EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Roggenbach

Geschichte:

Die Burg soll ihren Namen von der ehedem dort "Rockenbach" genannten Steina haben. Sie kam durch Kauf von den Grafen von Nellenburg, die Besitzer der benachbarten Burg Steinegg geworden waren, zwischen 1288 und 1295 an die Herren von Krenkingen. Erbaut worden ist sie von den Nellenburgern zur Sicherung des Steinaüberganges nach dem von ihnen gegründeten Grafenhausen und zur Stützung ihrer dortigen Gebietsansprüche. Zur Burg Roggenbach gehörten nämlich weitverstreut zahlreiche ehemals nellenburgische Besitzungen vom hinteren Berauer Berg bis hin zur Wutach, und man weiß, dass Graf Mangold von Nellenburg, gerade in den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts mehrfach Güter in diesem Gebiet verkauft hat.
Dass sie von den Herren von Roggenbach, zähringischen Ministerialen, erbaut worden sei, wie oft zu lesen ist, trifft keinesfalls zu. Der Vermutung, dass die Krenkinger aber den vorderen, "Weißenburg" genannten Turm selber gebaut haben könnten, denn sie kamen ja von der Weißenburg, widerspricht nur seine rundbogige, also romanische Eingangsöffnung.
Von den Krenkingern, einem im 12. und 13. Jahrhundert blühenden Adelsgeschlecht, das u.a. Äbte der Reichenau und in Rheinau sowie Bischöfe von Konstanz stellte und in engen Beziehungen zu Zähringern, Staufern und Habsburgern stand, wissen wir von einer Teilung in zwei Linien. Anfang des 13. Jahrhunderts übernahm die jüngere Linie die klettgauische Burg Weißenburg bei Weisweil, ehemals im Besitz des Klosters Rheinau, und benannte sich nach ihr. Aus dem kleinen Örtchen Krenkingen (Klettgau) stammend, hatten sie ihren Sitz auf der Weissenburg bei Weisweil. Aus machtpolitischen Gründen wurde diese jedoch 1281 durch König Rudolf I. von Habsburg zerstört. Nach der Zerstörung der Weißenburg gelangte der Beiname nach Roggenbach..
Auf Roggenbach lebte die jüngere Linie der Herren von Krenkingen-Weißenburg rund zweihundert Jahre lang, doch gehörte ihnen zuletzt nur noch ein Teil davon. Sie verfügten dort auch über kein geschlossenes Herrschaftsgebiet mehr; damit war ihnen jedes politische Wirken versagt, zumal gleichzeitig die Grafen von Lupfen auf der Burg Stühlingen Landgrafen geworden waren. Im Jahre 1417 verloren sie auch die lange ausgeübte Vogtei über das Kloster Riedern am Wald an die Landgrafen von Stühlingen. Zwar wehrte sich Hans von Krenkingen-Weißenburg dagegen, nahm den Probst gefangen und fügte dem Stift großen Schaden zu, doch zog er schließlich doch den kürzeren. Als er sich auch mit St.Blasien anlegte, wurde er gebannt, seine Burg belagert, 1438 erstürmt und zerstört. Sein Sohn Itelhans baute sie zwar 1443 wieder auf, doch hat sie ihre alte Stärke wohl nicht wieder erlangt, denn als sie nach dem etwa 1474 ohne männliche Leibeserben erfolgten Tode Hans Friedrichs von Krenkingen-Weißenburg 1482 an den Landgrafen Hans von Lupfen verkauft wurde - das wenige, was von der Burg und der einstigen Herrschaft Roggenbach den Krenkingern noch verblieben war - wird die Feste nur noch ein "Burgstall" genannt. Der letzte des einst so mächtigen Geschlechtes der Krenkinger, Martin, starb 1508 als Abt der Reichenau.
Später wurde ein Teil der Burg an die Herren von Roth verpfändet, die im südwestlichen Raum und am Hochrhein begütert waren und deren Sippenmitglieder hohe Ämter innehatten. Verschiedene Familien, unter ihnen die von Lichtenstein, Ryseck und Lupfen, teilten sich vom 14. bis ins 16. Jahrhundert in den Besitz der Burg und des "Herrschäftles" Roggenbach, bis ihre Ruinen 1609 schließlich von Max von Pappenheim, dem Erben der Grafen von Lupfen, an St.Blasien gelangten.

Bauentwicklung:

Zur Baugeschichte der Burg liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Dem vorhandenen Buckelquadermauerwerk nach zu urteilen, wurde die Hauptburg wahrscheinlich in zwei eng aufeinanderfolgenden Bauabschnitten errichtet. Zuerst der südliche Bergfried um 1200, danach Ringmauer und der nördliche Bergfried.

