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Oberwerries

Geschichte:

1284 hat Graf Dietrich von Limpurg Engelberg von Herbern mit der curtis in Werries belehnt. Das Lehen umfasste Nieder- und Oberwerries. Um 1400 war Conrad von Herbern Lehensinhaber. 1464 kommt 0berwerries durch Verkauf an Gerd von Beverförde. 1677 haben die Beverförde auch Niederwerries erworben, wodurch beide Häuser wieder in einer Hand waren. Um 1730 wurde Niederwerries abgebrochen und Material für den Marstall auf der Vorburg verwendet. Durch Adoption hat 1768 Friedrich Clemens August von Elverfeldt Oberwerries geerbt, seine Nachkommen nannten sich Elverfeldt gen. von Beverförde-Werries. Das Schloss blieb jedoch unbewohnt und nahm dadurch Schaden. 1942 kam die Stadt Hamm in Besitz des Schlosses. Heute dient es als Veranstaltungs- und Bildungsstätte, auf der Vorburg hat der Westfälische Turnerbund seinen Sitz. (G. Kießling)

Bauentwicklung:

Über die frühen Bauphasen von Oberwerries, einer wohl ursprünglichen Zweiinselanlage, ist nichts bekannt. Möglicherweise lassen sich spitze Mauerbögen im Torhaus auf der Vorburg als älteste Bauteile noch mit einer für 1516 überlieferten Kapelle in Verbindung bringen. Alle anderen Bauteile sind jüngeren Datums und entstanden im späten 17. und 18. Jahrhundert teilweise am Ort und möglicherweise unter Einbezug älterer Reste neu. 1667 entstand das Torhaus neu, östlich der Durchfahrt sind dabei vielleicht noch spätgotische Reste enthalten. Das Herrenhaus auf der Hauptinsel wurde 1685-92 nach Entwurf von Ambrosius von Oelde neu errichtet. Etwa 1730/35 entstand auf der Vorburg nach Plänen von Johann Conrad Schlaun der Marstall mit Hundestall. Die übrigen Bauten sind im Zusammenhang mit der Neunutzung der Vorburg als Sport- und Qualifizierungszentrum des Westfälischen Turnerbundes als Neubauten entstanden. Das knapp zwei Jahrhunderte verwahrloste Schloss wurde beginnend mit einer Bausicherung 1952 von 1953 bis in die 1980er Jahre mit zum Teil größeren Eingriffen in die Bausubsatz saniert und gesichert. (G. Kießling)

Baubeschreibung:

Zum Teil noch von Wassergräben umgebene, zweiteilige Schlossanlage, geprägt durch die einheitliche Verwendung von Backstein. Das zweiflügelige Herrenhaus von 1685-92 steht auf einer eigenen, noch heute vollständig erhaltenen Insel. Der größere Westflügel mit Mansardwalmdach besitzt Steinpfostenfenster und Erker an beiden Schmalseiten; Hauptzierde ist das Hauptportal mit Dreifaltigkeitsrelief und Allianzwappen von Beverfoerde-von Plettenberg im Sprenggiebel, datiert 1685. Der etwas niedrigere Seitenflügel endet östlich in einem Pavillonturm mit leicht geschwungener Haube. Hofseitig im Winkel beider Flügel befindet sich eine Freitreppe mit geschmiedetem Gitter, in das die Jahreszahlen 1714 und 1733 eingearbeitet wurden. Im Inneren haben sich in einigen Räumen sog. Kölner Stuckdecken erhalten.
Die Hauptinsel ist mit der nicht mehr vollständig von Wassergräben umgebenen Vorburg durch eine Steinbrücke verbunden. Der Zugang zum Schlossgelände erfolgt über das nordwestlich auf der Vorburg errichtete, durch ein Glockentürmchen ausgezeichnete Torhaus. Durch Maueranker ist es auf 1667 datiert, ein Kamin im ansonsten stark erneuerten Inneren zeigt die Jahreszahl 1672. Südlich auf der Vorburg erstreckt sich der Schlaunsche Marstall von etwa 1730/35, der ab 1956 vom Westfälischen Turnerbund genutzt wird. Östlich im Winkel dazu steht der zeitgleich entstandene Hundezwinger. (G. Kießling)