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Winneburg

Geschichte:

Mit der 1248 bzw. 1251 erfolgten Erwähnung einer Eliane von Cochem, die als Witwe eines Kuno von Winneburg bezeichnet wird, findet sich in den Schriftquellen zumindest ein erster indirekter Hinweis auf die Existenz der Burg, die urkundlich 1295 genannt wird. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei Kuno von Winneburg um den Initiator der Burggründung. Als weitere Mitglieder der Familie von Winneburg werden in der zweiten Hälfte des 13. Jh. 1270 Daniel und 1295 dessen Sohn Wirich von Winneburg bezeugt. Wirich lässt sich 1296 als Gefolgsmann des Luxemburger Grafen Heinrich VII. nachweisen und wendet sich zu Beginn des 14. Jh. dem Trierer Erzbischof Dieter von Nassau zu, dem er 1304 die Burg als Offenhaus zur Verfügung stellt. Vermutlich wurde die Anlage in der ersten Hälfte des 14. Jh. ausgebaut. Zu den bedeutendsten Vertretern des sich nach der Burg benennenden Geschlechts zählt Kuno von Winneburg, der mit der Tochter des Gerlach von Braunshorn vermählt war und nach dem Tod seines Schwiegervaters 1362 wesentliche Teile von dessen Herrschaft mit der Burg Beilstein erlangte. Sein Sohn, Kuno II. führt in der schriftlichen Überlieferung den Namen von Winneburg-Beilstein. 1361 ist die Burg Offenhaus des Kölner Erzbischofs und 1371 zählt sie neben Beilstein zu den Offenhäusern der Pfalzgrafen Ruprecht I. und Ruprecht II. Wenige Jahre später, 1379, erlangt auch der Luxemburger Herzog Wenzel, König von Böhmen, das Öffnungsrecht an der Winneburg. Im so genannten "Beilsteiner Krieg", in dessen Verlauf sich Kuno III. von Winneburg auf die Seite des Pfalzgrafen Philipp stellte und somit zum Gegner des Erzbischofs von Trier wurde, erfolgte eine Belagerung der Burg durch ein Aufgebot Kurtriers. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten 1620 spanische Truppen die Winneburg. Nachdem die Familie der Winneburger 1637 ausstarb, fiel ihr Erbe 1638 an die Familie von Metternich. 1688 wurde die Winneburg schließlich von französischen Truppen belagert und zerstört. Im Jahre 1832 ließ der kaiserlich-österreichische Staatskanzler Fürst Clemens Wenzeslaus Lothar von Metternich über dem Tor der Ruine sein Wappen anbringen, das in den Wirren der 1848er Revolution von Cochemer Bürgern zerstört wurde. Heute befindet sich die seit dem frühen 20. Jh. mehrfach sanierte Burgruine im Besitz der Stadt Cochem und ist frei zugänglich. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Im Kontext der ab 1996 erfolgten grundlegenden Sanierung der Burgruine fanden bauhistorische Untersuchungen statt, die zumindest partiell zur Klärung der baulichen Entwicklung beitragen konnten. Ob die Burg zum Zeitpunkt ihrer Gründung in der ersten Hälfte des 13. Jh. tatsächlich lediglich aus dem exponiert gelegenen runden Bergfried mit einer eng um diesen herumgeführten Mauer bestand, wie in einer 2005 vorgelegten Publikation zu lesen, ist angesichts des bei den Burgen der Mittelrheinregion allgemein zu beobachtenden differenzierten Bauprogramms fraglich. Der eher bescheidene Rundturm ist wohl kaum als Wohnturm anzusprechen, so dass man vermutlich von der Existenz eines separaten Wohngebäudes auszugehen hat. In der ersten Hälfte des 14. Jh. scheint die Burg erweitert worden zu sein. Zu dieser Ausbauphase liegen nur wenige Schriftquellen vor. Immerhin findet sich in der Überlieferung für das Jahr 1333 der Hinweis auf eine Burgkapelle, die 1507 erneut genannt wird und deren Standort in der Nähe eines Burghauses unweit des Tores angegeben wird. Wenige Jahre später, 1524 wird ein weiteres Mal ein Burghaus erwähnt, das neben der Kapelle an der Cochemer Seite lag und vermutlich nordwestlich des Tores zur Hauptburg zu lokalisieren ist. Für einen Um- und Ausbau der Anlage sprechen auch die im Bereich der Burg aufgefundenen Bodenfliesen mit hochgotischem Maßwerkdekor aus der ersten Hälfte des 14. Jh. Mit einiger Vorsicht ist von einer weiteren Ausbauphase der Burg in der ersten Hälfte des 15. Jh. auszugehen, in der östlich des oberen Burghofs Wirtschaftsgebäude und ein Wächterhaus entstanden. Nach der Zerstörung der Anlage Ende des 17. Jh. wurde der Baubestand durch Steinraub dezimiert. Erste Sicherungsmaßnahmen wurden 1903/04 und 1935 durchgeführt. Weitere Restaurierungsmaßnahmen fanden in den 1970er Jahren und ab 1996 statt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die Winneburg erhebt sich 300 m oberhalb des Endertbachtales etwa vier Kilometer nordwestlich von Cochem. Über einem unregelmäßigem Grundriss erhebt sich eine mehrteilige Gesamtanlage, bestehend aus dem runden Bergfried auf dem höchsten Punkt des Burggeländes, einem oberen Burghof, um den sich Palas und Küchenbau gruppieren sowie einem unteren Burghof mit den Resten von drei Gebäuden. Zur Angriffsseite hin ist die Anlage durch einen Halsgraben und einen Zwinger mit drei noch erkennbaren halbrunden Schalentürmen gesichert. Der runde Bergfried weist bei einem Durchmesser von 8,2 m noch eine Höhe von 17 m auf und ist durch einen Hocheingang in 6-7 m zugänglich, der sich an der Ostseite befindet. Über dem als Verlies anzusprechenden Raum befindet sich ein flaches Kuppelgewölbe. Unmittelbar neben dem Hauptturm befindet sich ein mehrgeschossiger Repräsentationsbau (Palas) mit anschließendem Torturm und Küchenbau. Der dreigeschossige Palas nimmt eine Grundfläche von 19,6 x 10,5 m ein und weist an der Westseite zwei Tourellen auf. Nördlich des Bergfrieds wird der obere Burghof durch den Küchenbau begrenzt. Im Bereich des unteren Burghofs errichtete man neben dem Torturm eine tonnengewölbte Tordurchfahrt. Südwestlich entstand im Spätmittelalter ein Wohnbau mit einem zum Hof hin dreiseitigen, innen runden Treppenturm. Östlich befinden sich Wirtschaftsgebäude und das Wächterhaus. Im Norden der Burganlage entstand ein geräumiger Hof, der wohl ebenfalls teilweise mit Wirtschaftsgebäuden bebaut war. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Zuge der Sanierung 1996 wurden hochgotische Bodenfliesen mit Maßwerkdekor (1. H. 14. Jh.) geborgen.