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Untermaßfeld

Geschichte:

Bei der ehemaligen Wasserburg Untermaßfeld handelt es sich um ein spätmittelalterliche Burggründung der Grafen von Henneberg. Die Anlage zählt zu den bedeutendsten Niederungsburgen im südthüringischen Raum, ist jedoch bedingt durch ihre Nutzung als Justizvollzugsanstalt seit 1813 nur in den Außenbereichen zu besichtigen.
Die Anfänge des Ortes Untermaßbach reichen bis ins Hochmittelalter zurück, ohne dass zu diesem Zeitpunkt von der Exiistenz einer Burg auszugehen ist. 1230 verleiht Bischof Hermann I. von Würzburg dem Grafen Poppo VII. von Henneberg u. a. Untermaßfeld als Lehen und ermöglicht damit die Ausbildung des hennebergischen Territoriums in Richtung Thüringer Wald. Die Achse dieser territorialen Expansion bildete die Straße Mellrichstadt-Henneberg, Untermaßfeld-Oberhof. Im Zuge einer 1274 vollzogenen Erbteilung gelangt Untermaßfeld schließlich an die Linie Henneberg-Schleusingen. Die in der Literatur mehrfach hervorgehobene Gründung der Burg Untermaßfeld im ersten Viertel des 13 oder sogar im ausgehenden 12. Jahrhundert, ist spekulativ. In einem etwa um 1250 entstandenen Gedicht vom "Wartburgkrieg) wird u. a. ausgeführt, dass Wolfram von Eschenbach in Maßfeld seinen Ritterschlag erhielt. Die Schwertleite muss nicht zwingend auf einer Burg erfolgt sein. Als Schauplatz kommt ebenso eine Wiese am Ufer der Werra in Betracht. Auf die Existenz einer hennebergischen Befestigung verweist erstmals eine 1350 datierte Urkunde, in der die Gebrüder Truchsess dem Bischof von Würzburg eine Burg öffnen. Die erste urkundlich gesicherte Erwähnung der Burg Untermaßfeld erfolgte 1375. In diesem Jahr verzichtete Graf Berthold von Henneberg gegen Entschädigungen, zu denne u. a. die "vestin Nyedern Maßfelt" gehröte, auf die Gafschaft Henneberg-Schleusingen. Im 15. Jahrhundert erlangte die Burg herausragende Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt und als Witwensitz der Grafen von Henneberg. Um 1400 bildete sich das umfangreiche Amt Maßfeld, da ältere Herrschftsbestandteile zusammengefasst wurden. Burg Untermaßfeld bildete den Mittelpunkt des Amtes und diente Angehörigen des gräflichen Hauses Henneberg in der Folgezeit mehrfach als Aufenthaltsort. So verfügte die Familie in der Region neben Schleusingen über einen zweiten wichtigen Herrschaftsmittelpunkt. 1460 wurde Untermaßfeld als Witwensitz für die Gräfin Katharina von Henneberg aus dem Hause Hanau ausgegeben. In die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren auch zahlreiche in den Schriftquellen nachweisbare Baumaßnahmen.
Während des Bauernkrieges 1525 war Untermaßfeld die einizige zeitgemäß ausgestattete Befestigungsanlage im Territorium der Henneberger Grafen. 1547 wure das Hoflager (Residenz) von Schleusingen nach Untermaßfeld verlegt.
Im Dreißigjährigen Krieg gehört Untermaßfeld zu den häufig umkämpften Befestigungen in Thüringen. 1641 kaputulierte die Festung nach längerer Beschießung durch die kaiserlichen Truppen. 1646 wurden die äußeren Festungswerke geschleift, jedoch in der Folgezeit instandgesetzt und 1681 endgültig aufgegeben. Nach dem Ableben des Grafen Georg Ernst von Henneberg 1583 gelangte Untermaßfeld bis 1660 in den gemeinsamen Besitz der Albertiner und Ernestiner. 1660 bis 1672 folgten das Herzogtum Sachsen-Altenburg, 1672 bis 1680 Sachsen-Gotha und schließlich 1680 bis 1918 Sachsen-Meiningen. Seit 1813 dient Untermaßfeld als Justizvollzugsanstalt. Die Funkton eines Amtssitzes hatte Burg Untermaßfeld bis 1829 inne. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die baugeschichtliche Entwicklung der ehemaligen Wasserburg Untermaßfeld konnte insbesondere im Blick auf die reiche Überlieferung spätmittelatlerlicher Schriftquellen für die Zeit ab der Mitte des 15. Jahrhunderts weitgehend geklärt werden. Wenige Informationen liegen zur spätmittelatlerlichen Gründungsanlage des 14. Jahrhunderts vor. Eindeutige Hinweise auf eine Burggründung im 13. Jahrhundert fehlen, so dass man von einer Entstehung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ausgehen muss. Als terminus ante quem der Burggründung ist die urkundliche Erwähnung von 1350 anzusehen. Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der Burg. Von den zahlreichen, in der Rechnungsüberlieferung thematisierten Bauarbeiten des 15. Jahrhunderts seien hier folgende erwähnt: 1461 Reparaturarbeiten an der Kemenate sowie Ausbesserung der äußeren Brücke. 1474 Bauarbeiten am Hohen Turm, der 1538 durch einen 1982 durch Brand zerstörten Neubau ersetzt wird. 1465 werden die Zuleitungsröhren für den Burgbrunnen genannt. 1470 erfolgen Arbeiten unter der Aufsicht des Steinmetzmeisters Ullrich. 1482-84 berichten die Quellen von Erweiterungsbauten u. a. am Turm des "neuen Hauses". Über dem Eingang des Mitteltrakts entstand 1538 ein neuer Turm und 1542 wird der neue Bau entlang der westlichen und nordwestlichen Ringmauer genannt. Die Schleifung der äußeren Befestigungsanlagen erfolgte 1683-1685. 1905 erfolgte der Abbruch einer Mauer zwischen dem Hexenburg und dem Nordrondell sowie der Umbau des Zeughauses. Das dreigeschossige Torgebäude mit Fachwerkobergeschoss wurde 1620/21 umgestaltet. Der spätmittelalterliche Mittelbau von Untermaßfeld fiel 1982 einem Brand zum Opfer. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Bis heute bestimmt die mächtige ehemailige Wasserburg das Ortsbild von Untermaßfeld im Werratal. Die noch gut erhaltenen Bauten stammen zum großen Teil aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Grundriss der Anlage umschreibt ein Trapez mit Seitenlängen von 130 m an der Basis (Nordseite) sowie 90, 85 und 70 Metern an den anderen Seiten. Die Ringmauer weist sieben mit querrechteckigen Schießscharten versehene Rondelle auf. Die Gebäude lehen sich an die Ringmauer an. Im Obergeschoss des nordwestlichen Turmes (Rondell) befand sich bis 1887 die frühneuzeitliche Kapelle, während der Standort des bereits für das Spätmittelalter bezeugten Sakralraums nicht zu lokalisieren ist. In der Mitte des Hofes befand sich der im 15. Jahrhundert entstandene Mittelbau, ein dreiteilige, aus zwei, bzw. drei Geschossen bestehender Baukörper mit einem 1538 neu aufgeführten quadratischen Turm über dem Haupteingang. In den beiden oberen Geschossen wurde der Turm ebenso wie die Hausecken durch Eckquader akzentuiert. 1982 fiel dieser Baukörper einem Brand zum Opfer. (Jens Friedhoff)