EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Schöller

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge des Adelssitzes Schöller liegen im Dunkeln. Eine niederadelige Familie, die sich nach Schöller benennt, tritt bereits Ende des 12. Jahrhunderts in Erscheinung. 1182 ist ein Hermann "de Schonlare" als Ministeriale des Kölner Stifts St. Gereon als Verwalter des Hofs Düssel nachweisbar. 1265 wird der Ort Schöller in einer Urkunde der Gräfin Margarethe von Berg erwähnt. Es handelt sich um ein Lehen der ostwestfälischen Abtei Corvey. Die Burg Schöller ging von dem Stift Corvey zu Lehen, bis verschiedene zu dem Anwesen gehörende Rechte 1430 an die niederadelige Familie von Schöller veräußert wurden. Zum Herrschaftssitz gehört die heute als Pfarrkirche genutzte Kapelle mit ihrem romanischen Westturm. Bereits um 1300 verfügte der Sakralbau über Pfarrrechte. Die Herren von Schöller standen u. a. in bergischen Diensten. 1522 ist Rütger von Schöller als bergischer Amtmann zu Solingen nachweisbar. Er war sehr wahrscheinlich auch der Initiator des im Stil spätmittelalterlicher Anlagen errichteten Wohnturms, der aufgrund zahlreicher baulicher Details in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert.
Mit dem herzoglichen Kämmerer Wolfgang Wilhelm von Schöller erlischt 1697 das Geschlecht im Mannesstamm. Wolfgang Wilhelms Tochter, Mechthild Margarethe, brachte den zur Unterherrschaft erhobenen Besitz 1689 ihrem Gatten, dem Reichsgrafen Johann Friedrich von Schaesberg, zu. In der Folgezeit verblieb das Rittergut Schöller in Schaesberg`schem Besitz. Die baulich im 19. Jahrhundert umgestaltete Anlage befindet sich in Privatbesitz und ist daher nur von außen zu besichtigen. (J. Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung des Adelssitzes Schöller konnte zumindest ansatzweise im Rahmen einer 1988/89 vorgenommenen baugeschichtlichen Untersuchung des Objekts geklärt werden. Der quadratische Wohnturm, der in der Literatur häufig als spätmittelalterliches Bauwerk angesprochen wird, dürfte erst in der ersten Hälfte des 16. Jhs. unter Rütger I. von Schöller errichtet worden sein. Ob dem Turm ein Vorgängerbau vorausging, oder bei dem Neubau Teile einer älteren Anlage verwendet wurden, ist unklar. Für die "Spätdatierung" in die erste Hälfte des 16. Jhs. sprechen die Schöllerschen Wappen Rütgers (gestorben 1547) und seiner Gattin Elisabeth von Herdt sowie ein prächtiger schmiedeeiserner Fensterkorp, der stilistisch in das 16. Jahrhundert zu setzen ist, und deutliche Parallelen zu einem Fensterkorb an den renaissancezeitlichen Bauten des Schlosses Rheydt aufweist. Der Fensterkorb sitzt an seiner ursprünglichen Stelle und gehörte dem ursprünglichen Bau an. Das sich an den Turm anlehnende Pächterhaus stammt aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (1884).
Das Schieferdach des Turmes wurde nach einer Brandzerstörung 1989 im Jahr 1991 erneuert. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Adelssitz befindet sich die Pfarrkirche (ehemalige Burgkapelle), deren romanischer Westturrm im 13. Jahrhundert entstand. (J. Friedhoff)

Baubeschreibung:

Der am Rande einer Anhöhe über dem Düsseltal gelegene Adelssitz Schöller weist noch ansehnliche Teile seiner spätgotischen Bausubstanz auf. Die über rechteckigem Grundriss aufgeführte Anlage besteht im Wesentlichen aus einem in die Ringmauer übereck eingestellten Wohnturm, einem Wirtschaftshof sowie dem erst Ende des 19. Jahrhunderts wohl an der Stelle eines Vorgängerbaus errichteten Pächterhaus. Der über einem gewölbten Keller dreigeschossige Wohnturm aus Sandstein mit Eckquaderung trägt eine verschieferte Haube. Nach Osten schließt sich ein halbrunder Treppenturm an. Ursprünglich wiesen alle Geschosse Kreuzrippengewölbe auf. Bemerkenswerte Details im Inneren des Turmes stellen ein in die Nordwand integrierter Kamin sowie eine Abortnische in der Südwand des ersten Obergeschosses dar. Besondere Beachtung verdienen die kleinen Schlüssellochschießscharten, die wohl kaum noch Verteidigungsfunktion gehabt haben dürften, sondern lediglich als Architekturzitat an die Wehrhaftigkeit spätmittelalterlicher Burgen erinnern. An den Turm schließt sich eine spitzbogige Pforte mit Staffelgiebel und der Jahreszahl 1884 an, die zu dem über einem Kellergeschoss befindlichen zweigeschossigen Pächterhaus aus Backstein überleitet, das wohl ebenfalls dem ausgehenden 19. Jahrhundert angehört. Nach Norden wird der Hof durch die mehrflügeligen Wirtschaftsgebäude des 18. und 19. Jahrhunderts. begrenzt. Dem unmittelbaren Umfeld der Burg ist die Pfarrkirche Schöller, die ehemalige Kapelle der Burg, zuzurechnen, die einen romanischen Westturm aufweist. (Jens Friedhoff)