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Romrod

Geschichte:

Die Anfänge der in einer sumpfigen Niederung des Antriffttales gegründeten Anlage reichen bis in die zweite Hälfte des 12. Jh. zurück. Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen kann die erste Burg zu Romrod in den Zeitraum 1170 bis 1180 - aufgrund der Datendichte eher in die Zeit um 1180 - datiert werden. Schriftquellen, die indirekt auf die Existenz einer Burg zu Romrod verweisen, liegen aus dem Jahr 1197 mit der Erstnennung des Ludwig von Romrod vor, der in einer Urkunde des Fuldaer Abtes Heinrich III. genannt wird. Die Herren von Romrod waren Gefolgsleute der Landgrafen von Thüringen und unterhielten enge Kontakte zu der Abtei Fulda. Sehr wahrscheinlich wurde die im späten 12. Jh. in Stein ausgebaute hölzerne Niederungsburg 1265 im Zusammenhang mit der Fuldaer Stiftsfehde zerstört. Im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzung eroberte und zerstörte der Abt Berthold von Leipolz etwa fünfzehn Burgen, zu denen neben Romrod auch die Burg Wartenberg zählte. Mitte des 14. Jh. wurde Romrod ein zweites Mal durch den Mainzer Erzbischof zerstört. Die Familie von Romrod spaltete sich bereits am Ende des 13. Jh. in zwei Linien und 1298 gründete Heinrich von Romrod die Burg Herzberg östlich von Fulda. Der von Heinrich gegründete Familienzweig benannte sich fortan nach Burg Herzberg. 1366 erlosch der zu Romrod ansässige Zweig der Herren von Romrod im Mannesstamm und die Erbtöchter veräußerten Romrod an die Herren von Erfa und die Landgrafen von Hessen, denen es bis 1385 gelang, den Besitz zu vereinigen. Schloss Romrod diente bis 1829 als landgräflich-hessischer Behördensitz. Als Burgmannen sind in hessischer Zeit die Familien von Gilsa und Boineburg nachweisbar. 1567 fiel Romrod an Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg und 1604 infolge einer Erbteilung an das Haus Hessen-Darmstadt. Die in der zweiten Hälfte des 14. Jh. und Mitte des 16. Jh. baulich umgestaltete Anlage diente im 16. und 17. Jh. den Landgrafen als Jagdschloss. Seit den 1830er Jahren bevorzugten die Großherzöge von Hessen-Darmstadt Romrod als Sommersitz. In den Jahren 1878-1885 erfolgte die historistische Umgestaltung des Schlosses. 1939 veräußerte die großherzogliche Familie Romrod an das Land Hessen. 1996 erwarb die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Schloss Romrod und führte die sanierte Anlage einer neuen Nutzung als Denkmalakademie zu. (J.F.)

Bauentwicklung:

Die in den 1990er Jahren einsetzende baubegleitende, archäologische und bauhistorische Untersuchung trug wesentlich zur Klärung der baulichen Entwicklung der Niederungsburg Romrod bei. Zu den spektakulärsten Ergebnissen zählt die Erforschung der bis dato unbekannten romanischen Burganlage, deren Anfänge aufgrund der dendrochronologischen Untersuchungen in die Zeit zwischen 1170 bis 1180 datieren. Eckdaten der ersten in Holzbauweise inmitten einer steinernen Ringmauer errichteten Burg bilden die Jahre 1176 und 1192. Die in verschiedenen Konstruktionsweisen errichteten Gebäude der Hauptburg (Firstständerhaus, zweischiffiges Pfostenhaus, Blockbohlenhaus) gruppierten sich um einen schmalen Innenhof. Der erste datierbare Steinbau innerhalb der Ringmauer war der runde Bergfried, desssen Baubestand aufgrund einer dendrochronologischen Datierung in das Jahr 1190/91 zu setzen ist. Bei einem Durchmesser von 8 m erreichte der Turm eine Wandstärke von 2,70 m. Die Holzbauten wurden sukzessive durch Steinbauten ersetzt. Das Prinzip der Randbebauung der Ringmauer wurde beibehalten. Zur Ausstattung der Hauptburg gehörten ein Wohnturm mit den Seitenmaßen von 8 x 10 m (um 1220), eine Küche, eine Kemenate sowie ein romanischer Saalgeschossbau (ca. 1230-40). Nach der - u. a. durch einen massiven Brandhorizont belegten - Zerstörung von Romrod im Zuge der Fuldaer Stiftsfehde 1265, erfolgte ein Wiederaufbau der Anlage. Das Ensemble von Küchenbau, Kemenate und Laubenbau wird in einer Urkunde des Jahres 1339 genannt. Eine weitere Ausbauphase setzte nach der Mitte des 14. Jh. erfolgten zweiten Zerstörung der Burg ein. Dieser Bauphase gehört u.a. die um 1358 erfolgte Wiederherstellung des so genannten Herrenbaus an. Unter Landgraf Hermann II. wurde offenbar auch der so genannte Kanzleiturm neben dem zweiten Zugang zur Burg errichtet. Der mit abgerundeten Ecken versehene Turmbau weist auffallende Parallelen zu den ebenfalls unter Hermann II. von Hessen entstandenen Wohntürmen in Hermannstein bei Wetzlar (1373-79) und der Weidelsburg (1377/78) auf. Im späten 15. Jh. entstand der Küchenbau. Die Umwandlung der spätmittelalterlichen Bauten zu einem Renaissanceschloss erfolgte in zwei Bauabschnitten um 1551 und 1578-87. Parallel zu dieser Umgestaltung wurden der Wohnturm und der runde Bergfried im Innenhof niedergelegt. 1729 erneuerte man das Dachgeschoss des Küchenbaus. Eine maßgebliche Veränderung der Dachlandschaft - insbesondere durch hinzugefügte Fachwerkobergeschosse auf den Turmbauten - brachte die historistische Umgestaltung des Schlosses in den Jahren 1878 bis 1885 mit sich. (J.F.)

