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Sarmingstein

Geschichte:

In der landes- und burgenkundlichen Literatur wurden Säbnich und Sarmingstein lange Zeit gleich gesetzt. Erst die Entdeckung einer weiteren Burganlage am "Burgstall" talaufwärts am Sarmingbach hat diese These nachhaltig erschüttert. V.a. Alfred Höllhuber und Leopold Mayböck haben auf die getrennte Besitz- und Herrschaftsgeschichte dieser beiden benachbarten Anlagen hingewiesen.
Demnach ist ein früher Bestand von Sarmingstein unter den Hochfreien v. Machland sowie unter den Babenbergern als Besitznachfolgern nicht quellenmäßig belegt. Erst unter den Sommerauern ist die Burg in der 2. Hälfte des 13. Jhs. fassbar. 1296 gehört sie zu jenen Burgen, die im Zuge des Adelsaufstand gegen Albrecht I. zerstört wurden. Danach treten Burg und Herrschaft erst wieder im späten 15. Jh. in Erscheinung, so wird nach Grüll seit den 1470er Jahren bzw. nach Mayböck 1481 die im landesfürstlichen Besitz befindliche Burg durch die Hrn v. Prüschenk verwaltet. 1488 erteilte K. Friedrich III. Siegmund und Heinrich v. Prüeschenk den Auftrag zur Errichtung der Burg Sarmingstein. Für einen raschen (Aus-)Bau spricht die Tatsache, dass die Hrn. v. Prüeschenk die Burg während des Baus der Greinburg ab 1491 als Wohnsitz nutzten. Mit der Fertigstellung von Greinburg 1493 dürfte der Herrschaftsmittelpunkt der Prüeschenk nach Grein verlegt worden sein, denn 1513 übergibt K. Maximilian Sarmingstein an das Stift Waldhausen. Unter Propst Konrad v. Waldhausen werden die Burg 1534 im Auftrag K. Ferdinand I. Turm und Basteien wieder instand gesetzt, womit neben der Kernburg das massive feldseitige Vorwerk sowie der Turm im Ortsgebiet gemeint sein könnten. 1645 (nach Mayböck 1648) wurde die Burg durch die Schweden zerstört und bleibt fortan Ruine.
(T.K.)

Bauentwicklung:

Von der im Besitz der Hrn. v. Sommerau befindlichen Altburg des 13. Jhs. haben sich keine gesicherten Reste erhalten. Ausbauten in der Vorburg bzw. in den Vorwerken lassen sich mit den für 1488 urk. überlieferten Baugenehmigungen K. Friedrichs III. für Siegmund und Heinrich v. Prüschenk in Verbindung bringen, gleiches gilt für die Batteriestellung des äußeren Vorwerks in Zusammenhang mit dem 1534 datierten Instandsetzungsauftrag K. Maximilian II. an Propst Konrad v. Waldhausen.

Baubeschreibung:

Die Altburg umfasst ein polygonales Areal von etwa 48 x 28 m, das durch spärliche Reste einer blockhaft geschichteten Ringmauer eingeschlossen wird. Das Muster eines relativ sorgfältig ausgerichteten Mauerwerk ist Ergebnis der in vielen Bereichen ausgefallenen Zwickelsteine, wodurch die Struktur einen älteren - hochmittelalterlichen - Eindruck vermittelt. Ein Vergleich mit den weniger der Verwitterung ausgesetzten Binnenmauern zeigt aber, dass es sich um allgemein spätmittelalterliches Bruchsteinmauerwerk mit mäßigen Zwickelanteilen handelt, das kaum vor 1300 zurückreichen dürfte. Zu den ehem. Innenausbauten gehören Fundamentreste im Inneren des Nordberings auf einer schmale felsige Terrasse, die auf den ehemaligen Palas deuten. Auch im gegenüberliegenden Süden sind ehemalige schmale Gebäude mehrerer Etappen zu rekonstruieren, deren gröberes Mauerwerk möglicherweise noch dem späten 13. Jahrhundert zuzuordnen ist. Demnach bestand die Kernburg zu dieser Zeit aus einem längsovalen Bering, der zwei Gebäudetrakte um einen länglichen Hof einschloss.
Vergleichbare Mauerwerksstrukturen zeigen die Fundamentreste zweier Türme, die auf zwei 50 bzw, ca. 300 Meter entfernt nördlich vorgelagerten Felsköpfen errichtet worden waren. Der Turm im unmittelbaren Vorfeld besitzt Mauern, die zur Angriffsseite fast 5 m stark waren. Der viereckige Grundriss zeigt abgekantete Ecken und einen winzigen, dezentral gelegenen Innenraum. Das Mauerwerk besteht aus blockhaft zugerichteten Steinen, die durch kleinteilige Formate in größeren Lagenhöhen ausgezwickelt sind. Auch der Rundturm des äußeren Vorwerks zeigt einen winzigen,viereckigen Innenraum bei 11 m Durchmesser. Ähnliche isoliert vorgestellte sogenannte Halseinzeltürme finden sich regional häufig im 14. und 15. Jahrhundert, etwa in Prandegg, Scharnstein und Pernstein. Sie gelten nach Kühtreiber und Reichhalter als rein defensive Antworten auf den verstärkten Einsatz von Artillerie, während die ebenfalls vorgelagerten Batterietürme des fortgeschrittenen 15. Jahrhunderts von Waxenegg, Wimberg und Falkenstein mit ihren zahlreichen Geschützstellungen die neue Technik bereits offensiv nutzen. Die Türme von Säbnich können daher zeitlich grob ins ausgehende 14. bzw. frühe 15. Jahrhundert gestellt werden.
Die Hauptausbauphase der Burg ist jedoch im ausgehenden 15. Jahrhundert entstanden. Ab 1480 war die durch mehrere Zerstörungen stark beeinträchtigte Anlage im Besitz der Prüschenk, die sie offenbar sogleich intensiv befestigten. Es entstand um das innere Vorwerk eine 70 m lange Vorburg, deren leicht geböschte Kurtinen durch kleine Rondelle geschützt wurden. In der Vorburg finden sich Ruinen von Wirtschaftsbauten sowie der großen Mauerkranz einer Zisterne. Reste von Torbauten weisen auf eine gestaffelte Verteidigung, zwei talabwärts laufende Maueransätze gehörten vielleicht zu einer Talsperre, die den Zugang nach Waldhausen sperrte.
Auch das äußere Vorwerk wurde um 1500 ausgebaut: An den ältereren Rundturm schließt ein ovales Plateau an, das durch einen steilen Wall mit innen liegenden Mauerresten umkränzt wird. Sie zeigen drei zungenartige Einschnitte, die wohl als Gewände zu deuten sind. Außen wird dieser Wallhügel durch einen hohen Wall bzw. tiefen Graben mit bis zu 5 m hoher Kontereskarpe eingeschlossen. Das einschalige Mauerwerk ist stark ausgezwickelt, zeigt aber bis zu 2 m lange und 60 cm hohe Steinformate. Im Graben finden sich nach Aigner Hinweise, dass auch der steile Wall mit Steinen ausgelegt war. Es handelt sich offenbar um eine weitgehend aus Erdwerk bestehende Artilleriestellung, die für bemerkenswert große Geschütze eingerichtet war.
Zum Gesamtkomplex gehört als donauseitiges Vorwerk unmittelbar unterhalb des Burgfelsens ein weiterer Rundturm, welcher bislang mit den späten Quellen zu Sarmingstein identifiziert wurde. Tatsächlich handelte es sich um eine nur bedingt bewohnbare Straßen- und Flusssperre der Herrschaft, vergleichbar mit dem Kettenturm der Burg Neuhaus. 1602 wurde auf der Bastei ein Schiffmeisterhaus errichtet, das 1957 abgebrochen wurde, die Torgewände mit der Jahreszahl 1602 blieben erhalten. Auf zwei Stichen von W.H. Wenzel Hollar 1644 u. Matthäus Merian 1649 ist der Turm mit einem spitzen Kegeldach gedeckt; unterhalb desselben ist die Sperrmauer mit Tordurchlass für die Straße und am Donauufer das Schifffmeisterhaus abgebildet. Dieses besass ein Satteldach mit vier Scharwachttürmchen und einen hoch ummauerten Bereich am unmittelbaren Ufer. Möglicherweise nutzte dieses bereits einen siedlungsnahen Herrschaftsbau, doch dieser ist bislang weder quellenmäßig noch bauarchäologisch belegt.
(P.S., T.K.)