Baubeschreibung:

Gehen wir zunächst auf bequemem Pfad den 30 Meter hohen Bergrücken hinan, auf dem die zwei urtümlichen Vierecktürme der Burg hoch über mächtige alte Tannen hinausragen. Es sei gleich gesagt, dass der heutige Zugangsweg nicht der alte ist. Oben auf dem Burghof zwischen den beiden Türmen wird jeder nach kurzer Umschau zuerst einmal die freistehende Betonwendeltreppe emporsteigen wollen, die außen an den gewaltigen gebuckelten Sandsteinquadern des hinteren Turmes zu einer rundbogigen schmalen Öffnung hinaufführt. Sie liegt zehn Meter über dem Burghof. Es ist der alte Eingang in den Bergfried.
Durch die 2,20 Meter dicke Mauer hindurch - unten ist sie also noch dicker - kommen wir in den quadratischen Innenraum und stehen nun dort, wo die bewohnbaren Geschosse des Turmes begannen. Genau genommen ist es erst das Eingangsstockwerk. Über ihm, durch Blocktreppen erreichbar, befanden sich noch mindestens zwei weitere Stockwerke und darüber der Zinnenboden, die Wehrplatte unter dem Dach. Die zehn Meter unter uns waren das lichtlose Burgverlies, zu dem nur ein Seil an einer Haspel hinunterführte. Aber man sieht, anders als bei dem zweiten Turm, oder gar dem der Burg Steinegg, nichts mehr davon. Der Schutt der oberen Stockwerke hat es bis zur Höhe des Eingangs aufgefüllt. Wie hoch muss da der Turm früher gewesen sein, wenigstens 20 m.
Mauern werden von der Seite her angefressen und ausgehöhlt, bis dann eines Tages das darüber befindliche noch heile Mauerwerk durch sein Gewicht herabbricht. Ein Beispiel gerade hierfür ist eine Zeichnung von der Burg Roggenbach aus dem Jahre 1828. Sie zeigt über dem Eingangsgeschoss dieses Turmes eine tiefe Kerbe in der Außenmauer. Von den Obergeschossen stand damals noch einiges, heute ist das alles nicht mehr da. Ob das andersartige, später hineingeflickte Mauerwerk an der Ostseite des Turmes seine Ursache in eben diesen Schäden durch den Zahn der Zeit hat, muss dahingestellt bleiben. Man kann es auch auf die Belagerung und Zerstörung der Burg durch das Kloster St.Blasien vom Jahre 1438 und den 1443 erfolgten Wiederaufbau zurückführen. Und schließlich darf man auch nicht vergessen, dass die meisten kleineren Burgen im 15. Jahrhundert schon nicht mehr im besten baulichen Zustand waren. Der burgsässige Adel war vielfach verarmt; seine Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert war lange vorbei.
Dem aufmerksamen Beobachter wird in Höhe des Eingangsgeschosses, auf der gegen die Steina gerichteten Nordwestseite des Turmes, ein kunstvoll aus einem einzigen Quader herausgehauener "Löwenkopf" auffallen, der gleich einem Wasserspeier (z.B. am Freiburger Münster) ein beträchtliches Stück aus der Mauer herausragt. Welchen Sinn der Erbauer damit bezweckte, ob man damit die Feinde abschrecken wollte, oder ob es sich einfach nur um eine Verzierung handelt, vermag ich nicht zu sagen.
Schauen wir uns nun nach dem im Volksmund früher "Grüningen" genannten hinteren Turm den vielleicht jüngeren vorderen an. Auch sein Zugang ist rundbogig, der Turm wird also ebenfalls aus der Zeit vor 1200 stammen.
Der zweite Turm wird "Weißenburg" genannt. Der Name stammt von den Herren von Krenkingen-Weißenburg, welche die Burg Roggenbach Ende des 13. Jahrhunderts erworben hatten, nachdem ihre Burg Weißenburg bei Weisweil 1288 durch König Rudolf von Habsburg völlig zerstört worden war. In diesem Turm hat man 1908 oder 1924, als die Ruinen der Burg etwas konserviert wurden, unten einen Zugang geschlagen, so dass sein Verlies heute durch die 2,60 Meter dicken Mauern hindurch betreten werden kann.
