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Burg Berge

Geschichte:

Burg Berge, der Stammsitz der Grafen von Berg, wurde vermutlich um 1060 gegründet. Adolf de Berge oder Adolph de Monte tritt erstmals 1080 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Sigewins (1079-1089) als Zeuge in Erscheinung. Laut Manfred Groten kann er vermutlich als Erbauer der Burg gelten. Möglicherweise ist er identisch mit einem Adolf, der 1056 als Vogt des Stiftes Gerresheim und 1059 als Vogt des Reichsklosters Werden nachweisbar ist. Damit tritt eine Familie in Erscheinung, die vor allem im 12./13. Jahrhundert eine maßgebliche Rolle im Rheinland spielte und mehrere Kölner Erzbischöfe stellte.
Über Burg Berge ist indes nur wenig bekannt, denn sie hatte nur kurze Zeit Bestand. Bereits im Jahre 1133 wurde die Befestigung durch Adolfs gleichnamigen Sohn oder Enkel in ein Zisterzienserkloster umgewandelt. Es handelt sich um eine Gründung der Mutterabtei Morimond, der Adolfs Bruder Everard nach 1120 beigetreten war. Der Klosterbau kam jedoch auf dem Areal der Burg nicht über Planierungsarbeiten hinaus. Schon bald erfolgte die Verlagerung an einen geeigneteren Platz im Dhünntal, der ca. 500 m nordöstlich der Burg lag. In der Kirche der Zisterzienserabtei, deren Weihe 1145 belegt ist, befand sich die Grablege des Grafenhauses. Neuer Hauptsitz wurde Burg an der Wupper. Burg Berge hatte seine strategische Bedeutung verloren. Zur Unterscheidung von der neuen Burg fand seit dem 12. Jahrhundert auch der Name Altenberg für den alten Sitz Verwendung.
Ein Wirtschaftshof der Burg Berge ist möglicherweise mit dem Bülsberger Hof fassbar, der als "curtis vicine" im Jahr 1157 belegt ist. Doch wäre auch möglich, dass dieser erst kurz nach Gründung der Abtei angelegt wurde. (T. Potthoff)

Bauentwicklung:

Nach Aussage der schriftlichen und archäologischen Quellen existierte die Burg nur über einen relativ kurzen Zeitraum von etwa 1060 bis 1133. Aus dieser Zeit stammen sämtliche Befunde aus Periode I (siehe Objektbeschreibung). Es macht den Anschein, als hätten die Gebäude zunächst aus Holz bestanden und seien zu einem späteren Zeitpunkt zumindest teilweise in Steinbauweise ersetzt worden.
Periode II lässt sich bereits der nachburgzeitlichen Nutzung des Geländes zuweisen. Nach der Gründung der Zisterzienserabtei Altenberg kam es zu massiven Planierungsarbeiten auf dem Burggelände, die den Bau der Klostergebäude vorbereiten sollten. Hierzu kam es jedoch nicht mehr, denn der Bau der Abtei wurde - entgegen der ursprünglichen Planung - nahebei an einem günstigeren Standort im Dhünntal realisiert.
Im 14. bis 16. Jahrhundert ist eine erneute Nutzung des Burggeländes festzustellen. Es macht den Anschein, als sei hier ein Holzbau auf Schwellbalken errichtet worden. Zu denken ist an eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung des Geländes.
Um 1855 wurde im Norden des Plateaus ein Steinbruch angelegt. Nicht auszuschließen ist aber, dass hier bereits früher Steine abgebaut wurden. (T. Potthoff)

Baubeschreibung:

