Geschichte:
Die in der Barockzeit ausgebaute Burg Bollendorf, über dem gleichnamigen Ort an der Sauer gelegen, zählt zu jenen Burgen, die bislang nur unzureichend untersucht worden sind. Problematisch ist u. a. die zeitliche Einordnung der Burg. 776 erhielt die Abtei Echternach Güterschenkungen in Bollendorf. Diese Nachricht steht jedoch in keinem Bezug zu der Burg, deren Anfänge sehr wahrscheinlich in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückreichen. Für das Jahr 1156 ist erstmals ein Echternacher Ministerialer mit den Namen Cono de Bollanthorp genannt, den wir mit ziemlicher Sicherheit als Lehnsnehmer der Burg vermuten dürfen. Zu den wenigen bislang bekannten Quellen, die sich auf die Burg Bollendorf beziehen, gehört eine Nachricht, aus der hervorgeht, dass der Abt sich infolge von Unruhen in Echternach auf seine Burg zu Bollendorf, Château St. Willibrord genannt, zurückzieht. Wann die Anlage in Verfall geraten ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Sehr wahrscheinlich war der Bau eine Ruine, als der Echternacher Abt Peter Richardt 1619 an der Südwestecke der Hauptburg ein barockes Wohngebäude errichten ließ. In der Folgezeit nutzten die Äbte von Echternach Bollendorf als Sommersitz. Ein weiterer Ausbau folgte 1739. Nach der Aufhebung der Abtei Echternach ersteigerte Vincent Legier Burg Bollendorf und 1823 veräußerte er das Objekt samt der dazugehörenden Ländereien an Jean Pierre Lefort, der von 1823 bis 1848 als Bürgermeister amtierte. 1848 erfolgte eine Erstürmung der Burg durch die Revolutionäre, die das Innere verwüsteten und Teile des Archivs vernichteten. Als Eigentümer folgt ab der Mitte des 19. Jh. die Familie Bareau, die schließlich 1919 von den Mogenast-Servais abgelöst werden. 1922 verpachten die Mogenast-Servais Schloss Bollendorf dem Ursulinenkonvent zu Köln, die dort ein Internat unterhalten. 1939 werden die Ursulinen vertrieben und die Nationalsozialisten nutzen die Anlage zur Unterbringung einer "Lehrerinnen-Bildungs-Anstalt". Nach Kriegsende wird Bollendorf 1945 geplündert und gerät zunehmend in Verfall. 1964 erwirbt Professor Jakob Fischer das Burggelände und elf Jahre später geht es in den Besitz des Architekten Karl-Heinz Freundt aus Essen über, der bis 1975 den schrittweisen Ausbau des Objekts zu einem Hotelbetrieb vorantreibt. Nach umfassender Sanierung 1998 bis 2003 befindet sich Burg Bollendorf im Besitz der Freundt-Familien-GmbH, die dort einen Hotel- und Gastronomiebetrieb unterhält. (Jens Friedhoff)
Bauentwicklung:
Die bauliche Entwicklung der Burg Bollendorf bedarf noch einer grundlegenden Untersuchung. Bislang liegen weder archäologische noch bauhistorische Erkenntnisse vor. Die wenigen mittelalterlichen Baureste sowie die barocke Umgestaltung erschweren eindeutige Datierungen der Gründungsanlage. An nicht näher einzuordnenden mittelalterlichen Bauteilen bietet Bollendorf lediglich Reste der bergseitigen halbkreisförmigen Ringmauer, einen Rundturm sowie die baulichen Reste, die in dem barocken Schlossbau aufgegangen sind. 1619 ließ Peter Richardt, Abt von Echternach - vermutlich in der bereits ruinösen Anlage - einen barocken Wohnbau an der Südwestecke errichten. Das Gebäude enthielt auch eine Kapelle, wie aus einem Huldigungsakt von 1658 hervorgeht. Unter Abt Gregorius Schouppe erfolgte 1739 die Erweiterung des älteren Wohnhauses von 1619. Das langgezogene Hauptgebäude mit stark vorgezogenem Mittelbau erhielt seine heutige Gestalt. Ferner entstanden neue Wirtschaftsgebäude an der Innenseite der halbkreisförmigen mittelalterlichen Ringmauer. Vervollständigt wurde die Anlage durch einen großen Hof mit Stallungen, der an der Westseite entstand. Zu den letzten baulichen Maßnahmen, die in der Zeit des Barock durchgeführt wurden, zählt der 1768 entstandene Gartenpavillon an der Ostseite des großzügigen Gartens. Nach Plünderung 1945 und Verfall wurde die Anlage ab den 1970er Jahren schrittweise saniert und dient heute als Hotel. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Die auf einem Felsen am Hang über der Sauer oberhalb des gleichnamigen Ortes gelegene Burg Bollendorf beschreibt in ihrem Grundriss einen zum Steilabfall im Süden geraden Halbkreis. Das barocke Hauptgebäude von 48 m Ausdehnung nimmt die 60 m lange, der Sauer zugewandte Front der Burg ein. Es handelt sich um einen langgezogenen zweigeschossigen traufständigen Bau von 17 Fensterachsen im Obergeschoss. In den unteren Partien des Hauses haben sich Reste der mittelalterlichen Anlage erhalten. Die schlichte Fassade des Hofes wird lediglich durch den weit vorspringenden Mittelbau mit Satteldach aufgelockert. Nach Norden schließen sich halbkreisförmig ehemalige Wirtschaftsgebäude an, deren Rückwände mit der mittelalterlichen Ringmauer identisch sind. Ursprünglich befand sich an dieser Seite auch der Zugang zur Burg, der von zwei Türmen flankiert gewesen sein soll. Reste von Schießscharten, wie noch im Kunstdenkmälerinventar von 1927 angeführt, haben sich nicht erhalten. Der neuzeitliche Zugang der Burg befindet sich an der Westseite der Anlage. Zu den bedeutendsten Resten der mittelalterlichen Anlage zählt der östlich des Herrenhauses gelegene Rundturm, der halbkreisförmig aus der Ringmauer hervorspringt. Im Obergeschoss weist er T-förmig gestaltete Schießscharten auf. Den oberen Abschluss bildet ein Konsolgesims aus zweimal gerundeten Steinen. (Jens Friedhoff)