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Dagstuhl

Geschichte:

Die genaue Datierung gestaltet sich aufgrund fehlender Quellen zur Gründung der Burg Dagstuhl schwierig. Der Zeitraum kann jedoch sehr eng eingegrenzt werden: Im Jahre 1290 ließ der Trierer Erzbischof Boemund I. von Warsberg untersuchen, welches Material zum Bau der Anlage verwendet wurde, die unter Anleitung des Ritters Boemund von Saarbrücken einige Jahre zuvor errichtet worden war, der wiederum vermutlich mit dem Erzbischof verwandt war und zur territorialen Absicherung des Erzstiftes im südlichen Hochwald beitragen sollte.
Als der männliche Zweig des Geschlechtes erlosch, erhielten die vier Erbtöchter im Jahre 1375 die Anlage als Lehen des Trierer Erzbischofs und nutzten sie als Ganerbenburg.
Nach einer kurzzeitigen Eroberung durch Nikolaus Vogt von Hunolstein 1401 erhielten die gemeinschaftlichen Burgherren die Anlage zurück und verbesserten ihren baulichen Zustand durch Verstärkungen. Zwar überstand die Burg die Bauernaufstände des 16. Jahrhunderts wohl ohne wesentliche Beschädigungen, jedoch wurden bis 1625 die Anteile der Gemeiner vom Erzbischof Philipp Christoph von Sötern aufgekauft und die Burg blieb nun in Besitz des Erzbischofs und Kurfürsten.
Nachdem Dagstuhl die Wirren des Dreißigjährigen Krieges sowie der französischen Feldzüge um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert überstanden hatte, war ihr Ende ab 1720 gekommen. Der Trierer Kurfürst Franz Georg von Schönborn ließ sie angesichts der französischen Präsenz im Saarland, deren Soldaten die Burg bis dahin auch mehrmals eingenommen hatten, schleifen, wobei die Ruine bis heute noch in weiten Teilen gut erkennbar ist. (Stefan Weispfennig)

Bauentwicklung:

Die wohl Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Burg Dagstuhl zeichnet sich - bedingt durch ihre Nutzung als Ganerbenburg ab 1375 - durch eine bewegte bauliche Entwicklung aus. Durch ältere Sanierungen wurde die bauliche Abfolge zum Teil verunklärt. Ungeachtet dessen förderte die neuere Bauforschung bemerkenswerte Ergebnisse zur baulichen Gesamtentwicklung zutage.
Einer ersten vor 1280/90 zuzuordnenden Bauphase, die weder durch Archivalien noch durch Fundmaterial zu belegen ist, sind zwei Pfostenlöcher zuzuordnen, die 2005 im Felsboden der ehemaligen Tordurchfahrt liegen.
Der Baubestand derr Hauptburg stammt in wesentlichen Teilen aus der Zeit um 1280 und repräsentiert die Bauphase II. Es handelt sich um eine 20 x 47 m lange rechteckige Anlage, deren Schmalseiten nach Norden bzw. Süden ausgerichtet waren.
Infolge des Erbgangs an die Herren von Fleckenstein, Rollingen, Kriechingen und Brucken wurde Dagstuhl zur Ganerbenburg. Diese Nutzungsphase ist mit der Bauphase III identisch zu deren Rekonstruktion erstmals archivalische Nachrichten herangezogen werden können. So etwa der Hinweis auf einen 1403 erwähnten Brunnen und die Burgkapelle. Im gleichen Jahr wurde offenbar auch ein neuer Turm errichtet. Unklar bleibt, ob es sich um den Rollingerturm an der Südostecke oder den Fleckensteinerturm an der Südwestecke handelt. Ferner entstand eine neue Binnenmauer nördlich der hofseitigen Palaswand. Es handelt sich offenbar um den Einbau einer Wirtschaftsküche. 1404 berichten die Quellen von der Verstärkung der Mauern.
Eine Bauphase IV ist im Zeitraum von 1466 bis 1473 anzusetzen. Wir erfahren von Arbeiten am "vordersten Turm", am "Pulverturm" und an den innersten vorderen und äußeren Torhäusern, deren Zugbrückenketten und Eisenschuhe der Fallgatter ausgebessert werden. Die Vorburg verfügte über ein eigenes Torhaus mit Zugbrücke und Fallgatter. Zur Verstärkung der Fortifikationen entstand ein zweiter Zwinger. An der Nordostecke des Burghofs entstand ein neuer Gebäudetrakt. Dies bedingte die Verlegung des Burgzuganges in die westliche Hälfte der Nordschildmauer.
Die baulichen Aktivitäten der Bauphase V (1524 bis 1537) beschränkten sich auf Instandsetzungsarbeiten. In der nächstfolgenden Bauphase VI (1560 bis 1584) fanden Arbeiten in der Vorburg statt. Die äußere Brücke samt Torhaus wurde erneuert und ein neues Rinderhaus errichtet. Kapelle und Saal wurden baulich überformt. Ferner entstand der Flersheimer Bau, der über eine Stallung für 24 Pferde verfügte. Während der Bauphase VII. wurde im Auftrag des Philipp Christoph von Soetern ein neues Gebäude aufgeführt. Archivalische Nachrichten von 1619 und 1621 beziehen sich auf die Reparatur der Brunnenanlage. In den 1840er Jahren ließ Freifrau Octavie de Lasalle von Louisenthal, eine Tochter des Barons Wilhelm de Lasalle von Louisenthal den nordöstlichen Gebäudetrakt der Hauptburg, d. h. die alte Burgkapelle samt Saal und Zisterne instand setzen, um den Bau als Künstlerhäuschen zu nutzen. 1876 waren diese Bauten noch vorhanden. Es folgten 1984 bis 1991 Sanierungen, die jedoch nicht von einer fachgerechten Dokumentation begleitet wurden. 2007 bis 2009 erfolgte im Rahmen der touristischen Erschließung der Anlage schließlich eine weitere bauhistorische Untersuchung durch das Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune. (Jens Friedhoff)


