EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Wachtenburg

Geschichte:

Die über Wachenheim gelegene Burg wurde 1257 erstmals genannt (die Bezeichnung Wachtenburg ist eine Ableitung aus dem 19. Jh.). Die Besitzverhältnisse sind in dieser Zeit allerdings unklar. Zwar bestätigt König Alfons von Kastilien 1257 dem Speyrer Bischof Heinrich von Leiningen u. a. die Belehnung mit Burg Wachenheim, die dieser offenbar aber nie erworben hatte. Denn sie befand sich 1257 vermutlich in der Hand Philipps I. von Falkenstein, der 1255 in Wachenheim urkundete, das er vielleicht schon vorher als Reichslehen inne hatte. Gegründet wurde sie möglicherweise um die Mitte des 12. Jhs. und gehörte vielleicht zum Burgensystem, mit dem die Staufer ihr salisches Erbe sicherten. 1274, als König Rudolf von Habsburg die Burg zurückkaufte, gehörte sie noch Verwandten der Familie Falkenstein bzw. Münzenberg. Rudolf übergab sie Pfalzgraf Ludwig II. zu Lehen. Dieser konnte 1278 Graf Emich V. als Burgmann in Wachenheim anwerben, weitere Burgmannen kamen aus dem Kreis der Ministerialen und Niederadeligen. 1291 bestimmte König Rudolf, dass einzig Pfalzgraf Rudolf ihr rechtmäßiger Inhaber sei. Nach dessen Tod 1319 beanspruchte sein Bruder, König Ludwig, die Burg für sich. Im Hausvertrag von Pavia 1329 trat Kaiser Ludwig der Bayer den rheinischen Besitz, darunter auch Wachenheim, seinen Neffen aus der rudolfischen Line ab. 1341 wurde dem Ort Wachenheim das Stadtrecht verliehen. 1380 wurden blutige Auseinandersetzungen zwischen Pfalzgraf Ruprecht d. Ä. und seinen Verbündeten einerseits und den Bischöfen von Mainz und Speyer andererseits beendet, in die Burg Wachenheim verwickelt war. Um 1400 sind acht Burgmannen bezeugt, deren Häuser in der Unterburg untergebracht waren. Bei der 1410 erfolgten Teilung der Kurpfalz fiel Wachenheim an Herzog Stephan, den Begründer der Linie Simmern-Zweibrücken, der die Burg 1417 in Besitz nahm.
Als sich im Weißenburger Krieg Herzog Ludwig von Veldenz gegen Pfalzgraf Friedrich I. stellte, griff dieser die Besitzungen Ludwigs an, darunter auch Wachenheim. Die Burg wurde nach achttägiger Beschießung im Juli 1470 erobert, die Stadt konnte jedoch erst im folgenden Jahr eingenommen werden. Die Befestigungen wurden zerstört. 1489 leisteten die Söhne Ludwigs Verzicht auf Burg und Schloss Wachenheim. In den weitgehend zerstörten Befestigungen der Stadt quartierten sich 1525 aufständische Bauern ein. Reste der in Teilen instandgesetzten Burg wurden 1689 von französischen Truppen gesprengt, darunter der Bergfried. Seit 1984 befindet sich die Ruine im Besitz der Stadt Wachenheim. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Es lassen sich grob drei Bauphasen ausmachen: die Kernburg (Bauphase 1) wurde offenbar in der 2. Hälfte des 12. Jhs. errichtet. Dafür sprechen insbesondere drei Bruchstücke aufwendig profilierter romanischer Fenstergewände sowie Buckelquaderformen. Eine zweite Bauphase lässt sich für das 13. bzw. frühe 14. Jh. feststellen. Schließlich wurden in einer dritten Bauphase um die Mitte des 15. Jhs. zunächst die Vorburg-Ringmauer und später die Zwingermauer errichtet.
