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Friedewald bei Bad Hersfeld

Geschichte:

Die Anfänge der am Ostende des Städtchens Friedewald gelegenen imposanten Wasserburg, die zu den herausragenden späten Burgenbauten des landgräflichen Hofbaumeisters Hans Jakob von Ettlingen zählt, reichen bis in das erste Viertel des 14. Jahrhunderts zurück. In den Urkunden wird die Burg Friedewald erstmals 1317 als Lehen der Abtei Hersfeld erwähnt. 1476 gelang es den Landgrafen von Hessen, die Anteile der Herren von Altenburg und der von Milnrode an der strategisch günstigen, an einer Handelsstraße nach Thüringen gelegenen Burg zu erwerben. Unter Landgraf Heinrich III. von Hessen wurde die bestehende Anlage vollständig niedergelegt. Bis 1489 entstand unter der Leitung von Hans Jakob von Ettlingen ein Neubau. Die Burg bildete den Mittelpunkt eines Amtsbezirks und diente den Landgrafen gelegentlich als Domizil während ihrer Jagdaufenthalte im wildreichen Seulingswald. Gelegentlich fanden auf Schloss Friedewald wichtige politische Verhandlungen statt. So etwa im Februar 1552, als sich dort Kurfürst Moritz von Sachsen und Landgraf Wilhelm IV. von Hessen trafen, um ihren Feldzug gegen Kaiser Karl V. vorzubereiten. Die wohlerhaltene, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Vorburgbereich erweiterte Burg- bzw. Schlossanlage wurde im Siebenjährigen Krieg 1762 nach ehrenvoller Verteidigung durch hannoversche Truppen von den Franzosen unter General Stainville zerstört. Erhalten blieb hingegen die Vorburg, die heute einen Hotelbetrieb beherbergt. (J.F.)

Bauentwicklung:

Während der Kenntnisstand über die erste 1317 urkundlich erwähnte Wasserburg zu Friedewald gering ist, liegen zu dem 1480 bis 1489 entstandenen Neubau umfangreiche Archivalien vor, die es ermöglichen, die bauliche Entwicklung nachzuvollziehen. 1482-85 wurden die Gräben durch Grabenarbeiter aus Ziegenhain erstellt und 1487 erfolgte die Weihe des Altars im Saal der Burg durch den Bischof von Würzburg. Im Zuge von Ausgrabungen, die 1983 im Kernburgbereich stattfanden, stieß man auf die Fundamente dünnwandigen Mauerwerks eines Gebäudes, das mehrere Innenwände aufwies. Vermutlich datieren diese Reste in das ausgehende 13. oder beginnende 14. Jahrhundert. Es könnte sich um eine "Kemenate" gehandelt haben. In der Rechnungsüberlieferung zum Neubau ist von einem "alten Bau" die Rede, der 1485 niedergelegt wird. Inititiator der Baumaßnahmen des ausgehenden 15. Jahrhunderts war der hessische Landgraf Heinrich III., der mit dem Neubau den Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen beauftragte, der in Friedewald eine moderne, der fortifikatorischen Entwicklung des ausgehenden 15. Jahrhunderts angemessene Kastellburg mit vier runden Geschütztürmen schuf. Die imposante Hauptburg, die auffallende Parallelen zu der ebenfalls von Ettlingen errichteten Burg Herzberg aufweist, wurde 1762 zerstört. Bauliche Veränderungen erfolgten 1550-1560 unter Landgraf Moritz von Hessen (reg. 1592-1627). Während seiner Regentschaft entstanden zwei parallele, den geräumigen Hof der Vorburg flankierenden Renaissanceflügel, die Anfang des 17. Jahrhunderts um drei Fensterachsen nach Osten verlängert und mit je einem Treppenturm versehen wurden. Ebenfalls in das beginnende 17. Jahrhundert datiert ein prächtiger, Wilhelm Vernukken zugeschriebener Brunnen im Vorhof. Das Erscheinungsbild des Vorhofes wurde jedoch entscheidend durch einen Neu- bzw. Erweiterungsbau des Hotels 1995-1997 und 1999 verändert. (J.F.)

Baubeschreibung:

Ob es sich bei der Vorgängeranlage des unter Hans Jakob von Ettlingen ab 1480 errichteten Neubaus um eine Kemenate gehandelt hat, ist unklar. Fundamentreste der Anlage wurden 1983 im Zuge von Grabungen im Bereich der Hauptburg aufgedeckt. Bei dem 1480 bis 1487 entstandenen Neubau handelt es sich um eine zweiteilige, aus geräumiger Vorburg und regelmäßiger Hauptburg bestehenden Anlage. Besondere Beachtung verdient die den Kastellburgen zuzurechnende Hauptburg. Über quadratischem Grundriss errichtet ist sie noch weitgehend von Wassergräben umgeben. Die Ecken flankieren wuchtige Rundtürme mit gewölbten Untergeschossen. Den Abschluss der mit querrechteckigen Schießscharten für Feuerwaffen versehenen Türme bildeten spitze Helme. Die beiden nördlichen Türme wiesen zudem Eckwarten auf. Der nordwestliche Eckturm in unmittelbarer Nähe des Tores war stärker und höher als die übrigen Flankentürme und zitiert mittelalterliche Bergfriede. Er weist drei gewölbte Geschosse und ein Konsolfries für den ehemaligen Fachwerkwehrgang auf. Der Zugang zum Turm liegt im Obergeschoss. Die Treppen verlaufen innerhalb der Mauer. Direkt am Nordwestturm schließt sich der Torbau mit drei hintereinander liegenden Toren und Seitenpförtchen, Wurferker und Wappenstein mit der Jahreszahl 1480, an. Die Nordseite des Burghofs nimmt der um 1600 umgebaute ehemalige Wohnbau ein, der an der Hofseite ein Renaissanceportal aufweist. An der Ostseite des Hofes lag der Marstall mit einem tonnengewölbten Keller. Den geräumigen Wirtschaftshof der Vorburg flankieren zwei parallele Gebäudetrakte, die zwischen 1550 und 1560 aufgeführt, und zu Beginn des 17. Jahrhunderts um drei Fensterachsen verlängert wurden. Zudem erhielten die Gebäude polygonale Treppentürme. Das südliche Turmportal weist die Jahreszahl 1605 auf, das nördiche die Initialen des Landgrafen Moritz von Hessen. Der prachtvolle Brunnen im Vorhof datiert ebenfalls in das beginnende 17. Jahrhundert und wird Wilhelm Vernukken zugeschrieben. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1983 archäologische Untersuchung von Teilbereichen der im späten 15. Jahrhundert aufgeführten Hauptburg.