Geschichte:
Burg Wallrabenstein wurde 1393 von Graf Walram von Nassau-Idstein über dem Wörsbachtal angelegt. Die Landesburg diente zur Sicherung der Nordgrenze gegen das ehemals diezische Camberg, wo nach dem Aussterben der Grafen von Diez die Herren von Eppstein Fuß fassten. Bereits 1406 wurde die Burg an die Herren von Reifenberg versetzt, weitere Verpfändungen folgten. Laut einer Kellereirechnung soll die Burg 1549 noch bewohnbar gewesen sein, doch schon zwei Jahre später ist von ihrem Verfall die Rede.
Im Vorfeld der Burg entstand eine Talsiedlung, von der in den Schriftquellen erstmals 1473 anlässlich der Erwähnung einer Kapelle die Rede ist. 1706 wurde die Burgruine an einen Einwohner des Ortes verkauft. Von 1820-1975 war die Burg im Besitz der Familie Roth, seit 1984 gehört sie den Familien Bartsch und Kelschenbach, die das alte Bauernhaus auf dem Burggelände bewohnen. (H.-J. H.; J. F.; S. E.)
Bauentwicklung:
Der Bau der Burg wurde vermutlich 1393 durch Graf Walram II. begonnen und durch seinen Sohn Adolf zu Ende geführt. Nach den Ergebnissen der Bauuntersuchung wurde die Anlage in einem Zug errichtet. 1549 war die Anlage wohl noch unter Dach. 1607 sollte die Burg dem ehemaligen Keller des Klosters Walsdorf als Wohnsitz zugewiesen werden, was belegt, dass damals zumindest Teile noch bewohnbar waren. Während des 30jährigen Krieges kam es zu Beschädigungen, Graf Johann von Nassau plante dennoch einen Wiederaufbau. In den ursprünglich nur über die Ringmauer in 8 m Höhe erreichbaren Bergfried wurde in neuerer Zeit ein ebenerdiger Zugang gebrochen. Der nach 1706 vor dem Burgtor erbaute Bauernhof könnte die Stelle einer früheren Vorburg einnehmen. Zum Bauernhof gehörte auch eine Fachwerkscheune, die den südlichen Burgteil bis heute vom nördlichen trennt. (H.-J. H.)
Baubeschreibung:
Die Kernburg mit dem in die Ringmauer an der Angriffsseite eingestellten, runden Turm bildet ein Rechteck. Der Turm ist mit einem Außendurchmesser von 6,5 m bei einer Mauerstärke von 2 m kaum als Bergfried anzusprechen, stellt aber dennoch den Hauptturm der Burg dar. Der dreigeschossige Wohnbau saß auf der östlichen Ringmauer, von ihm ist nur der Südgiebel mit einem Fenster erhalten. Die nördlichen und östlichen Ringmauern der Kernburg sind weitgehend verschwunden. Zur Angriffsseite nach Süden ist ein rechteckiger, etwa 8 m hoch ummauerter Vorbau mit spitzbogigem Zugang vorgelagert. Die Mauerstärke ist hier mit 2,55 m etwas größer als im übrigen Wehrmauerverlauf, wo sie 2,20-2,40 m beträgt. Die Zugangsfront wurde östlich des Tores von einer schlanken sechseckigen Tourelle gesichert, die vom Torüberbau her zu erreichen war. An der Südwestecke gegenüber befindet sich eine massive, runde Tourelle von 5 m Durchmesser. Dieser Torvorbau ist heute durch eine Fachwerkscheune vom inneren Burghof mit Bergfried und Wohnbau getrennt.
Südlich des Tores befindet sich heute ein landwirtschaftliches Anwesen, das früher eine Vorburg gewesen sein dürfte, da vor dem Tor kein Graben liegt. (H.-J. H./S.E.)
Arch-Untersuchung/Funde:
Bauuntersuchung zu Beginn der 2020er Jahre.