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Pragstein

Geschichte:

Im Dezember 1490 gab Kaiser Friedrich III. Lasla Prager, dem Inhaber von Herrschaft und Maut Mauthausen, die Erlaubnis zum Bau eines Schlosses. Nach dessen Tod löste Kaiser Maximilian I. die Pfandschaft aus, bereits 1530 wurde die Anlage als öde bezeichnet, aber wegen der drohenden Türkeneinfälle renoviert und mit kaiserlichen Söldnern besetzt. In der Folge wurde die Herrschaft oftmals verpfändet, bereits 1599 ist Pragstein wieder als "ödes Schloss" bezeichnet. Nach 1603 wurde der Bau durch Georg Erasmus Tschernembl von Schwertberg modernisiert, 1612 mussten bei einem Kauf durch den kaiserlichen Salzamtmann Veit Spindler hohe Baukosten ersetzt werden. 1631 wurde Pragstein an Leonhard Heinrich von Meggau übergeben, 1644 wird der Besitz an die Familie Cavriani vererbt. Damals mussten zahlreiche Fenster, Türen und Böden erneuert werden. 1770 kaufte Josef Gundaker Graf Thürheim die Herrschaft, 1894 erwarb der Bürgermeister Leopold Heindl das Schloss, nach dem Verkauf an die Gemeinde 1901 ist neben einem kleinen Heimatmuseum eine Musikschule untergebracht.
(P.S.)

Bauentwicklung:

Der fünfeckige, wohnturmartige Ansitz ist in seiner Bausubstanz mit dem 1490 durch K. Friedrich III. genehmigten Neubau durch Lasla Prager identisch. Die ab 1603 unter Georg Tschernembl v. Schertberg durchgeführten Baumaßnahmen betrafen in erster Linie Instandsetzungsarbeiten sowie Innen- und Außenfassadengestaltungen nach zeitgenössischem Geschmack.

Baubeschreibung:

Die viergeschoßige Anlage besteht aus einem einzelnen, monumentalen Baukörper, der über fünfeckigem Grundriss mit kielförmiger Spitze eine geräumige Grundfläche von 19 x 35 m belegt. Die Dachtraufe des hohen Walmdachs umläuft ein homogener Stichbogenfries auf Kragsteinen, darauf saß einst vielleicht ein Wehrgeschoß, wie dies durch ein Stadtwappen angedeutet wird. Bei Merian 1649 und Vischer 1674 gab es an den Ecken noch kleine Scharwachtürmchen. Die Fassaden haben frühbarocke Putzgliederungen mit Eckquaderung und gesimseförmigen Fensterfaschen. Die großteils primär erhaltenen Fenstergewände zeigen reich profilierte Steinmetzarbeit und gotische Fenstergitter, bemerkenswert sind vor allem einige Kreuzstockfenster mit Taustabrahmen. Das Hauptportal besteht aus einem profilierten Segmentbogen mit Rechteckrahmen für die Zugbrücke, darüber sind Reste eines kleinen, ehemals wohl polygonalen Erkers erhalten. Zur Donau führte bis zu jüngsten Restaurierungen ein kleines Ausfallstor mit Marmorwappen des Lasla Prager, bezeichnet 1507. Im Inneren hat sich die primäre Raumstruktur unverändert erhalten. Nach dem System des spätgotischen Mittelflurs wird in jedem Geschoß eine zentrale Halle mit Stiegenhaus beidseitig von zweiteiligen Raumfolgen flankiert. Die Türen zeigen teilweise fein gearbeitete Schulterbögen, die Hallen werden von Stichkappen überwölbt, nur die obersten Holzdecken werden von schweren Unterzügen gehalten. Im zweiten Obergeschoß deutet im Erker über dem Tor ein abgeschnittenes Sternrippengewölbe auf eine ehemalige Kapelle mit Polygonalapsis. Der Typus des Mittelflurbaus wird um 1500 allgemein in Oberösterreich und Salzburg üblich, er taucht allerdings regional etwa in Eferding schon 100 Jahre früher auf. Bemerkenswert ähnlich scheint das bayrische Schloss Obernzell bei Passau, das neben einem vergleichbaren Mittelflur auch eine entsprechende Kapelle mit Erkerapsis aufweist. Der kielförmige Grundriss zeigt Parallelen zu den Türmen des nahen, gleichzeitig errichteten Schlosses Greinburg. In Lage und Grundriss finden sich auch bemerkenswerte Analogien zur Bastion Schwalleck in Ybbs, die als Mautstation und Einlaufwerk zur Flutung des Stadtgrabens diente. Gemäß historischer Daten wurde Pragstein nach 1603 renoviert, aus dieser Zeit stammen an den Fassaden zahlreiche Fensterfaschen und innen Renaissance-Stuckierungen bzw. die oberen Riemlingdecken. Aus 1706 datieren einige Binnenwände mit barocken Türen.
(P.S.)