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Schönfels im Erzgebirge

Geschichte:

Sehr wahrscheinlich reichen die geschichtlichen Anfänge der Burg Schönfels, die zur Unterscheidung von dem Adelssitz Neu-Schönfels auch als Alt-Schönfels bezeichnet wird, bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. Die gut erhaltene, um 1200 datierte Anlage bildete den Mittelpunkt einer Rodungsherrschaft. Im 13. Jahrhundert wurde das Umfeld der Burg aus dem Zusammenhang mit dem Reichsgut Pleißenland herausgelöst und bildete den Bestandteil der von den Vögten von Weida und Plauen ausgeübten Landesherrschaft. Einen indirekten Hinweis auf die Existenz der Burg bietet die 1225 erfolgte Nennung von Burgmannen (castellani de Schoninvels). Burg Schönfels kam, insbesondere nachdem sich die Wettiner Anfang des 13. Jahrhunderts der Vogtei in Zwickau bemächtigt hatten, erhebliche strategische Bedeutung als Grenzburg der Vögte von Weida und Plauen zu. Im 14. Jahrhundert gehörte Schönfels - 1349 ist in einer Urkunde ausdrücklich von "Schonenfelz castrum" die Rede - zu den landesherrlichen Burgen der Reußen. Insbesondere während der Auseinandersetzungen Heinrichs II. Reuß von Plauen mit den Markgrafen von Meißen bildete Schönfels einen wichtigen Stützpunkt. Infolge des Erlöschens der Ronneburger Linie der Reußen gelangten Burg und Herrschaft Schönfels 1398 schließlich an die Wettiner. Die Lehnsinhaber - seit 1470 die Herren von Weißenbach - ließen die Anlage im 15. und 16. Jahrhundert ausbauen. 1649 erwarb Georg Carl von Carlowitz die Burg. Von 1770 bis 1945 lässt sich die Familie Römer als Inhaber der Burg nachweisen. Heute beherbergt die umfassend bauhistorisch untersuchte Burg ein Museum. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Wie zahlreiche der noch weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Burgen weist auch Schönfels eine recht komplizierte bauliche Entwicklung auf, die trotz umfangreicher bauhistorischer Untersuchung noch nicht bis ins Detail geklärt werden konnte. Die als Randhausburg anzusprechende, über ovalen Grundriss mit vormals freistehendem rundem Bergfried ausgestattete Kernburg wird man in die Zeit um 1200 zu setzen haben. Ob man für diese Zeit auch bereits von der Existenz einer Unterburg (=Vorburg) ausgehen kann, lässt sich auf der Grundlage der gegenwärtigen Befundsituation nicht mit letzter Sicherheit sagen. Insbesondere die Bauentwicklung des 14. Jahrhunderts wirft noch zahlreiche ungeklärte Fragen auf. Wesentlich günstiger ist die Ausgangslage für die Rekonstruktion des Baubestandes für die Zeit um 1450. Im Bereich der Kernburg weist das nordöstliche Gebäude eine Eckquaderung auf. Ferner konnte Innenputz mit Rankenmalerei festgestellt werden, der vage in das 15. Jahrhundert zu datieren ist. Eine dendrochronologische Datierung eines Bauholzes aus dem Nordflügel ergab, dass die Giebelwand 1455 aufgeführt worden ist. Die hölzerne Wehrgangkonstruktion im Südwestflügel datiert dendrochronologisch in das Jahr 1480. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte wohl der Einbau der Kapelle in ein älteres Obergeschoss über dem Tor zur Kernburg.
