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Tursenstein

Geschichte:

Als Gründer und erste Besitzer der Hft. und Burg "Stein" gelten die Grafen v. Poigen-Rebgau. Nach Weltin ist die Gründung in den Zeitraum nach der Niederlage von Mailberg, im Zusammenhang mit Gf. Adalbert und seinen Söhnen anzunehmen. Im frühen 12. Jh. tritt ein Wolfker von Stein urk. in Erscheinung, der später als Gf. Wolfker v. Nalb zu identifizieren ist. Bereits im 12. Jh. folgen den Gfn. v. Poigen kurzfristig die Gfn. v. Hohenberg, später gelangt die Burg an den Landesfürsten, Hzg. Leopold VI. Unter den Babenbergern wird die Burg an Lehensträger vergeben, von denen jedoch keiner bekannt ist. 1265 wird sie wieder genannt, als Kg. Ottokar II. eine Reihe von Burgen niederreißen lässt, darunter "der Purchstal genannt der Stayn ...". 1288 wird als Lehensträger der Sonnberger ein Heinrich v. Stein angenommen. Vor 1337 fällt der Sitz an die mit den Sonnbergern verwandten Tursen. 1337 wird Reinprecht der Turs von den Herzögen mit dem "Stain auf dem Champ" belehnt und erhält die Erlaubnis zum Wiederaufbau und Ausbau der Burg. Nach dessen Tod fällt sie 1367 an Ulrich v. Pernstein, der 1377 an Ulrich v. Maissau verkauft. 1396 wird die Burg durch Hzg. Albrecht IV. dem Stift Altenburg übergeben, welches gegen beträchtliche Abgeltungen den Sitz abreißen lassen konnte. 1419 wird bereits von "dem wüsten Platz, wo einst das Schloss Tursenstain gestanden", berichtet. (G.R.)

Bauentwicklung:

Die östl. Zugangsseite wird von einem insgesamt 75 m langen, in wesentlichen Resten erhaltenen, leicht abgewinkelten Beringzug bestimmt, der sich im N polygonal um die bergseitige Spitze zieht. Am südl. Ende ist die westl. Torwange einer offenbar flankenartig ausgebildeten, im Verband stehenden Torsituation zu beobachten, die eine hier vorspringende Felsterrasse nützt. Ausgehend vom Tor zeigt der Bering auf einer Länge von 22 m die ältesten erhaltenen Mauerteile der Burg, streng lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk aus meist hammerrechtem Material mit starkem strukturellem Wechsel und partiellen "opus-spicatum"-artigen Einschüben aus der 1. H. d. 12. Jhs. Während nach 12 m eine (materialbedingte) Zäsur zu beobachten ist, sind weitere Teile durch einen Neubau des 13. Jhs. ersetzt, die nördlichsten Teile sind jedoch einem Wiederaufbau der 1. H. d. 14. Jhs. zuzuweisen. An den Torbereich setzen sekundäre Mauerteile an, die mit einer südl. orientierten Vorburg und einer weiteren Zugangssicherung des 13. Jhs. in Zusammenhang stehen. Der mäßig abfallende S-Hang wird durch einen Außengraben gesichert.
Auf einer zentral erhöhten, ebenen Terrasse bilden stark verfallene, erschwert rekonstruierbare, mehrphasige Bauteile einen inneren Bereich aus, dessen Gestalt erst dem 14. Jh. zuzuschreiben ist. An der N-Spitze überbauen massive Mauerreste eines polygonalen Turmes aus quaderhaften, hammerrechten Strukturen, um 1200/20 zu datieren, ältere Beringteile. Infolge der Felsgestaltung überbrückt der aus dem 13. und 14. Jh. stammende, mehrphasige Bering den westl. Steilabfall in sehr verwinkeltem Verlauf und bildet schließlich im S eine nicht klärbare, unregelmäßig-trapezförmige (Innenraum-)Situation mit westl. zulaufender Spitze aus. Entgegen der Erwartung, hier frühe Bauteile zu sehen, erlaubt die Mauerstruktur nur eine Datierung (allgemein) in das 13. und 14. Jh. Nördl. davon liegt ein zum Hof orientiertes, quadratisches, noch 2-gesch. Gebäude von 6,90 m Seitenlänge, das einen kreisrunden Lichtraum von 4,20 m Durchmesser aufweist. Der Zweck dieses in die 1. H. d. 14. Jhs. zu stellenden Gebäudes ist nicht bekannt, die Form lässt eventl. auf eine Funktion als Zisterne schließen.
Eine der Geländestufen, die im N und O die Hochburg umziehen, zeigt Mauerreste eines weitläufigen äußeren Berings, der an der Felsspitze im N beginnt und bis zur Toranlage im SO verfolgbar ist. Anhand der "opus-spicatum"-ähnlichen Mauerfüllung muss dieser Mauerzug noch dem 13. Jh. zugerechnet werden.
Aus dem Bereich des Burgberges konnten - nach Lindtner - Keramikfunde aus dem 11./12. Jh. und dem 14./15. Jh. geborgen werden, wobei eine geringe Zahl dem 11. Jh. angehören könnte. Die Funde des 15. Jhs. belegen, abweichend von der historischen Situation, eine wie immer geartete Besiedlung noch in jener Zeit. (G.R.)

Baubeschreibung:

Der Topographie des Felskegels folgend, wurde auf dem höchsten Plateau eine nahezu 3-eckige, 80 m lange, an der Basis bis zu 50 m breite Burganlage errichtet. Gegen die nördl. Bergseite, wo die Anlage eines Grabens durch den natürlichen Sattel und das steile Felsterrain unterbleiben konnte, bildet die Anlage eine schmal zulaufende Spitze aus. Der Zugang erfolgt über den NO-Hang, der zahlreiche Terrassenstufen und Mauerreste von Gebäuden und eines vorgelagerten Berings (Hinweise auf einen Vorburg- und Wirtschaftsbereich) zeigt. (G.R.)