EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Freienfels a. d. Lahn

Geschichte:

Die Anfänge der Burg Freienfels reichen bis in die Zeit um 1300 zurück. Sehr wahrscheinlich wurde die 1327 erstmals urkundlich erwähnte Burg Freienfels von den Grafen von Weilnau, einer Seitenlinie der Grafen von Diez, gegründet. Der Burgenbau diente vornehmlich dem Schutz der Weilnauer Besitzungen gegen die Grafen von Nassau-Weilburg. Bereits drei Jahrzehnte nach ihrer Gründung büßte Freienfels ihre Funktion als Stützpunkt gegen das nassauische Weilburg ein, da sich die Burg bereits 1327 in der Verfügungsgewalt des Siegfried von Runkel befand. Vor 1331 wechselte Freienfels in den Besitz des Grafen Gerlach von Nassau-Weilburg (1298-1361), der die Burg den Herren von Elkerhausen als Offenhaus zur Verfügung stellte. Im Gegenzug erlangte der Graf das Öffnungsrecht an der Burg Alt-Elkerhausen. Nach mehrfacher Verpfändung der Burg gelangte sie 1466 als nassauisches Lehen in den Besitz der Herren von Schönborn und 1686 an den kaiserlichen Obristen Johann Ernst von Friesensee. 1724 erwarb Graf Karl August von Nassau-Weilburg die Burg samt Zubehör. Nach diesem Besitzerwechsel geriet die Anlage offenbar in Verfall. Bereits 1747 wird sie als teilweise ruinös bezeichnet. In den zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen der frühen Neuzeit blieb die kleine Burg unbehelligt. Hinweise auf Beschädigungen oder eine Zerstörung durch Kriegshandlungen sind nicht überliefert. Nachdem das Herzogtum Nassau durch Preußen 1866 annektiert worden war, gelangte die Ruine an die preußische Domänenverwaltung und nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich an die Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen. 1995 erwarb schließlich der Förderverein Burg Freienfels die Burgruine, die 1998 bis 2008 in mehreren Phasen aufwendig saniert und bauhistorisch untersucht wurde. Der weitgehend gesicherte Baubestand bildet alljährlich die Kulisse für die über die Landesgrenzen von Hesen bekannten "Freienfelser Ritterspiele". (J. F.)

Bauentwicklung:

Die kompakte Burganlage entstand um 1300 in mehreren Bauphasen. Dem Gründungsbau gehören der in die Mantelmauer eingestellte viereckige Bergfried, die Mantelmauer sowie die Ringmauer an. Ob die die Burg an drei Seiten umgebenden, nur noch in wenigen Resten erkennbaren Zwingeranlagen ebenfalls noch zur Anlage des beginnenden 14. Jahrhunderts gehören oder erst zu einem späteren Zeitpunkt der Umfassungsmauer vorgelegt wurden, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Als ein wesentliches Ergebnis der sorgfältigen bauhistorischen Untersuchung der Kernburg ist festzuhalten, dass der dem Tor gegenüberliegende, an der Nordseite befindliche querrechteckige Wohnbau das Ergebnis einer zweiten Bauphase des 15. Jahrhunderts darstellt. Ursprünglich lehnte sich das Hauptgebäude - gegenüber dem jetzigen um 90 Gard gedreht - an die östliche Ringmauer an. Die relativ großen Fensteröffnungen des Wohngebäudes sind auf nachmittelalterliche Veränderungen zurückzuführen. Zu den bescheidenen baulichen Eingriffen in nachmittelalterlicher Zeit zählt ebenso die Ausstattung des Bergfrieds mit fensterartigen Schießscharten im Obergeschoss, die auf eine Armierung mit Feuerwaffen hindeuten. Spätestens im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts geriet die Burganlage infolge mangelhafter Bauunterhaltung seitens der nassauischen Behörden in Verfall. Der Burgenforscher und Initiator der Deutschen Burgenvereinigung, Bodo Ebhardt, fertigte 1907/08 verschiedene Entwürfe für einen Wiederaufbau der Burgruine Freienfels an. Die Baumaßnahmen wurden jedoch nie realisiert. . (J. F.)

Baubeschreibung:

Burg Freienfels liegt auf einem Bergsporn oberhalb von Weil- und Bornbachtal am Rande des gleichnamigen Dorfes. Über einem halbrunden Halsgraben steigt die Südseite der abgewinkelten Schildmauer auf. Sie wird an der Ostseite fortgesetzt. Die Südostecke nimmt der in die Mantelmauer eingestellte noch 17 m hohe quadratische Bergfried ein, der sich durch einen ebenerdigen Eingang auszeichnet. In den Hof der Kernburg gelangt man durch ein einfaches Mauertor an der Südseite, das über die den Halsgraben überquerende Brücke erschlossen wird. An der Südwestseite schließt sich an das Tor ein quadratischer Torturm an, dessen Front nicht vor die Mauer tritt. Ursprünglich wurde die über polygonalem, sich einem Rechteck annähernden Grundriss aufgeführte Kernburg auf drei Seiten von einer Zwingeranlage umgeben, die sich nur noch in geringen Resten nachvollziehen lässt. Die Innenseite der Ringmauer weist große Bogenblenden und Schießscharten auf. Aussparungen in den Stützen der Bogenblenden belegen, dass zwischen die Bogenblenden eingelegte Holzböden Hakenbüchsenschützen als Operationsbasen dienten. Zuvor wurden die Schießscharten wohl von Bogen- und Armbrustschützen genutzt. Die nordöstliche Ecke der Ringmauer wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in den neu konzipierten, längs der Nordfront gelegenen Wohnbau einbezogen. Ursprünglich lehnte sich der Wohnbau an die westliche Ringmauer an und wurde im Zuge der Baumaßnahmen um 90 Grad gedreht. In das neue Hauptgebäude wurde auch der als Schalenturm konzipierte Rundturm an der Nordostecke einbezogen, der ursprünglich einen Zugang zur Burg an der Ostflanke des Berges sicherte. Die Außenwände des Wohnbaus zeigen bemerkenswerte Details wie z. B. Kaminanlagen in der westlichen Giebelwand und einer östlichen Zwischenwand sowie hofseitig Rüstlöcher. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Bereich des Wohngebäudes stieß man im Rahmen einer archäologischen Untersuchung auf das ehemalige Bodenniveau des Erdgeschosses mit einem spätmittelalterlichen Steinfußboden.