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Runkel

Geschichte:

Die Anfänge der Burg Runkel reichen bis in die Mitte des 12. Jh.s zurück. Einen ersten indirekten Hinweis auf die Existenz der über einem wichtigen Lahnübergang gegründeten Burg bietet die urkundliche Ersterwähnung des Siegfried von Runkel im Jahr 1159. Als Lehnsträger der Grafen von Nassau begegnen die Herren von Runkel und Westerburg seit 1258 als Inhaber der Herrschaft zum Westerwald. Vermutlich agierten sie dort bereits vor 1159 als Vögte des Reichs, ehe die Grafen von Nassau von den Landgrafen von Hessen und Thüringen mit dem Reichslehen der Herborner Mark auch Besitzungen auf dem Westerwald an sich gebracht hatten. Es ist anzunehmen, dass die Herren von Runkel die Burg im Auftrag des Reiches angelegt haben. Noch vor 1191 gelangte die Herrschaft Westerburg als Mitgift an Siegfried II. von Runkel. 1280 erfolgte im Zuge von Erbauseinandersetzungen zwischen Siegfried V. von Runkel und seinem Vetter Heinrich die Gründung der Burg Schadeck an dem Runkel gegenüberliegenden Lahnufer. 1288 erfahren wir aus den Schriftquellen, dass die Herrschaft geteilt wurde und sich zwei Linien zu Runkel und Westerburg entzweiten. Eine Talsiedlung unterhalb der Burg Runkel wurde 1315 mit Stadtrechten versehen und erfuhr durch die Anlage eines zweiten Mauerrings im 15. Jahrhundert eine Erweiterung. Die am unteren Mittelrhein und im rheinischen Westerwald gelegene Grafschaft Wied zählt zu den bedeutendsten territorialen Zuwächsen der Herren von Runkel. Die Ehe des Grafen Wilhelm von Wied mit Philippa von Loon-Heinsberg blieb ohne Nachkommen, so dass er 1454 Friedrich von Runkel, dem Enkel seines Bruder Johann 1454 Burg und Talsiedlung Altwied, Burg und Herrschaft Braunsberg sowie seinen Anteil an der Isenburg im Saynbachtal übertrug. 1462 gelangte die Grafschaft Wied endgültig an Friedrich von Runkel. Im Zuge einer Erbteilung entstanden 1595 zwei Teilgrafschaften, die Niedergrafschaft (Wied-Neuwied) und die Obergrafschaft (Wied-Runkel). Verwaltungszentrum und Regierungssitz der Obergrafschaft wurde die Burg Runkel, die insbesondere im Dreißigjährigen Krieg erhebliche Schäden erlitt und 1634 von Kroaten niedergebrannt wurde. Im Unterschied zur Oberburg, die Ruine blieb, wurde die sogenannte Unterburg wieder hergestellt. 1791 wurde die zu Runkel ansässige Linie mit Graf Christian Ludwig in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Territorium fiel 1806 an Nassau. Nach dem Tod von Friedrich Ludwig, mit dem das Fürstenhaus Wied-Runkel erlosch, gelangte Burg Runkel an Fürst Johann August Karl von Wied-Neuwies. Die Burg befindet sich bis zum heutigen Tage in wiedischem Besitz und ist teilweise als Museum zugänglich. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der vielgestaltigen Burg Runkel bedarf noch einer Klärung. Eine bauhistorische Untersuchung hat vor wenigen Jahren begonnen. Dem hochmittelalterlichen Kernbestand der Anlage gehören wesentliche Teile der Oberburg an, so z.B. der kielförmige Bergfried, der sich wahrscheinlich aus einem älteren Rundturm entwickelt hat. Die mächtige, der Unterburg zugewandte Schildmauer datiert sehr wahrscheinlich ins ausgehende 13. oder beginnende 14. Jh. Etwa zur gleichen Zeit dürfte der an der Nordseite der Oberburg gelegene fünfeckige Turm angelegt worden sein, dessen flache Spitze sich Richtung Schadeck wendet. Die Ringmauer der Unterburg, die zum Teil feldseitig mit ihrem Rundbogenfries noch erkennbar ist und an die sich hofseitig Wohnbauten anlehnen, gehört sehr wahrscheinlich ebenfalls dem 14. Jh. an. Der auf einem Kupferstich von Matthäus Merian 1646 wiedergegebene schmale Aufsatz auf dem Bergfried (Butterfassturm) könnte - analog zu Vergleichsbeispielen aus dem Mittelrheingebiet und aus Hessen - im 15. Jh. entstanden sein. Der äußere Torbau mit zwei flankierenden Rundtürmen, die Feuerwaffenschießscharten aufweisen, ist sehr wahrscheinlich ebenfalls ins 15. Jh. zu setzen. Im 16. Jh. wurde offenbar die Oberburg architektonisch überformt. Auf dem Stich von Merian ist deutlich ein Gebäude auf der Schildmauer mit einer bewegten, von Renaissance-Zwerchhäusern geprägten Dachlandschaft zu sehen. Ein Giebel der Unterburg weist einen geschwungenen Renaissancegiebel auf. Der Aufsatzturm auf dem Bergfried trägt ebenso wie der im Süden der Oberburg gelegene viereckige Turm eine welsche Haube. Der Südturm verfügt zusätzlich über eine Laterne. Weitere bauliche Veränderungen der Unterburg erfolgten im 17. und 18. Jh. An die Stelle des Renaissanceflügels im Süden des Burgareals trat 1701-03 ein schlichter barocker Baukörper. (J.F.)

