EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Battenbergturm

Geschichte:

Bauherr des Battenbergturmes war mit großer Wahrscheinlichkeit Amelong van Eyscharden (Esserden), der 1494 durch den Klever Herzog Johann II. mit dem Buschkampshof belehnt wurde. Amelong stand als Harnischknecht in den Diensten des Domprobstes und späteren Bischofs Philipp von Kleve, eines Bruders des Herzogs. Er machte Karriere, war seit 1494 Gerichtsbote des Landesherrn in Haldern und wurde 1498 außerdem Richter in Rees und Aspel. Mit der Übertragung an Amelong war der Buschkamp zum adeligen freien Gut erhoben worden und damit von allen landesherrlichen Schatzungen und Diensten befreit. 1639 wurde der Buschkamp als Rittersitz geführt; 1674 fehlt er in den klevischen Registern. 1984 pachtete der Heimatverein Haldern das Gebäude von den Privateigentümern des Buschkampshofe und setzte sich erfolgreich für dessen Restaurierung in den Jahren 1986-1991 ein. Heute befinden sich hier eine ortgeschichtliche Ausstellung und das Archiv des Heimatvereins. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Spätgotischer, auf niedrigem Kellergeschoss errichteter Backsteinturm mit zwei Wohngeschossen. Gemäß sog. Klevischer Katasterkarte von 1734 stand der Turm auf einer quadratischen mit Wassergräben umgebenen Insel in deren Südostecke. Südöstlich davon eine zweite, rechteckige Insel, in der o.g. Karte unbebaut dargestellt. Ein geplanter Ausbau des Turmes im frühen 16. Jh. unterblieb. Bis zur Restaurierung ab 1986 wurde der Turm in die landwirtschaftliche Nutzung des nahe gelegen Buschkampshofs mit einbezogen.
Bauspuren belegen das Vorhaben zu einem weiteren Ausbau, der aber unterblieb. In rheinischen Quellen des Spätmittelalters wurden solche Türme häufig als Bergfriede bzw. Berfes bezeichnet. Sie waren auch im bäuerlichen Umfeld als Lager- und Schutzbauten verbreitet, häufig aus Fachwerk errichtet und oft mit Wassergräben umgeben. Der Battenbergturm ist eine steinerne Fortentwicklung der Fachwerk-Berfes des 15. Jh.s und in der rheinischen Burgenlandschaft der einzige erhaltene Vertreter seiner Gattung. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Der spätgotische Wohnturm aus Backstein hat einen quadratischen Grundriss (7,24 x 7,07 m). Über dem niedrigen Kellergeschoss sind zwei Wohngeschosse aufgeführt.
Die aus Feldbrandsteinen im Blockverband errichteten Mauern haben eine Stärke von 86 cm. Eine Schicht im Sägeverband vermauerter Backsteine bildet das Dachgesims. In Höhe der Fensterbrüstung des Obergeschosses gliedert ein schlichtes, an den Ecken in Sandstein ausgeführtes Gurtgesims die Wandflächen. Auffällig ist das üppige Dekor aus glasierten Ziegeln. An der Südseite befindet sich über einem Rautennetz eine zweizeilige Inschrift: VDMIAE und DIIWBE. Für die erste Zeile sind zwei Auflösungen denkbar. 1. V(ERBUM) D(OMINI) M(ANET) I(N) AE(TERNUM)=Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit (Jesaja 40.8). 2. VDMI=1506, AE=Amelong Eyscharden. Die untere Zeile könnte wie folgt gedeutet werden: D(en) H(er) W(aer) B(ewoiner) I(ohan) E(yscharden). An der Ostseite wiederholt sich das Rautenmuster und daneben zeigt sich der selbstbewusste Bauherr, in glasierten Ziegeln dargestellt, im Harnisch, eine eingemauerte Kanonenkugel mit der erhobenen Rechten auffangend.
Im Gegensatz zum effektvollen Ziegeldekor steht die übrige Bauausführung. So bestanden die Werksteingewände der gotischen Kreuzstockfenster bis zur Sanierung aus wiederverwendeten Stücken. Ursprünglich waren nur die Oberlichter verglast; die untere Hälfte verschloss man mit Schlagläden. Und auch die relativ schwache Fundamentierung, deren Unterkante lediglich knapp 1 m unter dem heutigen Bodenniveau liegt, dokumentiert die Sparsamkeit des Bauherrn.
Im Inneren entfaltet sich dennoch bescheidener Komfort, denn beide Wohngeschosse waren mit Kaminen ausgestattet, deren Hauben 1989 rekonstruiert wurden. Ungewöhnlich ist der Rauchabzug, der nicht über einen Schornstein, sondern durch vier quadratische Öffnungen unter dem Dachgesims der östlichen Außenwand erfolgte. In der Ostwand des Erdgeschosses ist außerdem ein kleiner Abort eingelassen, der außen als flacher Anbau mit ummauerten Schacht vortritt und früher in den Wassergraben entwässerte. Zeittypisch sind die auf Streichbalken und profilierten Sattelhölzern (Birnenstab, Zickzackfries) ruhenden Eichenbalkendecken in den Wohngeschossen. Das Tonnengewölbe des etwa 0,5 m in den Boden eingetieften, kasemattenartigen Untergeschosses erwies sich als zu schwach und wurde nachträglich mit zwei grob gemauerten Stützen unterfangen. In den feldseitigen Wänden sind fünf einfache Schießscharten mit Prellhölzern für Hakenbüchsen erhalten geblieben. Vermutlich existierte eine sechste Scharte an der Westseite, wo sich heute eine nachträglich eingebaute zweite Außentür befindet.
Ursprünglich war der Turm nur über die kurze Freitreppe und die leicht erhöhte Tür im unteren Wohngeschoss zugänglich. Eine weitere Türöffnung im oberen Wohngeschoss lässt sich dadurch erklären, dass der Wohnturm ursprünglich nicht als freistehendes Gebäude konzipiert war: Zwei hohe senkrechte und auf Zahnung gearbeitete Mauerstreifen an der Nord- und Westseite zeigen an, dass hier weitere Gebäude oder eine Mauer mit Wehrgang anschließen sollten. Offenbar war der Ausbau zu einem größerem Anwesen angedacht, wofür auch die im sog. Klevischen Kataster dargestellten zwei Inseln sprechen würden (Haupt-/Vorburg). (J. Wroblewski)