Baubeschreibung:

Das heutige Erscheinungsbild der als Wasserburg angelegten Anlage wird im Wesentlichen durch die Mitte des 16. Jh. umgestalteten spätmittelalterlichen Gebäude aus der Mitte des 14. Jh. geprägt. Der an der Westseite befindliche viergeschossige "Herrenbau" mit Mansarddach, seitlichem Treppenturm und Festsaal im zweiten Obergeschoss lehnt sich ebenso an die in gotischer Zeit erhöhte Ringmauer an, wie der dreigeschossige Steinbau (Küchenbau) an der Nordseite und der so genannte Kanzleiturm mit seinen abgerundeten Ecken. Im Zuge der Niederlegung des runden Bergfrieds in der Hofmitte sowie des Wohnturmes wurde das Hofnivau etwa um einen Meter mit Bauschutt aufgefüllt. Die hölzernen Bauten der Gründungsanlage aus der Zeit um 1180 gruppierten sich um einen Innenhof. Die recht bescheidene fast kreisförmige Anlage der hochmittelalterlichen Kernburg hatte einen Durchmesser von etwa 44 m. Beachtung verdienen die archäologisch nachgewiesenen unterschiedlichen Konstruktionsformen der Gebäude. Es handelt sich um ein Firstständerhaus (1176), ein als Pferdestall dienendes zweischiffiges Pfostenhaus (1183/84), ein aufwendig gearbeitetes Blockbohlenhaus (1184/85) und daran anschließend, ein Niederlass in Fachwerkkonstruktion (1192/93). Im Zentrum der Anlage stand der runde Bergfried (1190/91), der bei einem Durchmesser von 8 m eine Mauerstärke von etwa 2,70 m aufwies. Als Vorgängerbau des heutigen "Herrenbaus" an der Westseite hat ein rechteckiger Bau mit mittig gelegenem Vorbau oder Treppenturm zu gelten. An der Außenseite zum Park hin, fanden sich Nischen von zwei romanischen Lanzettfenstern und im darüber liegenden Geschoss Gewände eines breiten romanischen Rundbogenfensters. Typologisch ist dieses Gebäude als Saalgeschossbau anzusprechen. Die gegenüberliegende Seite nahm ein rechteckiger Wohnturm mit den Seitenmaßen 8 x 10 m ein. Die in die Ringmauer integrierte Ostwand blieb erhalten. Über dem Untergeschoss erhoben sich mindestens zwei Obergeschosse mit spätromanischen Biforien und einem Zugang auf der Südostecke. Durch den Bau der heutigen Ringmauer, die in weiten Teilen dem älteren Bering folgt, wurde der Hocheingang zugesetzt. Östlich der Toranlage stieß man im Bereich des Küchenbaus auf die Grundmauern zweier Gebäude, die durch einen Vorbau zusammengefasst wurden. Hier handelt es sich sehr wahrscheinlich um das 1339 urkundlich erwähnte Ensemble von Küchenbau, Kemenate und Laubenbau. Die Silhouette der Burg - insbesondere des in der 2. H. des 14. Jh. entstandenen Kanzleiturmes wird durch Fachwerkaufbauten und Eckwarten sowie das steile Turmdach des späten 19. Jh. bestimmt. Innerhalb des runden Bergfrieds befand sich eine Brunnen- oder Zisternenanlage. (J.F.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die archäologische Untersuchung der Niederungsburg Romrod in den 1990er Jahren brachte u. a. umfangreiches Fundgut zur Alltagsgeschichte der Burg und ihrer Bewohner zutage. Zu den Funden zäht u.a. ein Lederschuh, Silberanhänger in Form einer stilisierten Pilgermuschel (12.Jh.), Fragmente von gotischen Fußbodenkacheln und Ofenkacheln (Halbzylinderkacheln vom Typ Tannenberg). (J.F.)