Der Geländesporn wird im Norden, Westen und Süden natürlich durch einen Steilhang über einer Dhünnschleife und einen kleinen Siefen geschützt. Das Plateau, auf dem die Burg liegt, überragt die Dhünn und den Siefen um etwa 10-20 m. Die Hauptangriffsseite im Osten, wo der Berghang ansteigt, wurde durch einen heute nicht mehr vorhandenen Abschnittgraben gesichert. Aus dieser Richtung erfolgte vermutlich auch der Zugang zur Burg.
Der ursprüngliche Eindruck wird heute verfälscht durch einen Steinbruch im Norden des Geländesporns, dem ein Teil des Burgplateaus zum Opfer fiel. Der Hauptburghügel wird zudem durch einen Waldweg, der auch den Abschnittsgraben zerstörte, angeschnitten.
Bei Anlage der Burg wurde im anstehenden Schiefer zunächst ein unregelmäßiges, etwa 75 x 10-30 m großes Plateau geschaffen. Seine Wände wurden teilweise senkrecht abgearbeitet.
Noch heute zeichnen sich auf dem ebenerdigen Plateau zwei deutliche Erhebungen ab. Der "Hauptburghügel" liegt unmittelbar hinter dem Halsgraben im Osten und ist in seinem Aufbau außergewöhnlich. Er wurde künstlich zu einem Sockel aufgeschüttet und überragt das Plateau um 6-7 m. Zur Dhünn und zum Graben hin wurde der Sockel durch eine 1,3-1,4 m breite Mauer abgestützt, zum Plateau hin durch eine Holz-Erde-Konstruktion. Die Wände des Hauptburgkegels waren also ursprünglich senkrecht und rutschten erst mit zunehmendem Verfall ab. Das unregelmäßig geformte Plateau auf dem Sockel misst bis zu 12 x 18 m und trug vermutlich den hölzernen Hauptbau der Burg. Eine Abfallhalde im Norden des ehemaligen Gebäudestandortes zeigt an, dass dieser auch bewohnt wurde.
Auf der zweiten Erhebung stand ebenfalls ein Gebäude, das zunächst verputzte Fachwerkwände besaß und später durch einen Bau mit Bruchsteinmauern ersetzt wurde. An das Gebäude schließt sich im Norden eine weitere, umfangreiche Abfallhalde an.
Eine dritte Abfallhalde im Süden des Gesamtplateaus zeigt, dass hier ebenfalls mit einem bewohnten Gebäude zu rechnen ist. Insgesamt ist von einer vielteiligen Bebauung des Plateaus auszugehen, die anhand der kleinen Grabungsschnitte und der Planierung jedoch nicht sicher geklärt werden konnte. Es ist jedoch zu vermuten, dass das Gesamtplateau um den Hauptburghügel auch den Wirtschaftsbereich der Burg enthielt.
Die Funde belegen eine für das 11. Jahrhundert gehobene Ausstattung der Gebäude, die weiß verputzte Wände und Schieferdächer besaßen. Die Fußböden bestanden zumindest teilweise aus wiederverwendeten römischen Dachziegeln, die sich aufgrund ihrer flachen Form für eine solche Verwendung anboten. Verglaste Fenster sind ebenfalls nachgewiesen. Dies ist im 11. Jahrhundert alles andere als selbstverständlich.
Da auf dem Gelände der allerdings nicht vollständig untersuchten Anlage keine Zisterne oder ein Brunnen angetroffen wurden, ist wahrscheinlich, dass die Wasserversorgung über den kleinen Bach im südlich gelegenen Siefen erfolgte. Da das sumpfige Gelände im Osten der Burg nach Untermann wohl nicht natürlichen Ursprungs ist, nimmt Untermann an, dass der Bach hier zu einem Teich angestaut war.
Einen gehobenen Lebensstandard der Burgbewohner belegen Funde wie eine Emailscheibenfibel, Teile von vergoldetem Pferdegeschirr oder ein Silberpfennig. Glasschlacken sprechen für eine Herstellung von Waldglas im Wirtschaftsbereich der Burg. Untermann geht jedoch davon aus, dass hier vornehmlich der Eigenbedarf gedeckt wurde. Mahlsteinfragmente, Spinnwirtel, Ahlen und Messerfragmente findet man hingegen auch in ländlichen Siedlungen. (T. Potthoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität Köln führte 1981 eine archäologische Untersuchung unter der Leitung von M. Untermann durch. Untermann legte eine Reihe von kleinen Grabungsschnitten an, die die Struktur der Burganlage klären sollten.
Darüber hinaus wurden verschiedentlich Lesefunde gemacht. Hierbei handelt es sich vornehmlich um Keramik, die aufgrund der kurzen Nutzungszeit der Burg auch für die Keramikchronologie von Bedeutung ist. Eine bei Hinrichs beschriebene Knochenflöte soll dem Museum Schloss Burg übergeben worden sein, ist jedoch verschollen. (T. Potthoff)