Der alte Eingang liegt hier acht Meter hoch. In dessen Höhe erkennt man innen die viereckigen Löcher, je drei auf zwei gegenüberliegenden Seiten für die eichenen Tragbalken, auf denen die Planken des Eingangsgeschosses lagen. Die oberen Stockwerke sind an der rückspringenden Mauer kenntlich. Auf diesen Simsen wurden die Balken einfach aufgelegt. Man sieht noch im ganzen drei Stockwerke mit Einschluss des Eingangsgeschosses. Demnach muss dieser Turm mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig Meter hoch gewesen sein. Jedes Stockwerk besaß nur ein einziges kleines viereckiges Fenster, alle an der Ostseite, also der Wetterseite abgekehrt. Die Verglasung wurde erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts allgemein gebräuchlich. Bis dahin behalf man sich im Winter mit Holzläden, die auch durchscheinende dünne Häute enthielten, um wenigstens ein schwaches Licht in die Räume dringen zu lassen. Eine Öffnung nach Norden ganz oben im höchsten Stockwerk - wo der Wächter hauste - scheint zu einem Kamin gehört zu haben.
Wenn wir jetzt die uns umgebenden Wände etwas näher anschauen, bemerken wir auf jedem der mächtigen Steinblöcke (Abmessungen 95x70 cm sind dabei keine Seltenheit) eine kleine, künstlich hineingehauene Vertiefung, meist etwa in der Mitte der oberen Begrenzungsfläche. Was hat es mit diesen Löchern für eine Bewandtnis? Sie können nur zum Hochheben und Einschwingen der schweren Steine mit Hilfe einer Art Zange während des Aufmauerns gedient haben. Diese Zangen sind eine Erfindung des 13. Jahrhunderts.
Auch bei diesem Turm, wie überhaupt bei sämtlichen Mauern der Burg, sind es Quader aus Sandstein und Quarzporphyr, gelegentlich Tuff. Sie stehen alle in der Gegend an. Die riesigen Mengen an Kalk zum Mörteln wurden aus dem unteren und mittleren Muschelkalk der benachbarten Muschelkalkhochflächen zwischen Steina und Wutach heruntergeschafft; ein Kilometer östlich der Burg heißt heute noch ein Flurstück Kalkofen.
Sehen wir uns nun den Burghof - was davon übrig geblieben ist - näher an.
Beide Türme sind durch eine ungewöhnlich dicke Mauer von 210 Zentimeter Stärke miteinander verbunden. Sie erhob sich wenigstens sechs Meter über Hofniveau, wie ein stehengebliebener Rest beweist. Die Turmeingänge liegen beide nach dieser Mauer zu. Folgerung: man erreichte sie auf Holztreppen vom Wehrgang der Mauerkrone aus. Neben dem Turm "Grüningen" befindet sich zwei Meter über dem Hof in der Mauer eine kleine, viereckige, nach außen sich verjüngende Öffnung. Eine Schießscharte, ist der erste Gedanke. Aber wie sollte ein Mann mit einer Armbrust in dieser Enge hantieren können? Es ist keine Schießscharte, es ist einfach ein Lichtdurchlass. Doch weshalb dort ein Lichtdurchlass? Ein solcher an dieser Stelle setzt doch einen umbauten Raum voraus. Zweite Folgerung: dort stand ein Treppentürmchen oder ein Treppengebäude, auf dessen enger, dunkler Wendeltreppe man zur Mauer hinauf, vielleicht sogar bis zum Turmeingang hochstieg. Zu dieser Annahme würde auch der Maueransatz fünf Meter vom Turm an der Verbindungsmauer passen.
Bevor man zum Turm "Weißenburg" kommt, muss man durch ein noch erhaltenes Tor. Im Winkel zwischen diesem und der Außenmauer findet sich ebenfalls eine kleine Lichtöffnung, die gar keinem anderen Zweck gedient haben konnte. Das ist auf dieser Seite des Hofes die Stelle, wo man zur Mauer und zum Turm hinaufstieg.
Das Tor hatte übrigens eine Zugbrücke, wie ein noch offenes und ein bei der Konservierung leider vermauertes Loch beiderseits der Toröffnung beweisen.
Die Existenz dieses Tores innerhalb des Burghofes verursacht weitere Fragen. Doch sie lösen sich im Zusammenhang mit der Frage nach, der Ursache der doppelten Türme: Roggenbach war eine Burg für zwei getrennte Familien, eine sogenannte Ganerbenburg! Darunter versteht man eine an mehrere Erben eines Rittergeschlechtes oder auch an nicht verwandte Adlige unterteilte Burg. So entstanden sozusagen mehrere Burgen in der Burg, jede mit eigener Abgrenzungsmauer, eigenem Tor und Bergfried, eigenem Palas. Jetzt wird die zuerst etwas rätselhafte Anlage der Burg Roggenbach immer klarer. Es waren eben zwei Burgen innerhalb einer einzigen Ringmauer.
