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Palastaula

Geschichte:

Die Geschichte der Trierer Palastaula nahm wohl zu Beginn des 4. Jahrhunderts ihren Anfang. Zwar fehlen genauere Angaben zu den Umständen ihrer Erbauung, jedoch wurde sie zu dieser Zeit sicherlich als Thronsaal Kaiser Konstantins im kaiserlichen Palastbezirk Triers errichtet. Die Nutzung des Gebäudes nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches lässt sich für die Zeit des frühen Mittelalters indes kaum mehr rekonstruieren.
Eine dichtere Quellenlage findet sich daraufhin ab dem 11. Jahrhundert. Im Jahre 1008 war die Palastaula Schauplatz einer Belagerung durch König Heinrich II., der gegen den Trierer Bischof Adalbero von Luxemburg vorging. Offenbar war sie zu diesem Zeitpunkt als Fluchtburg der Trierer in Nutzung und so weit befestigt, dass es Heinrich nicht gelang, die damalige Pfalz zu erobern. Die Funktion als Fluchtburg lässt die Vermutung zu, dass die Palastaula andererseits noch keine bischöfliche Residenz darstellte. Diesen Eindruck erwecken auch die überlieferten Geschehnisse des Jahres 1096, als Juden vor einem Pogrom in die Anlage flüchteten.
Im Verlaufe der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts konnte sich Ludwig de Ponte ("von der Brücke"), der aus einem Ministerialengeschlecht stammte, als Burggraf etablieren und eine faktische Stadtherrschaft ausüben. Zu dieser Zeit musste Erzbischof Albero von Montreuil die nunmehr Erzbischöfliche Burg in Pfalzel nördlich Triers nutzen. Erst in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts wurde die Palastaula zur tatsächlichen Residenz des Trierer Bischofs unter Johann I..
Dieser Zustand änderte sich erst wieder in der frühen Neuzeit unter dem Eindruck der Renaissance. Zum Ende des 16. Jahrhunderts plante zunächst Johann VII. von Schönenberg einen Neubau, der zwischen 1615 und 1676 dann als Kurfürstliche Residenz errichtet wurde. Nach ihrer Restauration in preußischer Zeit befindet sich die Palastaula heute im Besitz der Evangelischen Kirche. (Stefan Weispfennig)

Bauentwicklung:

Die lange und wechselvolle Baugeschichte der Trierer Palastaula soll an dieser Stelle auf die heute bekannten mittelalterlichen Entwicklungen eingeschränkt werden, um ihren damals wehrhaften Charakter erfassen zu können.
Die älteste Darstellung des Gebäudes aus mittelalterlicher Zeit findet sich auf einem Siegel des Jahres 1261, auf dem die Mauern der Basilika mit Zinnen bewehrt sind und die Gebäudeecken mit Türmen abschließen. Indes waren zum Zeitpunkt der Herstellung dieses Siegels die antiken Fensteröffnungen noch nicht geschlossen, was im Hinblick auf die Funktion der Basilika als Fluchtburg, die im Laufe des 11. Jahrhunderts mehrmals nachweislich belagert worden war, eine wesentliche militärische Schwäche darstellen konnte.
Über die älteste vorhandene Siegeldarstellung der Palastaula hinausgehend lässt sich mit hoher Sicherheit festhalten, dass die charakteristische Halle der Anlage zu dieser Zeit kein eigenes Dach mehr besaß und dagegen die Apsis für eine Wohnfunktion zu einem mehrgeschossigen Wohnturm umgebaut wurde. Heute noch existiert zudem ein Gewölbekeller, der im romanischen Baustil errichtet wurde. Vermutet werden noch weitere Einbauten, die sich anhand von Säulenbasen erahnen lassen, sowie eine nur historisch nachgewiesene Kellerei.
Außerhalb des Gebäudes, sozusagen außerhalb der Kernburg, befanden sich südlich angrenzend eine große, noch antike Vorhalle sowie im Nordwesten die Pfarrkirche St. Laurentius. Aus einer Quelle lässt sich ebenfalls ein erzbischöflicher Getreidespeicher nachweisen.
In der frühen Neuzeit wurde die Palastaula schließlich als Erzbischöfliche Burg zunehmend unzeitgemäß, was zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum Bau des Renaissanceschlosses führte, dessen Südflügel 1756-62 unter dem Trierer Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) nach Plänen des Architekten Johannes Seiz als qualitätvoller Bau des Rokoko neu aufgeführt wurde. Bereits im 17. Jahrhundert wurden die Wehrelemente des Baus beseitigt. Zwischen 1846 und 1854 wurde die Anlage weitgehend in ihren antiken Zustand zurückversetzt und wird seither bis heute von der Evangelischen Kirche im Rheinland genutzt. (Stefan Weispfennig).

Baubeschreibung:

Die mittelalterliche Gestaltung der damaligen Erzbischöflichen Burg ist heute nur noch historisch nachvollziehbar. Demnach war über dem länglichen Hauptbau kein Dach mehr vorhanden, weshalb dieser wohl mehrere eigene Gebäude und einen Burghof beherbergte. Die Apsis nahm damals wohl die Funktion als Wohnturm ein, während die Befestigung durch Zinnen, Wehrgänge hinter diesen und durch Ecktürme erfolgte. (Stefan Weißpfennig)

Das heutige Erscheinungsbild der Anlage ist - abgesehen von der spätantiken Palastaula durch die renaissancezeitlichen Bauten der erzbischöflichen Residenz geprägt. Der Baubeginn des Schlosses setzt 1615 ein. Vermutlich lieferte der in kurmainzischen Diensten stehende Architekt Georg Ridinger die Pläne. Unter dem Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff (reg. 1756-1768) entstand schließlich nach Plänen des Architekten Johannes Seiz an der Südseite des renaissancezeitlichen Vierflügelbaus ein qualitätvoller Rokokobau, der zusammen mit dem barocken Garten wesentlich das Gesamtbild der Anlage bestimmt. (Jens Friedhoff)