Baubeschreibung:

Burg Runkel erhebt sich auf einem steilen, zur Lahn hin senkrecht abfallenden Felssporn. Von der Westseite präsentiert sich die Burg über der spätmittelalterlichen Lahnbrücke und dem historischen Ortskern als mächtige Dreiturmgruppe, bestehend aus dem in der Mitte der Oberburg gelegenen tropfenförmigen Bergfried, dem fünfeckigen Südturm und einem quadratischen Turm im Norden. Zwischen Bergfried und Südturm liegt die Ruine des Palas mit einem Staffelgiebel. Besondere Aufmerksamkeit verdienen zwei noch gut erhaltene Aborterker an der Nordseite des Palas. Die mehrfach gebrochene polygonale Ringmauer an der westlichen Felsseite passt sich der Geländetopografie an. Zur Ostseite, wo das Gelände hinter der Unterburg leicht ansteigt, wird das schmale längliche Areal der Oberburg durch eine mächtige ebenfalls im stumpfen Winkel gebrochene Schildmauer geschützt. Auf einer niedrigen Geländestufe liegt unterhalb der Oberburg der Gebäudekomplex der noch unter Dach befindlichen Unterburg. Im Süden umgeben drei Wohntrakte einen Innenhof, dessen Ostseite die mächtige Schildmauer der Oberburg einnimmt. Die Gebäudegrundrisse an der Süd- und an der Ostseite folgen dem Verlauf der spätmittelalterlichen Ringmauer der Unterburg, deren Wehrgangebene an der Feldseite noch durch ein Rundbogenfries erkennbar ist. Daüber hinaus sind an den stumpfwinklig gebrochenen Ecken noch Reste von Tourellen erkennbar. Die Ansicht der Unterburg von Osten wird durch einen markanten zum Hof hin traufseitigen Baukörper bestimmt, der im Untergeschoss eine tonnengewölbte Durchfahrt zum Innenhof aufweist. Nach Südosten ist diesem Gebäude ein größerer Hof vorgelagert, der im Süden durch einen barocken Wohnbau begrenzt wird, der zu Beginn des 18. Jh.s an die Stelle eines Renaissanceflügels getreten ist. Weiter östlich grenzt die nicht mehr in voller Höhe erhaltene Zwingermauer an einen nach Westen offenen viereckigen Schalenturm mit einer vorgelegten Toranlage und geschweifter Haube. Den eigentlichen Zugang zum Burgareal ermöglicht der äußere zweigeschossige Torbau mit zwei runden Flankentürmen und Schießscharten für Feuerwaffen. Außerhalb des Berings der Unterburg liegt die Stadt- und Schlosskirche. (J.F.)