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Heessen

Geschichte:

In dem bereits 975 als Hesnon erwähnten Ort errichteten nach 1350 (um 1360) die von Volmerstein als Ministeriale der Herren von Limburg die Wasserburg Heessen. Durch Heirat kam Heessen nach 1429 an die von Recke. Den von Recke auf Heessen folgten 1778 die von Boeselager, was eine verwandte Linie der von Recke jedoch juristisch verhindern wollte. Um 1800 sind die Besitzverhältnisse recht unübersichtlich, bis 1810 die Recke auf ihre Ansprüche gegen eine Ausgleichszahlung verzichteten. Bis heute ist die Anlage im Besitz der Boeselager, die das Schloss seit 1920 selbst nicht mehr bewohnen. 1957 wurde dort ein Landschulheim und privates Gymnasium eingerichet. (Gotthard Kießling)

Bauentwicklung:

Das Haupthaus geht im Kern wohl auf eine Entstehungszeit Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Die Bauten im Vorburgareal sowie das Torhaus entstanden im späten 16. Jahrhundert.. Um 1780 erfolgte der Umbau der Haupthauses, das schließlich 1905-08 historisierend überformt wurde. Die Planung oblag dem Architekten Alfred Hensen. Für die Gestaltung der Schlosskapelle wurde mit Sidney Tugwell ein englischer Architekt engagiert. (Gotthard Kießling)

Baubeschreibung:

Die Gesamtanlage findet sich auf einer durch Gräben von den Lippeauen abgeteilten, langgezogen dreieckigen Insel. Mittelalterliche Baureste sind kaum mehr vorhanden und lassen sich lediglich in die bestehenden Bauten integriert vermuten.
Das ursprünglich zusätzlich durch Graben geschützte Haupthaus präsentiert sich heute im Ausbauzustand des frühen 20. Jahrhunderts in einer stilistischen Mischung aus Neugotik und Neurenaissance. Die Dreiflügelanlage dürfte im Kern noch auf das mittlere 15. Jahrhundert zurückreichen, die Bruchsteinmauern könnten teilweise noch aus dieser Zeit stammen. Stuckdecken im Inneren, z. T. als sog. Kölner Stuckdecken gestaltet, lassen eine Neuausstattung um 1700 vermuten. Historische Abbildungen des frühen 19. Jahrhundert geben Aufschluss über das Barockschloss im Zustand des späten 18. Jahrhundert als annähernd symmetrische, zweigeschossige Dreiflügelanlage mit Mansardwalmdach. Der dem Nordflügel vorgesetzte Turm mit der architektonisch reich gestalteten Kapelle im Inneren, der prachtvolle Treppenaufgang im Hof, die Portaleinfassungen sowie die Staffel- und Treppengiebel sind markante Details der Ausbauphase 1905-08.
Die Gebäude auf der Vorburg entstanden überwiegend als Backsteinbauten und zeigen teilweise rautenförmige Verzierungen durch farbig abgesetzte Backsteine. Von Norden kommt zunächst der äußere Torbogen, datiert 1600. Über die Brücke erreicht man das Torhaus mit seitlich vorgesetztem, durch ein Glockendach gedecktem Eckturm, beide Teile stammen wohl aus dem späten 16. Jahrhundert, der westlich anschließende Ökonomiebau von 1837. Der langgestreckte Südflügel der Vorburg wurde nach 1824 als Brauhaus weitgehend neu errichtet, Dreistaffelgiebel und das Wappen der Recke von 1590 lassen auf ältere Bestandteile schließen.
Östlich des Haupthauses gibt es einen um 1800 angelegten Park mit achteckigem Gartenhaus. Südlich des Schlossareals ergänzt ein auf der Lippeinsel ab 1828 angelegter englische Park den Gesamtkomplex. Die Gebäude auf einem Vorburgbereich nördlich der Hauptburg wurden in jüngster Zeit neu errichtet. (Gotthard Kießling)