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Hardenburg

Geschichte:

Im Jahre 1205 erbten die Grafen von Leiningen mit Graf Friedrich I. als Untergrafen der Salier (Landvögte im Speyergau) die Schirmvogtei über das Benediktinerkloster Limburg. Kurz darauf müssen sie mit dem Bau der Hardenburg begonnen haben, denn 1214 sind erstmals Burgmannen bezeugt, und im gleichen Jahr nennt Friedrich sich "Graf zu Hardenberg". 1230 wird das "castrum hardenberc" erstmals als solches genannt. Erst 1249 fand unter Friedrich III. der Streit mit dem Kloster Limburg, auf dessen Grund und Boden die Burg zunächst ohne Einwilligung des Klosters errichtet worden war, durch einen Vergleich einen Abschluss. Die Hardenburg blieb durchgehend im Besitz der Grafen von Leiningen. Seit der Teilung 1317 war sie Sitz der jüngeren Linie Leiningen-Hardenburg, Anfang des 15. Jhs. nachweisbar auch Residenz dieser Linie. Mitte des 15. Jhs. geriet die Linie nach anfänglich guten Kontakten in entschiedene Gegnerschaft zu Pfalzgraf Friedrich I., was 1471 mit der Eroberung Dürkheims dazu führte, dass die Leiningischen Brüder Urfehde schwören und zusagen mussten, ihre Burgen Hardenburg und Frankenstein nicht gegen den Pfalzgrafen einzusetzen. Dennoch kam es 1504 zur Zerstörung des Klosters Limburg durch die Leininger.
In der der ersten Hälfte des 16. Jhs. kam es zu erheblichen Ausbauten, insbesondere durch Graf Emich VIII. Er baute die bestehende Burganlage zur Festung und repräsentativem Wohnschloss um. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen, vielmehr Ende des 17. Jhs. weiter befestigt. Teilzerstörungen brachte der Pfälzische Erbfolgekrieg mit sich, als die französischen Besatzer 1692 einige Vorwerke sprengten. Zunehmend unwichtiger, verlor sie ihren Status als leiningische Residenz 1725 an das Schloss in Bad Dürkheim. 1794 wurde die Hardenburg durch französische Revolutionstruppen zerstört. 1852 gelangte die Ruine an den Königlich Bayerischen Staat; heute ist sie im Landesbesitz. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Zur Baugeschichte der mittelalterlichen Burg ist kaum etwas bekannt. Anders ist es mit der renaissancezeitlichen Festungs- bzw. Schlossanlage, da es aus dieser Zeit zahlreiche Baunachrichten und -inschriften gibt. 1405 wurde die Kapelle geweiht. Fast alle noch erhaltenen Mauern sind vom späten 15. bis zum 17. Jahrhundert entstanden. Erhebliche Bauaktivitäten, die die Grundzüge der fünfeckigen Anlage mit vorspringenden Geschütztürmen und Rondellen entstehen ließen, sind zwischen 1501 und 1564 zu verzeichnen. So weist ein Schlussstein im winkelförmigen Nordwestbau der Hauptburg die Jahreszahl 1510 auf. Der 26 m lange Verbindungsbau, die "Große Kommunikation", entstand zwischen 1543 und 1551. Ebenfalls im 16. Jh. entstand das Torrondell, und der eindrucksvolle Saalbau wurde nach Plänen des Baumeisters Caspar Weitz 1550/51 errichtet. Später wurden der Große Ausfallgarten, der Lustgarten und der südliche Vorhof hinzugefügt. 1593 wird ein großer Turm genannt, in dem sich das Familienarchiv befand, 1604 ist dieses im Briefgewölbe neben der Kapelle untergebracht. Letzte Baumaßnahmen fanden unter Karl Friedrich Wilhelm 1780 statt. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Von der deutlich kleineren mittelalterlichen Burg sind nur wenige Reste erhalten, so Buckelquadermauern mit Zangenlöchern (13. Jh.). An ihrer gefährdeten Westseite wurde sie durch einen Halsgraben abgeriegelt. Die Gebäude der Oberburg erhoben sich dahinter auf einer unregelmäßig-polygonalen Plattform, an die sich an der Süd- und Ostseite eine Unterburg anschloss. Vom ehemaligen Torbau am Südwestende sind im heutigen turmartigen Gebäude (sogen. "Schmiede") noch Mauerstücke und der Rest eines Rundbogenfrieses erhalten. Ob die Anlage in der Nähe des Halsgrabens einen Bergfried aufwies, ist spekulativ.
Die heutige Burganlage wurde erst im 16. Jh. ausgebaut, insbesondere in dessen erster Hälfte. Ihr Grundriss ist im Wesentlichen ein unregelmäßiges Fünfeck, dessen Ecken runde bzw. dreiviertelrunde Geschützrondelle einnehmen. Der Halsgraben wurde erweitert und auf seiner äußeren (West)Seite ein mächtiger, eigenständiger Geschützturm errichtet, das Westbollwerk (22 m Durchmesser, Mauerstärke 6,80 m, trotz heute halber Höhe noch 27 m hoch). Zwischen ihm und der Kernburg wurde im Halsgraben ein 26 m langer Verbindungsbau angelegt, die "Große Kommunikation".
Das Torsystem im Südwesten bestand aus einem ersten, äußeren Tor, das den fast rechteckigen Vorhof sicherte. Das ehemalige Haupttor wurde durch ein großes Rondell geschützt. Auf der dahinterliegenden Plattform - Standort der ehemaligen Kernburg - erhob sich im Süden der renaissancezeitliche Saalbau (20 x 15 m, ehem. 2 Vollgeschosse, Nordgiebel noch 12 m hoch) sowie ein mehrflügeliger, winkelförmiger Wohnbau an der Nordwestecke, in dem sich u. a. Badestube, Bäckerei und der "Kleine Saal" befanden. Der heutige Festungshof wurde von mehreren Gebäuden umschlossen, darunter der als Wohnbau dienende "Marstall" an der Nordseite sowie der die Ostseite einnehmende Gästebau. Zentral im Hof befand sich ein Brunnen.
Beim späteren Ausbau wurde östlich vor der Hauptburg der große Ausfallgarten angefügt. Er wies ein eigenes, durch zwei Dreiviertelrundtürme an den Ecken geschütztes Ostwerk auf, die sogen. Münze. Im Süden wurde der südliche Vorhof (Lustgarten) vorgesetzt. (Reinhard Friedrich)