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Namedy

Geschichte:

Wie bei zahlreichen Burgen, so liegen auch zu Anfänge der Niederungsburg Namedy keine zuverlässigen Informationen vor. In der Literatur geht man von einer Gründung des 14. Jahrhunderts aus und bringt die Gründung der Burg in Zusammenhang mit dem erstmals 1275 urkundlich nachweisbaren Geschlecht der Hausmann, die später den Namenszusatz „zu Namedy“ führen. Zwischen 1550 und 1560 wurde die Burg auf Inititative des als Rat in kurtrierischen Diensten stehenden Antonius von Hausmann zu Namedy und seiner ersten Gattin Hildegard (gest. 1562) ausgebaut. Folgt man den Angaben des kaiserlichen Kämmerers und Obristen Johann Philipp Hausmann von Andernach und Namedy, so wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von schwedischen Truppen heimgesucht und (teilweise?) zerstört. Lehnsrechtlich war die Burg Eigentum des Damenstifts Essen und befand sich als Mannlehen in der Verfügungsgewalt der Familie Hausmann. Im Jahr 1666 gelangte Namedy von Friedrich Ruprecht Hausmann von Namedy an Franz Wilhelm von Klepping gen. Hausmann von Andernach und Namedy. 1702 bestätigte die Äbtissin Bernardina Sophia den Besitzerwechsel von Johann Melchior Maximilian von Klepping gen. Hausmann an den kurkölnischen Geheim- und Hofrat Johann Arnold Solemacher (1657-1733), der 1718 durch einen kaiserlichen Privilegienbrief Karls VI. in den Adelsstand erhoben worden ist und der Reichsritterschaft angehörte. 1763 fiel Namedy nach dem Ableben des kurtrierischen Hofrats Johann Hugo von Solemacher an den kurkölnischen Geheimrat Johann Melchior Xaver Nepomuk von Solemacher (1734-1820).
In der Folgezeit wechselten mehrfach die Eigentümer des baulich veränderten Schlosses. Im Kontext der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich 1794 erfolgten Umnutzungen des Schlosses, das zeitweise als Lazarett und Pulvermagazin diente und baulich vernachlässigt wurde. 1856 erfolgten erste Wiederherstellungsarbeiten und Arnold von Solemacher- Antweiler, der das Schloss von der Familie Linz erworben hatte, ließ 1896 die Anlage historistisch überformen. In den nachfolgenden Jahren nutzte der neue Eigentümer das Schloss zu privaten Wohnzwecken. 1907 erfolgte die Veräußerung an einen Hotelkonzern, der in dem Schloss einen Kurbetrieb unterbringen wollte, und im Zuge der wirtschaftlichen Nutzung des nahen Geysirs Erweiterungsbauten errichten ließ. Bereits im darauffolgenden Jahr ging Schloss Namedy an die Fürsten Henckel von Donnersmarck und Hohenlohe über, die Planungen für eine Villensiedlung sowie eines Kurhauses in Erwägung zogen, jedoch aus Mangel an ausreichenden Finanzmitteln von dem Projekt Abstand nahmen. 1909 ging Schloss Namedy in das Eigentum des Prinzen Carl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen über, der bis 1911 weitere Umbaumaßnahmen durchführen ließ und den Abriss des eines überdimensionierten Hotelneubaus initiierte. 1933 folgen weitere Arbeiten. Seit 1988 wird das Schloss nach weiteren umfangreichen Sanierungsmaßnehmen kulturell genutzt und ist teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit dem Ableben von Godehard Prinz von Hohenzollern 2001 leitet sein Witwe Heide Prinzessin von Hohenzollern die Geschicke der Burg und des dort etablierten Kulturbetriebs. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung konnte ungeachtet bauhistorischer Untersuchungen im Rahmen der Sanierung 1993-96 nicht im Detail geklärt werden. Zum Kernbestand der vermutlich im 14. Jh. entstandenen Wasserburg gehört sehr wahrscheinlich der als Wohnturm konzipierte südwestliche Teil des Herrenhauses mit zwei Fensterachsen. Wesentlichen baulicher Veränderungen erfuhr die Anlage Mitte des 16. Jahrhunderts durch ihren Ausbau im Renaissancestil. Der teilweisen Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg folgte ein barocker Um- und Ausbau der Anlage in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nach 1794 bauliche vernachlässigt, wurde das durch verschiedene Umnutzungen und mangelnde Unterhaltung in Verfall geratene Schloss ab 1856 wiederhergestellt. Im Zuge der späthistoristischen Umgestaltung Namedys 1896 und 1907 wurde die zweigeschossige Hauptburg um ein drittes Stockwerk erhöht und erhielt hofseitig zwei neue Seitenflügel (Nord- und Südflügel). Ein 1907 begonnener Hotelflügel wurde 1911 niedergelegt. Die späthistoristischen Elemente an der Außenfassade wurden 1933 entfernt. Die Türme erhielten neubarocke Hauben. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Das heutige Erscheinungsbild der dreiflügeligen Hauptburg ist im Wesentlichen durch den späthistoristischen Umbau 1896 und 1907 geprägt. Zum spätmittelalterlichen Baubestand des 14. Jahrhunderts gehört sehr wahrscheinlich der südöstliche Teil des Wohnbaus mit zwei Fensterachsen. Er ist vermutlich als Rest eines Wohnturms anzusprechen, der in nachmittelalterlicher Zeit um den langen Nordwesttrakt des Hauptflügels erweitert wurde. Aus dem 16. Jh. stammen vermutlich auch die drei Rundtürme der Hauptburg sowie der hofseitige polygonale Treppenturm. Die Wassergräben wurden eingeebnet. Die dem Schloss vorgelagerten Wirtschaftsgebäude entstanden im Wesentlichen Mitte des 16. Jahrhunderts. (Jens Friedhoff)