Teile der Burg wurden im 16. Jh. wieder aufgebaut, 1689 aber endgültig zerstört. Auf dem südöstlichen Flankenturm wurde vor 1894 ein Pavillon aufgesetzt, der Bergfried 1898 durch eine Stahltreppe zugänglich gemacht. 1984-87 und 1992/93 wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. 1986 wurde die Gaststätte ausgebaut. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Die Gründungsanlage der 2. Hälfte des 12. Jhs. ist eine viereckige, trapezförmige Kernburg (30 x 35 m), die durch einen Halsgraben vom Bergrücken abgetrennt ist. Die Kernburg weist zwei Ebenen auf, die durch eine Quermauer getrennt sind. Unmittelbar hinter dem Halsgraben erhob sich eine ursprünglich ca. 14 m hohe, 3 m starke Schildmauer, deren Außenschale aus großformatigen Buckelquadern bestand, während die Innenseite Glattquader aufwies. In ihrem mittleren Teil befand sich das Burgtor. Direkt südöstlich neben dem Tor erhebt sich der viereckige (8,25 x 9,25 m), 23 m hohe, fünfgeschossige Bergfried, der direkt an die Innenschale der Schildmauer anstößt. Er weist außen kleinformatige Buckelquader sowie gelegentlich Steinmetzzeichen und Zangenlöcher auf. Sein Eingang befindet sich auf der Südseite in 5 m Höhe. Von der ebenfalls mit Buckelquadern - häufig mit Steinmetzzeichen - verkleideten Ringmauer haben sich Reste an der Süd- und Ostseite der Kernburg erhalten. In letzterer befand sich eine kleine Pforte. In der Südostecke der Kernburg haben sich Reste eines Kellers (13 x 7 m) erhalten, der wohl zu einem Wohnbau gehörte. In der unteren Ebene der Kernburg konnten die Reste einer Filterzisterne freigelegt werden.
Wohl im 13. oder frühen 14. Jh. wurde die Anlage durch eine nordöstlich vorgeschaltete Unterburg erweitert, von der nur spärliche Reste zeugen. Ihr Zugang, von dem sich gefalzte Werksteine des Torgewändes erhalten haben, lag im Anschluss ihrer Nordmauer an die Nordostecke der Kernburg.
Um die Mitte des 15. Jhs. wurde die Burg durch Anlage eines auf dreieinhalb Seiten umlaufenden Zwingers aus lokalem gelblichem Bruchstein erheblich erweitert. In regelmäßigen Abständen sind fünf vorspringende, flankierende Schalentürme eingezogen, deren Stichbogenfriese aus rotem Sandstein dekorativ hervorgehoben sind. In den 0,80 bis 1,30 m starken Mauern von Zwinger und Flankierungstürmen finden sich zahlreiche Schießscharten, die teilweise mit steigbügelförmigen Senkfüßen ausgestattet sind. Sie weisen noch keine Vorrichtungen für Prellhölzer auf und datieren wohl ins mittlere Drittel des 15. Jhs., vielleicht auch erst nach 1470. Mit Errichtung der Zwingeranlage wurde der Burgzugang an die Nordwestecke verlegt. Hier entstand ein äußerer Torbau (Grundfläche ca. 5 x 4,5 m) mit zwei doppelflügeligen Toren. Nach einem eigenen Torzwinger (ca. 7 x 16,5 m) folgte ein inneres Tor, von dem sich nur wenige Reste erhalten haben. Im Nordosten der Unterburg hat sich die mehr als 20 m lange und 1,30 m dicke Mauer eines Wohngebäudes erhalten.
Am Abhang nördlich der eigentlichen Burg finden sich Reste einer ausgedehnten Vorburg, deren rund 1,5 m starke Mauer ebenfalls durch einen flankierenden Schalenturm verstärkt ist. An der tiefsten Stelle der Vorburg befindet sich ein Brunnen, der noch bis 1922 genutzt wurde. (Reinhard Friedrich)

Arch-Untersuchung/Funde:

An wenigen Stellen wurden archäologische Beobachtungen gemacht.