Wir müssen nun auch die vorhin geäußerte Annahme etwas revidieren, dass der Maueransatz an der Ringmauer kurz vor dem hinteren Turm zu einem Treppenturm gehören könnte. Dieser Ansatz gehörte zu einem zweiten Tor auf dem Burghof, fast spiegelbildlich zu dem erstbeschriebenen. Und beide Tore lagen an den Schmalseiten eines länglichen, vollkommen mauerumgebenen Vorraumes. In die Wohnräume, den meist zweigeschossigen Palas jedes Burgbezirks, kam man erst hinter dem jeweiligen Tor. Der Eingang zum Palas der "Weißenburg" - also des vorderen Bezirks innerhalb der Gesamtanlage - scheint sich in einer Sandsteinstufe gleich rechts hinter dem Tor anzudeuten. Die genaue Lage der zwei Palasgebäude, der eigentlichen Wohnstätten der beiden Burgfamilien, ist ohne Suchgräben nicht mehr festzustellen. Im Allgemeinen befand sich der Palas einer Burg aber neben dem Bergfried. Das wird wohl auch in diesem Falle zutreffen, denn es passt gut in den Grundriss der Burganlage.
Ganz sicher ist es, wegen der beiden Lichtschlitze in der östlichen Außenmauer, dass an dieser Mauer entlang Gebäude standen. Nichts widerspricht der Annahme, dass auch sie ziemlich spiegelbildlich angeordnet waren, und dass jede der beiden Burgfamilien genau die Hälfte besaß. Ob das im Mauerwerk der östlichen Ringmauer auffallende Muster aus Buckelquadern mit Randschlag - sonst besteht das Mauerwerk von Roggenbach nur aus Buckelquadern ohne Randschlag - das genau auf der Hälfte dieser Mauer liegt, auch ein Hinweis auf eine solche Aufteilung sein soll? Die Aufteilung mag etwa Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgt sein, als die Herrschaft Roggenbach an die zwei Vettern Konrad II. und Diethelm V. aufgeteilt wurde.
Kürzel nennt den hinteren Turm älter als den vorderen. Das kann stimmen, sein baulicher Zustand ist schlechter als der des vorderen. Nicht fraglich ist aber nun die noch ausstehende Festlegung des alten Zugangs zur Hauptburg. Er befand sich in der westlichen Ringmauer, derjenigen zwischen den beiden Türmen, und zwar genau in der Mitte zwischen den beiden Innentoren. Um das erkennen zu können, müssen wir nun in die Vorburg hinabsteigen. Dort finden wir an der angegebenen Stelle oben eine Bresche in der Mauer und darunter drei rechteckige Löcher für die Tragebalken einer Plattform, außerdem vor der Westseite des Turms Weißenburg und der angrenzenden Mauer ein Stück anstehenden Fels, der bis in die Höhe der Plattform reicht, aber nicht bis zu ihr hin. Der Raum zwischen Fels und Plattform wurde durch einen Holzsteg an der Mauer entlang überbrückt. Das ist der alte Zugang! Hoch zu Ross konnte man also nicht in die Hauptburg, nur in die Vorburg. Von dieser Vorburg, dem Wirtschaftshof und gleichzeitig dem ersten Verteidigungsabschnitt der Burg, ist nicht mehr allzuviel zu sehen, nur wenige Mauern und Mauerfundamente. Man betrat sie auf einer Brücke, die einen künstlichen Einschnitt durch den Bergrücken, den Halsgraben, überquerte. Durch diesen Halsgraben führt heute der Fahrweg. Von einem Tor dahinter ist nichts erhalten, es muss aber vorhanden gewesen sein. Über einen Vorplatz kommt man danach zu einer schmalen Durchfahrt zwischen Mauern und Mauerresten rechts und links, wo sicherlich eine zweite Tordurchfahrt bestanden hat. Wirtschaftsgebäude, besonders natürlich Marstall mit Schmiede, sowie Wohngebäude für die Dienstleute zeichnen sich rechts und links ab. Ganz am hintersten Ende liegt ein Brunnen.
Warum so weit hinten? Vielleicht war es nur eine Zisterne, gespeist mit dem Dachwasser des Turmes und seines vermuteten Treppengebäudes? Denn genau darunter liegt er. (T.T.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Ruine wurde meines Wissens noch nie archäologisch untersucht.