auch durch den rundlich-polygonalen Verlauf des Grabens gekennzeichnet ist. Durch die gegenwärtige Situation und die völlige Einbeziehung der Bauteile kann nur hypothetisch eine relativ ausgedehnte Burganlage des 12./13. Jhs. mit polygonalem Beringverlauf erschlossen werden, die im 15. Jh. entsprechend adaptiert wurde.
Die heute weitgehend unbebaute Terrasse im SW des Schlosses wird von tief in den Felshang fundamentierten, im Kern spätmittelalterlichen Mauerzügen umgeben, die im S als Basis für den "Kapellentrakt" dienen. Ein spätmitttelalterliches, stark ergänztes Tor weist ihn als ehem. Torbau aus, der Bereich der Terrasse wäre folglich als mittelalterlicher Vorburgbereich rekonstruierbar. Im Bereich des nordwestl. Felsabbruches ist ein bis knapp zur Donau reichender, rechteckig ausgestemmter Schacht zu beobachten, an dessen oberem Ende Mauerreste auf eine ehem. Zugangs- oder Bedienungssituation schließen lassen. Die Deutung als Zisternenschacht erscheint durch eine zur Donau führende (Abfluss)-Rinne nicht schlüssig.
Eine relativ aufwändige Zugangsanlage ist bereits für das späte Mittelalter im Bereich östl. der Hochburg zu rekonstruieren, wo eine kleine Terrasse außerhalb des Grabens für eine weitere Vorburg- bzw. Zwingeranlage genutzt wurde. Die tlw. über hohen Futtermauern bzw. über der Konterescarpe des Grabens angelegten Bauteile integrieren die auf Bogenstellungen gesetzte Zugangssituation zur inneren Vorburg. Das im 16. Jh. ausgebaute bzw. veränderte Torgebäude im NO geht auf eine spätmittelalterliche Anlage zurück, die durch eine bemerkenswerte Toranlage mit zugbrückenbewehrtem Fahr- und Nebentor erkennbar ist. Der dadurch hier erschließbare ehem. Graben gegen den späteren Einfahrts- und Meierhofbereich ist verebnet. Detailformen und das im Basisbereich sichtbare Zwickelmauerwerk datieren diesen Bereich im Kern in die 2. H. d. 15. Jhs.
Die gesamte, sehr gepflegte Schlossanlage mit den zugehörigen Periphärbereichen ist heute privater Wohn- bzw. Gartenbereich der Besitzerfamilie und nicht öffentlich zugänglich. (G.R.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Höhensiedlung der Bronze-, Urnenfelderzeit und Römischen Kaiserzeit