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Wewelsburg, Schloss

Geschichte:

Bei der ersten in den Schriftquellen nachweisbaren Burg in dem Bürener Ortsteil Wewelsburg handelt es sich um eine in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Arnsberg errichteten Anlage, die 1123 bezeugt ist, jedoch - wohl kaum vollendet - zerstört wurde. Die heutige Anlage geht auf ein spätmittelalterliche Burggründung der Bischöfe von Paderborn zuürck, die den Ort Wewelsburg 1301 in ihren Besitz brachten. Das Hochstifts Paderborn belehnte die Edelherren von Büren, die offenbar als Gefolgsleute der Grafen von Waldeck agierten, mit der Hälfte der Burg. 1303 fiel die zweite Hälfte der Wewelsburg an den Ritter Friedrich von Brenken, der dort als Vogt der Paderborner Kirche amtierte. 1359 wurde die Burg an die beiden Adelsfamlien versetzt. Den Anteil der Edelherren von Büren konnte das Hochstift 1384 wieder einlösen. Die von einer auf der Wewelsburg anässigen Seitenlinie der von Büren fiel zur Hälfte an die von Brenken. Als die von Büren 1391 ausstarben, wurde die Burg als erledigtes Lehen vom Hochstift eingezogen und bildete den Mittelpunkt eines paderbornischen Amtes. 1513 sah sich das Hochstift gezwungen, die Wewelsburg abermals an eine Linie der von Büren zu versetzen, die ihrerseits als ein Viertel des Besitzes an die von Brenken verpfändeten. Unter Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg wurde die Pfandschaft 1588 wieder eingelöst und die Anlage 1603 bis 1609 zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Zeitweise diente die Anlage den Fürstbischöfen als Nebenresidenz. 1802 in preußischen Staatsbesitz übergegangen, wurde der mächtige Nordturm 1815 durch Blitzschlag zur Ruine. Die Anlage wurde im 19. Jh. nur noch partiell genutzt und geriet in Verfall. Bis 1821 hatte der Rentmeister im Südosten der Burg eine Wohnung. 1832 bis 1934 wurde diese Wohnung von dem Pfarrer genutzt. Im Erdgeschoss des westlichen Südflügels entstand 1883-85 ein Behelfskirchensaal im Erdgeschoss. Einer neuen Nutzung wurde die Wewelsburg 1924 zugeführt, da man in der Burg eine Jugendherberge einrichtete. Der Kreis Büren unterhielt in der Anlage ein Heimatmuseum. Auf Initiative Heinrich Himmlers erfolgten ab 1933 der Aus- und Umbau der Wewelsburg zur SS-Schule Haus Wewelsburg. Das Großprojekt einer kreisförmig die Burg in einem Radius von 450 m umschließenden, zum Almetal offenen Anlage mit dem Nordturm als Mittelpunkt, wurde nicht realisiert. 1943 erfolgte die Einstellung der Bauarbeiten. Der Versuch, die Anlage auf Befehl Himmlers am 31. März 1945 zu sprengen, schlug fehl. 1948-53 folgen Instandsetzungen. 1975 ging die Wewelsburg in das Eigentum des Kreises Paderborn über. 1993 bis 1996 erfolgte schließlich der Ausbau des Historischen Museums des Hochstifts Paderborn im Ost und Südflügel. Bereits 1982 wurde eine Dokumentation "Wewelsburg - Kult- und Terrorstätte der SS" eingerichtet. (Gabriele Rustemeyer)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung des Schlosses Wewelsburg, das kunsthistorisch den Bauten der Weserrenaissance zugerechnet wird, reichen, wie archäologische, bauhistorische und historische Untersuchungen gezeigt haben, bis in das beginnende 14. Jh. zurück. 1301 gelangte der Ort Wewelsburg von den Grafen von Waldeck an das Hochstift Paderborn. Bereits um 1300 ist sehr wahrscheinlich das erste Steinhaus, ein Wohnturm, entstanden, der schließlich an die Edelherren von Büren gelangte. In einer Urkunde von 1393 ist schließlich von zwei Burghäusern (=Wohntürmen) die Rede. Die Rechte an der Burg teilten sich die Edelherren von Büren mit den Herren von Brenken. Grundlegende bauliche Veränderungen an der im Kern wohl spätmittelalterlichen Burg mit zwei wohnturmähnlichen Bauten erfolgten erst unter dem Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg, der u. a. in Schloss Neuhaus als Bauherr in Erscheinung trat. 1603 bis 1609 entstand die heute noch deutlich erkennbare Anlage über einem dreieckigen Grundriss. Teile der spätmittelalterlichen Vorgängeranlage wurde - wie bauhistorische Untersuchungen belegen - in den "Neubau" integriert. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Anlage schwere Schäden. Im Zuge der Wiederherstellung 1650 bis 1660 wurde die Fassadengliederung im Hof verändert. Dei drei Rundtürme, die ursprünglich breite Zinnen aufwiesen, erhielten "welsche Hauben". Im 18. und 19. Jahrhundert setzte der langsame Verfall der Anlage ein. Ein Brand ruinierte 1815 den mächtigen Nordturm, der 1933 unter Himmler bis auf das Erdgeschoss abgebebrochen wurde. 1973 bis 1975 stellte man den Nordturm wieder her. In den 1990er Jahren erfolgte eine grundlegende Untersuchung und Instandsetzung im Vorfeld der Eröffnung des Museums des Hochstifts Paderborn. (Gabriele Rustemeyer)

