EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Grevenburg

Geschichte:

Die Grevenburg wurde sehr wahrscheinlich im zweiten Viertel des 14. Jhs. von Graf Johann III. von Sponheim gegründet. Die urkundliche Erwähnung der Burg datiert in das Jahr 1357. Denkbar ist, dass die Eheschließung von Johanns gleichnamigem Sohn mit Elisabeth von Sponheim-Kreuznach im Jahre 1346 ausschlaggebendes Motiv für die Burggründung war, da Johann III. als Aufenthaltsort die Grevenburg bevorzugte, während sein Sohn und seine Schwiegertochter sich häufig auf der unweit entfernt gelegenen Starkenburg aufhielten. Nachdem die vordere Linie der Grafen zu Sponheim-Kreuznach 1417 erloschen war, fiel der Besitz an den Enkel Johanns III., Graf Johann V., der seinerseits 1437 starb. Das umfangreiche Erbe gelangte an seinen Neffen, den Markgrafen von Baden und letzten Grafen von Veldenz (+1444). Ihm folgten als Inhaber der Hinteren Grafschaft Sponheim mit der Grevenburg die Pfalzgrafen aus dem Hause Simmern. 1776 gelangte das Oberamt Trarbach schließlich im Rahmen einer Herrschaftsteilung an die Linie Pfalz-Zweibrücken. In den Kriegen des 17. und 18. Jh. wurde die Anlage zu einer bedeutenden Festung ausgebaut und häufig umkämpft. Als Besatzung der Grevenburg wechselten im Dreißigjährigen Krieg Spanier (1620), schwedische Truppen (1631), kaiserliche Truppen unter General Horn (1635 und 1645), Franzosen unter Marschall Turenne. Nachdem die Grevenburg erneut an Pfalz-Simmern gelangt war, wurde die Burg 1681 abermals von den Franzosen eingenommen und von dem Festungsbaumeister Vauban ausgebaut. Im Umfeld der Burg entstanden mächtige Vorwerke und Forts, u.a. der so genannte "Pastetenturm" unterhalb der Burg. Nachdem Teile der Befestigungsanlagen 1697 geschleift worden waren, erfolgte im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) eine weitere Besetzung durch französische Truppen. 1704 eroberten die Holländer die Grevenburg und überließen sie 1714 nach Kriegsende ungeachtet der Herrschaftsrechte der Pfalzgrafen dem Erzstift Trier. Im Polnischen Erbfolgekrieg wurde die Burg 1734 abermals von den Franzosen eingenommen und im darauf folgenden Jahr, 1735, gesprengt. Nach einer wechselvollen Besitzgeschichte befindet sich die Burg heute im Besitz der Stadt, der es mit Hilfe eines Unternehmers gelang, 2003 die "Gräfin Loretta Stiftung" zu gründen und damit die weitere Grundlage für die Sanierung und Untersuchung legte. In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt sind die Erschließung der Anlage sowie die Freilegung eines Teils der Hauptburg geplant. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Dem spätmittelalterlichen Baubestand der in der Frühen Neuzeit zu einer Festung ausgebauten Anlage gehört die im zweiten Viertel des 14. Jh. entstandene Hauptburg mit dem mächtigen rechteckigen Donjon an. Etwa zur gleichen Zeit wird die Ringmauer mit den an der Angriffsseite eingestellten drei Türmen entstanden sein. Eine Burgkapelle ist 1359 erstmals nachweisbar. Der Ausbau zu einer Festung setzte sehr wahrscheinlich 1620 durch die Spanier ein und wurde in der zweiten Hälfte des 17. und im ersten Drittel des 18. Jh. durch die Franzosen fortgesetzt. Aus den überlieferten Zeichnungen französischer Ingenieure sind die 1687, 1702 und 1729/30 erbauten Außen- und Vorwerke bekannt, die 1929 planmäßig freigelegt wurden. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

An der Nordseite der Hauptburg befinden sich die bescheidenen baulichen Reste des 1734/35 gesprengten Donjons, der zu den im zweiten Viertel des 14. Jhs. entstandenen Gründungsbauten der Burg gehört und durch seine beachtlichen Dimensionen beeindruckt (Seitenmaße: 23 x 17 m). Der rechteckige Bau zu vier Geschossen wird an den Ecken von vier Rundtürmen flankiert, die einen Durchmesser von 5,3 m aufweisen und über die Traufhöhe hinausreichten. Folgt man historischen Abbildungen des 17. Jhs., so trugen die Türme Kegeldächer. Als Vorbilder für diesen im Mittelrhein- und Moselgebiet eher ungewöhnlichen Turm kommen Anlagen in Frankreich in Betracht. Die durch einen tiefen Halsgraben geschützte Angriffsseite war zusätzlich durch eine dreitürmige Ringmauer gesichert. Die Silhouette der exponiert auf einem Felssporn gelegenen Burg wird an der Moselseite durch die 1900-1903 teilweise rekonstruierte Wand des Kommandantenbaus bestimmt. In nachmittelalterliche Zeit datiert neben dem Kommandantenbau das zweigeschossige Zeughaus bzw. Magazin. Erhalten blieben von diesem Gebäude die Mittelmauer und Ansätze von Tonnengewölben. (Jens Friedhoff)