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Raesfeld

Geschichte:

Der Vorgänger der heutigen Anlage ist wahrscheinlich die nicht mehr erhaltene Kretier genannte Turmhügelburg 3 km nördlich. 1259 wurde der Haupthof "Rabodinchof" aus dem Besitz der Herren von Berge durch Simon von Gemen gekauft, der sich fortan von Rasvelde nannte. Kurz darauf muss die erste Burg gebaut worden sein. Im 14. Jh. wurde sie zum Offenhaus der Grafen von Kleve. Bytter I. von Raesfeld (um 1325 - 1403/10) finanzierte den ersten Ausbau der Burg mit der Beute von Kriegszügen. 1585 sprach nach Erbstreitigkeiten das Reichskammergericht den Herren von Velen die Burg Raesfeld zu. 1590 und 1615/16 wurde die Burg von spanischen Truppen besetzt. 1622 brandschatzten die hessischen Truppen unter dem Grafen von Mansfeld die Burg. Alexander II. von Velen ( 1599 - 1675) war ein erfolgreicher kaiserlicher Feldherr im 30jährigen Krieg und bekam deshalb die erbliche Reichsgrafenwürde von Kaiser Ferdinand III. verliehen. Mit den Kriegsgewinnen konnte er in der Nachkriegszeit das Schloss prachtvoll ausbauen. Seine Nachkommen verschuldeten sich aber stark, sodass das Schloss in der Folgezeit verfiel. 1733 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus und das Schloss kam an die Gemener Schlossherrn von Limburg-Styrum. Nach deren Aussterben im Jahr 1800 gelangte die Anlage an den Freiherrn von Bömelsberg-Boineburg. Der Verfall war mittlerweile so fortgeschritten, dass 1813/14 der Bürgermeister von Raesfeld den Offizieren von einquartierten Kosaken eine bessere Unterkunft besorgte. 1822 kaufte Freiherr Ignaz von Landsberg-Velen den Besitz und wandelte ihn zum landwirtschaftlichen Gut um. Nach dem Kauf durch den Handwerkerverein Raesfeld 1942 ist das Schloss seit 1952 Sitz der Weiterbildungseinrichtung "Akademie des Handwerks". (S.Eismann)

Bauentwicklung:

Die erste Burg wurde in der 2. Hälfte des 13. Jhs. errichtet. Die Burg wurde zum Ende des 14. Jahrhunderts zweigeschossig nach Osten erweitert. Außerdem wurde sie um einen viereckigen Turm an der Südecke und einen runden Wehrturm auf der diagonal gegenüber liegenden Nordecke ergänzt. Bis 1440 wurden die Verteidigungsanlagen verstärkt und wohl auch die Vorburginsel angelegt. Nach einem Brand im Jahr 1597 wurde die Burg von 1604 bis 1606 neu aufgebaut, die Ostwand musste allerdings 1614 abermals erneuert werden. Dieser Backsteinbau wurde als Nordflügel in den Ausbau zum Residenzschloss von 1643 bis 1653 einbezogen. Architekt des zum Vieflügelbau erweiterten Schlosses war Michael van Gent. Von 1646 bis 1648 wurde ebenfalls die Vorburg neu errichtet, das dortige Bauhaus entstand bereits um 1600. Die Schlosskapelle stammt aus dem Jahr 1658. Im Westen des Schlosses wurde ab 1653 ein Tiergarten angelegt. Im 19. Jh. wurde der Süd- und Ostflügel, der Treppenturm und der runde Wehrturm abgebrochen und die Gräfte mit dem Wall verfüllt. Der Rundturm wurde 1960 wieder aufgebaut. Nach dem Verfall im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Schloss 1930 bis 1932 renoviert. Von 1950 bis 1957 wurden die Kriegsschäden beseitigt und das Innere des Schlosses umgestaltet. 1951 wurde in der Nordwestecke ein Küchentrakt angebaut. 1923 wurde im Süden der Vorburg eine Remise angefügt.(S.Eismann)

Baubeschreibung:

Die Anlage besteht aus einer rautenförmigen Hauptburg und einer langrechteckigen Vorburg im Nordosten, um die sich im Osten, Spüden und Westen die ehemals ebenfalls befestigte Freiheit herumzieht. Von der ersten Burg, einem unregelmäßigen Rechteck mit den Kantenlängen von 8,60 m und 9,30 m, sind an der Nordwestecke des Nordflügels Teile erhalten. Deren Erweiterung auf 30 x 12,40 m bildet heute noch den Kern des Nordflügels aus Ziegeln mit Werksteingliederung. Die Erweiterung im 17. Jh. erfolgte unter stilistischem Einfluss der Architektur im Maastal. Die damals errichteten Gebäude sind prachtvoll verziert. In den Westflügel ist an seiner Südwestecke ein quadratischer Turm mit Geschützpforten im Obergeschoss eingeschoben. Der ungewöhnliche Turmhelm verjüngt sich steil nach oben wird von einem Zwiebelaufsatz bekrönt. Auf der Hofseite des Westflügels verläuft ein schmaler Bogengang. Der nicht mehr existente zweigeschossige Ostflügel besaß eine Tordurchfahrt und einen Treppenturm im Winkel zum Nordflügel. Der Innenhof wurde auf seiner Südseite durch eine ebenfalls abgerissene Galerie abgeschlossen.
Im Osten der Vorburg liegt der langrechteckige, in Höhe eines Treppenturmes leicht geknickte Haupttrakt mit mittiger Durchfahrt. An seinem Nordende steht quer ein einstöckiges Bauhaus und an seinem Südosteck springt ein quadratischer Turm vor. Dieser trägt auch den Namen Sterndeuterturm", da er sehr wahrscheinlich vom Bauherr Alexander II. von Velen für astrologische Zwecke verwendet wurde. An der Zufahrt zur Vorburg liegt vor der Gräfte die Schlosskapelle. Die Freiheit war früher durch Wall und Graben mit einem Hornwerk auf der Nordostseite zur Deckung der Zufahrt befestigt. (S. Eismann)