Baubeschreibung:

Die Wewelsburg, deren heutiges Erscheinungsbild im Wesentlichen auf den renaissancezeitlichen Ausbau des frühen 17. Jahrhunderts zurückzuführen ist, zählt zu den Bauten der Weserrenaissance. Die spätmittelalterliche Bebauung konnte durch bauhistorische, archäologische und archivalische Nachrichten nachgewiesen werden. Zum Baubestand der Gründungsanlage des beginnenden 14. Jahrhunderts zählte ein rechteckiger Wohnturm, der zu einem späteren Zeitpunkt durch einen zweiten Wohnturm ergänzt wurde. Offenbar war die Burg bereits in ihrer Grüngsphase über einem dreieckigen Grundriss aufgeführt worden. Die spätmittelaterlichen Bauteile wurden 1603 bis 1609 in den "Neubau" des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg einbezogen und treten heute kaum mehr in Erscheinung. Ein Modell im Kreismuseum verdeutlicht den spätmittelalterlichen Baubestand, der übrigens auch im Inneren des Schlosses noch ablesbar ist. Hofseitig und feldseitig sind die Fassaden durch Gesimse und Steinpfostenfenster gegliedert. Der Südflügel weist einen Kamin und verschiedene Lukarnen mit aufwändigem Bauschmuck auf. Oberhalb des Eingangs zum Innenhof befindet sich auf dem Erker eine Inschrift mit einer Devise, die auf das Jahr 1604 verweist. Eine seitlich angebrachte Inschrift bezieht sich mit der Jahreszahl 1658 auf die Weiderherstellung der Burg nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg. Im Hof verdienen insbesondere die reich ornamentierten Portale besondere Beachtung. Der Südflügel wird von zwei gedrungenen Rundtürmen mit welschen Hauben flankiert. Der mächtige Nordturm, der 1815 durch Brand zerstört wurde und erst 1973 wieder rekonstruiert wurde verfügt über einen breiten Zinnekranz. Im Inneren der Burg haben sich nur wenige Teile der ursprünglichen Ausstattung erhalten. (Gabriele Rustemeyer)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Wewelsburg wurde in den 1990er Jahren archäologisch und bauhistorisch untersucht. Die archäologischen Untersuchungen erbrachten den Nachweis von Teilen der spätmittelalterlichen Bebauung, die u. a. in den Schriftquellen bezeugt ist.