EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Waldeck a. d. Eder

Geschichte:

Bei der auf einem exponierten Berggipfel 170 m über dem Edertal gelegenen Burg handelt es sich um die namengebende Stammburg der Grafen von Waldeck, die jedoch nicht zwangsläufig als Gründer der Burg in Frage kommen. Sehr wahrscheinlich wurde die Burganlage von den Grafen von Ziegenhain errichtet. Einen ersten indirekten Hinweis auf die Existenz der Burg bietet die Nennung eines Bernhardus "de Waldekke", der als Ministeriale der Abtei Corvey in Erscheinung tritt. Um 1180 erwarb Graf Widukind III. von Schwalenberg die Burg aus dem Besitz der Grafen von Ziegenhain und ab 1189 benannte sich Widukind nach seiner neu erworbenen Burg "von Waldeck und von Schwalenberg". Graf Adolf I. führte ab 1228 ausschließlich den Namenszusatz "von Waldeck". Unweit der Burg entstand auf einem benachbarten Hügelrücken der Ort Waldeck, der bereits 1236 als Stadt bezeichnet wird. Die Burg bildete den Mittelpunkt des sich festigenden Territoriums der Grafen von Waldeck, die 1397 eine Landesteilung vornahmen: Graf Adolf III. stiftete die Landauer Linie und Graf Heinrich VII. die jüngere Waldecker Linie, die sich ihrerseits nach seinem Tod 1444 in die Eisenberger Linie (unter Graf Heinrich VIII.) und die Wildunger Linie (unter Philipp II.) teilte. Die Wildunger Linie erlosch 1598 mit Graf Wilhelm Ernst und der Besitz gelangte an die Eisenberger Linie, die bereits 1495 die ausgestorbene Linie zu Landau beerbt hatte. Burg Waldeck verblieb in gemeinschaftlichem Besitz der drei Linien. 1607 folgte eine weitere Teilung der Dynastenfamilie. Graf Christian begründete die jüngere Wildunger Linie und erhielt Waldeck. 1665 verlegte das Grafenhaus seine Residenz nach Arolsen. Burg Waldeck blieb Gerichts- und Amtssitz, Zeughaus und Archiv und fungierte als Landesfestung mit einer Garnison und Staatsgefängnis. Das Archiv wurde schließlich 1761 nach Arolsen verbracht. Im Siebenjährigen Krieg wurde Burg Waldeck von französischen Truppen belagert und 1762 eingenommen. Bis 1868 beherbergte die Burg ein Zuchthaus. Seit 1906 dient die imposante und baulich häufig umgestaltete Anlage als Hotelbetrieb. Seit 1950 beherbergt Schloss Waldeck darüber hinaus ein Museum. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die imposante in aussichtsreicher Lage über dem Edertal gelegene Burg kann auf eine bewegte bauliche Entwicklung zurückblicken, die im Detail jedoch noch der Klärung bedarf. Dem hochmittelalterlichen Baubestand gehören ein Teil der Ringmauern sowie der häufig umgestaltete runde Bergfried an. Nach dem Erwerb durch die Grafen von Schwalenberg-Waldeck ließ Graf Adolf I. von Waldeck die Burg im 13. Jahrhundert um- und ausbauen. Umfangreiche bauliche Aktivitäten erfolgten insbesondere nach der waldeckischen Landesteilung Ende des 15. Jahrhunderts. Der Nordbau (sog. Wildunger Flügel) wurde um 1500 begonnen und nach Unterbrechungen 1577 vollendet. Weitere Ausbauten erfolgten im 17.-18. Jahrhundert und hier insbesondere nach Schäden infolge von Kriegshandlungen (Eroberungen und Beschädigungen 1634 und 1762). In das Jahr 1611 datiert der neue Marstall an der Westseite des Hofes. Der 1543/44 errichtete Torturm wurde 1733 zu einem Gebäudetrakt erweitert. Im darauf folgenden Jahr, 1734 wurde der baufällige Südflügel niedergelegt. 1738 ließ Fürst Karl von Waldeck-Pyrmont die übrigen Gebäude instand setzen. In dem Bergfried richtete man 1745 das Archiv ein. Im 20. Jahrhundert fanden umfangreiche bauliche Veränderungen statt, zu denen u. a. der Erweiterungsbau des Hotels über einer frühneuzeitlichen Bastion in den Jahren 1988-89 und die Anlage des Museumsbaus 1986-88 zählen. (J.F.)

Baubeschreibung:

Die über länglich-ovalem Grundriss errichtete Burg nimmt einen exponierten Bergsporn, etwa 170 m über dem Edertal ein. Der Zugang erfolgt von der Ostseite und führt durch eine ehemalige Zwingeranlage zum "ersten Burgtor", das früher mit einer Zugbrücke ausgestattet war. Nach Westen schließt sich der noch im Stumpf erhaltene quadratische Pulverturm an. Zwei weitere Tore führen zum geräumigen Innenhof der Hauptburg. Zwischen dem zweiten und dem dritten Burgtor schloss sich nach Norden eine Vorburg mit dem Burgbrunnen an. Das dritte Burgtor ist mit dem ehemaligen Torturm identisch, der im 18. Jahrhundert zum Westflügel der Anlage erweitert wurde. Die gesamte Südwestseite des Burgareals nahmen die 1734 niedergelegten Gebäude des Eisenberger Familienzweiges der Grafen von Waldeck ein, bestehend aus einem Wirtschaftsgebäude, der kleinen und der großen Südaltane mit dem polygonalen Uhrturm und einem Gebäudeteil, das vermutlich die ehemalige, 1279 erwähnte, der hl. Elisabeth geweihte Kapelle aufnahm. An der Ostseite liegen Küche und Brauhaus, die in das Museum integriert wurden. Zum Hof hin erhebt sich der noch dreigeschossige runde Bergfried mit einfachem Kegeldach. Die gesamte Nordseite der Anlage dominiert der zum Hof hin zweigeschossige, um 1500 begonnene Wildunger Flügel mit einem in den Hof vorspringenden achteckigen Treppenturm mit verschiedenen Wappen des 16. Jahrhunderts. Im Obergeschoss befanden sich die Wohnräume der gräflichen Familie (16./17. Jh.) des Schlosskommandanten (18./19. Jh.). Ferner beherbergte das langgestreckte Gebäude den Saal, Gefängnis und Zuchthaus. An der Nordostecke springt der so genannte "Hexenturm" in den Außengraben vor. Es handelt sich um einen stattlichen dreiviertelrunden Flankenturm, der ebenso wie die angrenzenden runden turmartigen Bauteile Schießscharten für Feuerwaffen aufweist. An der Nordwestecke des Wildunger Flügels erhebt sich über den Resten einer frühneuzeitlichen Bastion ein monumentaler Hotelanbau der 1980er Jahre. (J.F.)