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Lembeck

Geschichte:

Die Erstnennung des Ortes erfolgte im Jahr 1017, als Kaiser Heinrich II. dem Paderborner Dom Güter in der Gegend schenkte. 1177 tritt mit Adolf von Lembeck auch das Adelsgeschlecht in das Licht der Geschichte. 1177 und 1184 wird der Name der von Lembeck in Urkunden des Bischofs von Münster genannt. In der Mitte des 13. Jh. wurde ein Besitzer der Anlage als Ministeriale und Ritter betitelt. Das Wappen zeigte bereits damals ein silbernes Nesselblatt mit drei Nägeln in rotem Felde. Die Herren der umliegenden Rittergüter von Gemen und Raesfeld waren verwandt und halfen in Fehden gegen Nachbarn. Das Gebiet erstreckte sich über die Dörfer Lembeck, Holsterhausen, Wulfen, Hervest, Rhade, Erle und Altschermbeck; es wurde bereits im Mittelalter als "Herrlichkeit Lembeck" bezeichnet, in der auch die Gerichtsbarkeit ausgeübt wurde. Seit 1390 war burg Lembeck ein Offenhaus des Bischofs von Münster.
1526 erlosch mit Johann von Lembeck das männliche Geschlecht der Familie. Seine Erbtochter Berta vermählte sich mit Bernhard von Westerholt aus dem benachbarten Vest Recklinghausen. Bernhard war ein Vertrauter des Fürstbischofs von Münster und führte in dieser Eigenschaft auch Verhandlungen mit den aufrührerischen Täufern in der Stadt Münster. Bernhards gleichnamiger Sohn und auch sein Enkel Mathias von Westerholt traten später zum Calvinismus über.
Während des spanisch-niederländischen Krieges und in den folgenden Jahren des Dreißigjährigen Krieges waren in der Region große Zerstörungen zu verzeichnen Die Familie verschuldete sich über dem Wiederaufbau des Schlosses und war gezwungen 1631 ihre Besitzungen an die holländische Linie derer von Westerholt-Hackfurt zu verkaufen.
1702 erlosch dieser Zweig mit Dietrich Conrad AdoIf, der dem Schloss die heutige Gestalt gegeben hatte. Seine Erbtochter Maria Josefa heiratete 1708 den Wolbecker Drosten Ferdinand Dietrich Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel. Dessen Vater wurde 1726 in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Witwe des verstorbenen Westerholt-Hackfurt stiftete 1726 in der Bauernschaft Endeln die Michaeliskapelle, zwei Kilometer westlich des Dorfes Lembeck, die von Johann Conrad Schlaun (1695-1773) erbaut worden ist.
Bis heute ist die Familie Merveldt ist im Besitz der Anlage, die mittlerweile ein Karmelitinen-Kloster beherbergt.
1887 brannte der Nordflügel der Vorburg mit den beiden Türmen nieder, der landwirtschaftliche Stallungen beherbergte.
Seit der Zeit hat die Anlage ihr charakteristisches Bild, bestehend aus Haupt- und Vorburg mit je zwei Flügeln und drei Türmen. Der barocke Park mit symmetrischen Wegeachsen wurde im 19. Jahrhundert in einen englischen Garten mit Exoten und Rhododendron umgewandelt.
Im 2. Weltkrieg erlitt das Haus Schäden durch Bomben und Vandalismus. Nach Reparatur der Schäden wurde es in den 1950er Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Einrichtung des Schlossmuseums im Hochpaterre folgte 1965 der Umbau der ehemaligen Schlafzimmer im Obergeschoss zu Hotelzimmern und des Kellergeschosses zu einem Restaurant und einer Galerie für den Maler Hans Hubertus Merveldt. 1992 wurde der Dachboden des Haupthauses zum Heimatmuseum ausgebaut. (R. Beusing)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche mittelalterliche Turmhügelburg, die bereits in sumpfigen Gelände lag und von Wasser umgeben war, wurde im Laufe des Mittelalters immer weiter ausgebaut. Sie wurde gegen Ende 17. Jh. durch einen Neubau ersetzt. (R. Beusing)

Baubeschreibung:

Die Herren von Lembeck bauten zunächst ein Turmhügelburg als Familiensitz am Ort des heutigen Schlosses. Diese Motte findet im 14. Jahrhundert das erste Mal urkundliche Erwähnung. Die Burg stand inmitten von Sumpf und Wasser und wurde in dieser Zeit nach Norden hin durch einen Anbau mit zwei Räumen (Zweikammerhaus) erweitert. Im 15. Jahrhundert kamen eine Erweiterung sowie ein Eckturm (der so genannte Kapellenturm) im Westen hinzu. Um 1490 erfolgte eine Zusammenlegung des Grundbesitzes beider Häuser. Die alte Burg wurde danach abgerissen.
Sein heutiges Aussehen erhielt Schloss Lembeck unter Dietrich Conrad Adolf von Westerholt-Lembeck, der es im Stil des Barocks aus- und umbauen ließ. Ab 1674 wurde mit dem Umbau und der Erweiterung des alten Dreikammerhauses begonnen. Südlich wurde ein Flügel hinzugefügt, der 1679 fertiggestellt wurde. Ein Umbau der Vorburganlage schloss sich bis 1692 an. 1741 erhielt der Torbau ein neues Mansarddach. Zuvor war er wie auch die anderen Türme durch eine Welsche Haube gekrönt. Umbauarbeiten im 18. Jahrhundert wurden von dem Münsteraner Architekten Johann Conrad Schlaun durchgeführt. Nach ihm ist der Schlaunsche Saal im Nordflügel des Haupthauses mit spätbarocker Ausstattung benannt, der auch von ihm gestaltet wurde. Ab 1829 wurde der Kapellenturm grundlegend restauriert. 1887 oder 1889 brannte der Stallungen beinhaltende Nordflügel der Vorburg mit beiden Ecktürmen ab und wurde nicht wieder aufgebaut.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Schloss Lembeck durch Bombentreffer und Vandalismus stark beschädigt. Nach deren Reparatur öffneten die damaligen Eigentümer, Maria-Josefa Freifrau von Twickel, geborene Gräfin von Merveldt, und ihr Ehemann Johannes 1954 die Anlage für die Öffentlichkeit. (R. Beusing)