Aussagen über die Bebauung der Vorburg für die Zeit um oder nach 1200 sind, wie bereits oben angedeutet wurde, nicht möglich. Baugeschichtliche Beobachtungen legen vielmehr nahe, dass die Vorburg in ihrer heutigen Baugestalt im Wesentlichen erst Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Weitere bauliche Aktivitäten an der Burg Schönfels lassen sich für die Zeit nach 1500 nachweisen. Eine renaissancezeitliche Bauphase datiert in die Jahre 1553/54. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erfolgten bauliche Veränderungen im mittleren Abschnitt des Südwestflügels. 1651 wurde Burg Schönfels durch einen Brand beschädigt. Die Zerstörungen konzentrierten sich sehr wahrscheinlich auf den Zwischenbau zwischen Nordostflügel und Kapelle. Der Südwestflügel erhielt 1662 ein neues Dach. Im Zuge einer dendrochronologischen Untersuchung des Bergfrieds konnte dessen Dachstuhl in das Jahr 1658 datiert werden. Umgestaltungen des Südostflügels erfolgten 1780 und 1805. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die imposante Burg Schönfels liegt auf einem nach drei Seiten abfallenden Diabisfelssporn zu zählt zu den gut erhaltenen mittelalterlichen Burgen des Freistaats Sachsen. Es handelt sich um eine dreiteilige, aus Kernburg, Unterburg und weitläufiger Vorburg bestehende Anlage, die typologisch der Gruppe der Randhausburgen zuzuordnen ist. Der Hauptburg mit rundem Bergfried ist nördöstlich die Vorburg vorgelagert. Auf der westlichen und auf der nördlichen Seite bilden Gräben ein Annäherungshindernis. Auffallend ist das weitgehende Fehlen von Zwingeranlagen, die der ovalen Ringmauer vorgelagert sind. Lediglich im Süden verfügte die Vorburg über einen Zwinger. An die Vorburg schließt sich die kleine Unterburg mit ihrer Ringmauer sowie dem Torbau mit der darüber befindlichen Kapelle an. Von dort gelangt der Besucher durch ein Tor in den schmalen Innenhof der Kernburg, in dem sich der ehemals frei stehende runde Bergfried befindet. Unmittelbar an die Ringmauer lehnen sich hofseitig die Gebäude an. Der runde Bergfried erreicht eine Höhe von 25 Metern. Bei einem Durchmesser von 7,50 m weist der Hauptturm eine Mauerstärke von 2,80 m auf. Der ursprüngliche Hocheingang lag ca. 11,50 m über dem Hofniveau. Sehr wahrscheinlich bildet der Bergfried bereits einen Bestandteil der um 1200 entstandenen Gründungsanlage. Umfassende bauliche Veränderungen erfuhr Burg Schönfels insbesondere im 15. Jahrhundert. Im Nordflügel der Burg befindet sich die beeindruckende Kemenate, die um 1480 entstanden ist und eine Bohlenstube beherbergt. Beachtung verdient ferner die z.T. erhaltene ornamentale Renaissancebemalung aus der Zeit um 1600. Der Osttrakt beherbergt das mit einem Netzrippengewölbe ausgestattete Archiv. Zwischen Vor- und Kernburg schiebt sich die Unterburg mit einem Torhaus, dessen Obergeschoss die Burgkapelle aufnimmt. Den Zugang zur Kapelle ermöglicht eine spätgotische Pforte mit dem Wappen der Herren von Weißenbach. Es handelt sich um einen quadratischen zweijochigen Raum mit Netzgewölbe, das in das ausgehende 15. Jahrhundert datiert. An Tür- und Fenstergewänden sowie an den Gewölberippen sind Reste von Renaissance-Architkturmalerei erkennbar. Besondere Aufmerksamkeit verdient ein Flügelaltar, der um 1600 von Matthias Krodel d. J. geschaffen wurde. Das weitläufige Areal der Vorburg ist seit dem 17. Jahrhundert weitgehend unbebaut. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

1983 und 1990 fanden auf dem Areal der Burg Schönfels archäologische Grabungen statt. Zu den spektakulären Befunden im Kernburgbereich zählte 1991 die Freilegung eines Steinkuppelofens an der Innenseite der Ringmauer sowie eines Backofens. Ferner wurde Keramik des 15. Jahrhunderts geborgen.
Seit 2005 werden an dem Objekt umfangreiche bauhistorische Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen durchgeführt. (Jens Friedhoff)