(Jens Friedhoff)

Im 13. Jahrhundert wurde die Burg in einer Nord-Süd-Ausdehnung errichtet, wobei die im Süden gelegene Hauptburg insbesondere durch zwei schildmauerartige Befestigungen auffiel. Die eigentlich militärisch sinnvolle Schildmauer richtete sich nach Norden über die Vorburg - die südliche Mauer diente vermutlich als Machtdemonstration gegen die in Sichtweite gelegene Schwarzenburg.
Ab 1375 wurde die Anlage nun zur Ganerbenburg. Für das Jahr 1403 sind im Zuge dessen ein Brunnen sowie eine Kapelle überliefert, zudem wurden zu dieser Zeit die beiden südlichen Türme errichtet, die zwei Ganerbenfamilien gehörten und nach ihnen "Rollingerturm" im Südosten, "Fleckensteiner Turm" im Südwesten genannt wurden. Ferner können für diese Zeit die vier Küchen der Ganerben nachgewiesen werden. Um 1470 wurden darüber hinaus Maßnahmen ergriffen, um die Befestigung der Burg zeitgemäß zu verbessern. Die Errichtung eines Zwingers sowie mehrere Verstärkungen der Vorburg fielen in diese Zeit. Auch muss davon ausgegangen werden, dass zu dieser Zeit die gesamte Burganlage infolge der vier vorhandenen Besitzerfamilien sehr dicht bebaut gewesen sein musste.
Für das 16. Jahrhundert sind mehrere Instandhaltungsmaßnahmen nachgewiesen, welche die Fortifikation der Burg, aber auch die Dächer der Hauptburg betrafen. Neu errichtet wurde ein Rundturm an der Nordostseite der Hauptburg, der wohl trotz geringer Mauerdicke wesentliche Sicherungsfunktionen ausfüllte.
Nach dem Aufkauf der Burg durch Kurtrier kam es im 17. und 18. Jahrhundert zunächst noch zu weiteren Instandhaltungsmaßnahmen sowie dem Bau einer Zisterne zur Wasserversorgung. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Burg systematisch abgerissen. (Stefan Weispfennig)

Baubeschreibung:

Bei der im späten 13. Jahrhundert entstandenen Burg Dagstuhl handelt es sich um eine regelmäßige, sich dem Kastelltyp annähernde Anlage, die über längsrechteckigem Grundriss aufgeführt wurde. Die beiden nachweisbaren runden Flankentürme, von denen der Fleckensteiner Turm noch als stattliche Ruine erhalten ist, wurden nachträglich an den Palas angesetzt. Ebenso die an der Nordseite befindliche Zwingeranlage. Innerhalb des schmalen rechteckigen Hofareals wurden die Grundmauern verschiedener Bauten freigelegt. Der Zugang zur Burg erfolgte von Norden mittels einer über den Halsgraben geführten Brücke. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

In den 1980er Jahren wurden erste Maßnahmen an der Burgruine ergriffen, die jedoch nicht fachgemäß durchgeführt wurden und einer Überbauung gleichkamen. Zwischen 2003 und 2009 wurden dann archäologische Untersuchungen und Rekonstruktionen durchgeführt, sodass die bauliche Gestaltung der mittelalterlichen Anlage heute verhältnismäßig gut nachvollzogen werden kann. (Stefan Weispfennig)