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Liedberg, Schloss

Geschichte:

Im 12. Jahrhundert sind die Herren von Liedberg überliefert, die schon im gleichen Jahrhundert ausstarben. Die Tochter des letzten Herren von Liedberg war Hildegund, Gründerin und erste Äbtissin des Klosters Meer. Die Burg wird zuerst 1166 genannt, als Elisabeth von Randerath aus dem gräflichen Haus Are das "castrum Litheberch" erbt. Im folgenden wird die Burg zum Streitobjekt zwischen Jülich und Köln: 1241 verpfänden die Herren von Randerath die Burg an das Domkapitel, 1271 ist sie auf ungeklärtem Weg in jülichschen Besitz gekommen. 1273 trägt Graf Wilhelm von Jülich die Burg König Rudolf auf und erhält sie als Reichslehen zurück. Durch den Frieden von Pingsheim kommt sie 1279 wieder in kölnischen Besitz und wird Sitz des kurkölnischen Truchsessen. Die Befestigungsanlagen sollen geschleift werden, es ist jedoch nicht bekannt, inwieweit dies tatsächlich geschieht. Die Ansprüche der Grafen von Jülich müssen jedoch im Jahr 1299 dem Wilhelm von Jülich von Erzbischof Wikbolt für 5.000 Mark bzw. die Verpfändung der Stadt Zülpich abgekauft werden. 1673 wird die Burg im Holländischen Krieg beschädigt und danach vermutlich im barocken Stil wiederaufgebaut, der auch ihr heutiges Erscheinungsbild prägt. Zu dieser Zeit wird auch die 1386 erstmals erwähnte Kapelle außerhalb der Burg als "Schlosskapelle" wiederaufgebaut. Bis 1794 bleibt Liedberg in kurkölnischem Besitz und bildet den Verwaltungsmittelpunkt des Amtes Liedberg. Danach folgen wechselnde Eigentümer. (Karin Striewe)

Bauentwicklung:

Die die Haupt- und die Vorburg heute noch umschließenden Mauern gehören wahrscheinlich zusammen mit dem mächtigen Torturm dem Ende des 14. Jahrhunderts an und bilden so den heutigen Bestand der ursprünglichen Burg. Jedoch sollen nach den Ergebnissen neuester Bauforschungen Fundamente schon aus dem 11. Jahrhundert stammen. Die beiden ab 1389 schriftlich überlieferten Tore besaßen Brücken. Sicher waren Haupt- und Vorburg noch mit weiteren Gebäuden versehen, deren Aufdeckung aber archäologischen Ausgrabungen vorbehalten bleibt. In das 15. Jahrhundert werden das Torhaus zur Vorburg und ein Rechteckbau nördlich vor dem Torturm datiert. Nach Beschädigungen während des Holländischen Kriegs im Jahr 1673, denen auch die Schlosskapelle vor dem Westtor zum Opfer fällt, wird die Burg wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit stammen das zweiflügelige, zweigeschossige Schloss, das an den älteren Torturm und an den Rechteckbau angebaut ist, sowie der östliche Anbau und auch die neue Pfarrkirche. Andere einstmals vorhandene Gebäude sind zumindest obertägig nicht mehr erhalten. Das Torhaus vor dem Torturm wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg ebenfalls beschädigt, und der Südflügel des Schlosses fiel wüst. Auch der nördliche Teil des Nordflügels hat keinen Bestand. Seit 2008 wird die Anlage umfassend bauhistorisch untersucht und saniert. (Karin Striewe).

Baubeschreibung:

Die Höhenburg liegt auf einem Sporn am östlichen Ende des Sandsteinhorstes Liedberg, der ungefähr 80 m über die niederrheinische Ebene herausragt. Heute bestimmen der mächtige mittelalterliche Torturm der Hauptburg und das daran angebaute zweigeschossige, zur Vorburg ausgerichtete Schloss des 17. Jahrhunderts den ersten Eindruck. Vor dem Westtor, am Rand der Siedlung Liedberg, liegt heute die Pfarrkirche von 1707, die an der Stelle der alten Schlosskapelle steht, die 1673 zerstört wurde. Die Burganlage ist in Vor- und Hauptburg gegliedert, die ein 30 m breiter Graben voneinander trennt. Die Vorburg umgibt eine der Geländekante folgende Mauer, die im Nordwesten einen rechteckigen Flankenturm aufweist und an beiden Seiten bis an den Graben zur Hauptburg heranreicht. Auf der Deutschen Grundkarte sind drei Rechtecktürme der Vorburgmauer eingezeichnet. Schriftlich überliefert sind zwei Tore: das 1389 zuerst genannte Nordtor oder "porta versatilis" und das Westtor, im Jahr 1389 als "porta exterrioris" bezeichnet. An beiden führte nach schriftlichen Quellen eine Brücke über den Graben, beide brannten im Jahr 1673 ab. Den Zugang zur Vorburg bildet heute der wohl mit dem Westtor in Verbindung zu bringende Torbau mit Schlüssellochscharten aus dem 15. Jahrhundert, der mit dem schriftlich überlieferten Pförtnerhaus des Anfangs des 16. Jahrhunderts übereinstimmen könnte. Über den Graben zur Hauptburg führt heute eine Steinbrücke. Das wahrscheinlich seit dem 15. Jahrhundert bestehende, Ende des 16. Jahrhunderts in den Quellen erwähnte, vor dem Mittelturm gelegene Torhaus mit spitzbogiger, 6,40 m langer Durchfahrt wurde im Jahr 1896 abgerissen. Der mächtige mittelalterliche Torturm der Hauptburg aus dem späten 14. Jahrhundet hat eine Grundfläche von 10 x 10 m und besteht im unteren Teil aus 1,60 m dicken Mauern aus Liedberger Sandstein. Er weist heute noch vier Geschosse auf. Ein vorkragender Spitzbogenfries trägt das heute oberste Geschoss aus Tuff, das seit dem 18. Jahrhundert eine barocke schiefergedeckte Schweifhaube mit Laterne trägt. Gerüstlöcher weisen auf einen ehemals höheren Aufbau hin. Grundmauern der Burg sollen schon in das 11. Jahrhundert datieren.
Nördlich an den Turm angebaut wurde im 17. Jahrhundert das zweigeschossige, zur Vorburg ausgerichtete Schloss, ein Ziegel-Rechteckbau mit Krüppelwalmdach, von dem nur noch der südliche Teil besteht. Ein kleinerer Flügel ist östlich an den Turm angebaut. Vor dem Nordflügel steht außerdem ein rechteckiger Ziegelsteinbau des 15. Jahrhunderts mit späterem Mansarddach. Den Südfügel, ebenfalls ehemals an den Turm angebaut, bildet ein heute ruinöser Rechteckbau mit Walmdach. Auch die Hauptburg umgibt eine der Geländekante folgende Mauer, die im unteren Bereich aus Liedberger Sandstein, im oberen Bereich aus Ziegelsteinen erbaut ist und einen auf rund- und spitzbogigen Arkaden verlaufenden Wehrgang aufweist. Im Süden scheint auf der Grundkarte ein hufeisenförmiger Turm angedeutet zu sein. Seit 2008 erfolgen umfassende Bauforschungen und Restaurierungen. So wurden u. a. im dritten Geschoss des Turmes Sitznischen, ein Kamin, Wandbemalung und Treppen aus der Bauzeit des Turmes sowie als Besonderheit in die Turmwände eingemauerte Schuhe gefunden. (Karin Striewe)
Im Zuge der umfassenden bauhistorischen Untersuchung der ehemaligen kurkölnischen Landesburg Liedberg wurden 2009 u. a. Reste der Außenfarbigkeit des spätmittelalterlichen Torturms entdeckt. Das Mauerwerk der Erbauungszeit (2. Hälfte 14. Jahrhundert), bestehend aus Liedberger Sandstein, römischem Tuff und Trachenfelser Trachyt, hat sich zu 90% erhalten und wies ursprünglich eine Farbfassung auf. Ursprünglich war das Mauerwerk mit einer oxidroten Kalkschlämme überzogen, deren Reste auf den Steinen und in den Fugen festgestellt werden konnten. Weitere Farbbefunde traten im Inneren der Burg zutage. Der untere Wandabschnitt war durch einen monochromen roten Sockel gegliedert. Darüber lag eine weiße Kalktünche mit Resten einer roten Rankenbemalung, die sich über Türen und Fensterlaibungen legte.
Der in Liedberg festgestellte Befund der großen Außenfarbigkeit der Landesburg lässt deutliche Parallelen zu der ebenfalls kurkölnischen Landesburg Fürstenberg im Mittelrheinthal erkennen. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen sind im Zuge der neuen Bauforschungen im Gange.