EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Miltenberg

Geschichte:

Die Burg Miltenberg, deren Name vom Leitbild der "Milde" herrührt, wird zwar erst 1226 urkundlich erwähnt, ist aber vermutlich eine Gründung Erzbischof Konrads von Mainz in seinem zweiten Episkopat (1183 - 1200). Der ältere Vorort des Erzstiftes Mainz war das nahegelegene Dorf Bürgstadt. Ansätze zur Entstehung einer Stadt unter der Burg sind bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1237 erkennbar, wo u.a. von einem "Zoll" die Rede ist. Die konkurrierende pfalzgräfliche Stadtgründung Wallhausen konnte sich nicht durchsetzen und wurde nach wenigen Jahrzehnten wieder verlassen (siehe Objekt Wallhausen) bzw. zerstört. Das Erzstift Mainz konnte dagegen in der Folgezeit seine Landeshoheit, auch dank des Unterganges der Herrschaft Dürn, begründen.
Burg und Stadt Miltenberg blieben angesichts ihrer Wichtigkeit stets im Besitz des Erzstiftes Mainz und teilten dessen Geschick. Miltenberg war Sitz eines Oberamtmannes, der bis 1747 auf der Burg gewohnt haben soll. Während der Burg im Bauernkrieg Beschädigungen erspart blieben, sollen solche 1552 im Markgrafenkrieg erfolgt sein. Näheres ist über die damals erfolgten Schäden jedoch bisher nicht bekannt geworden.
Im Gefolge der Säkularisation wurde die Burg 1807 Privatbesitz wechselnder Eigentümer. 1979 konnte die Kreisstadt Miltenberg die Burg erwerben und richtete dort vor wenigen Jahren ein Museum ein. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Die ovalen Umrisse der romanischen Burg wurden in den späteren Jahrhunderten niemals verändert. Die bis zu 10 m hohe Ringmauer besitzt an der Ostseite romanische Zinnen, die bei Anlage eines moderneren Wehrganges vermauert wurden. 1988 und 1989 durchgeführte Bauforschungen ergaben, dass das ursprüngliche Burgtor an der schmalen Nordseite lag, wo es später von dem heute noch unter Dach befindlichen Gebäude überbaut wurde. In die Frühzeit der Burg reichte auch das südöstlich anschließende Gebäude zurück, das heute in Trümmern liegt. Die weitere Bebauung der Burg ist unbekannt, die unumgänglichen Wirtschaftsgebäude werden aber zumindest teilweise in der unweiten Stadt zu lokalisieren sein. Das genaue Alter des übereck gestellten quadratischen Bergfrieds ist unklar. Sein sehr ausgereiftes Buckelquader-Mauerwerk gehört tendenziell bereits ins frühe 13. Jahrhundert.
Die Ergänzungen späterer Jahrhunderte sind gering. Das talseitige Hauptgebäude über dem ursprünglichen Burgtor wurde unter Erzbischof Konrad von Weinsberg (1390-1396) erbaut und später wiederholt umgebaut und ergänzt. Die nicht sehr umfangreichen Zwingeranlagen datieren ins 15. Jahrhundert, das interessante Vorwerk an der Angriffsseite nach Ausweis seines Wappens in die Epoche Erzbischof Dietrichs von Erbach (1434-1459). Spätere Jahrhunderte beschränkten sich auf die Erhaltung der vorhandenen Bausubstanz. Nach dem Erwerb der Burg durch die Stadt Miltenberg wurde der farbige Außenputz des Hauptgebäudes wiederhergestellt. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Burg wurde auf auffällig unspektakulärem und leicht angreifbarem Baugelände errichtet. Vermutlich war die Gründung einer Talsiedlung von vorneherein vorgesehen. Aufgrund der nur unwesentlichen späteren Veränderungen sind mit Ringmauer und Bergfried wesentliche Elemente der Frühzeit erhalten, lediglich die ursprüngliche Wohnbebauung ist kaum noch zu erahnen. Burgkapelle, Burgmannensitze und umfangreiche Nebengebäude waren nicht vorhanden. Der quadratische Bergfried in Übereck-Stellung mit seinen interessanten Wehrerkern ist ein besonders schönes Beispiel der Buckelquader-Baukunst. Das an der Talseite gelegene Hauptgebäude überbaut des ursprüngliche Burgtor und war vermutlich der Wohnsitz des erzbischöflichen Oberamtmannes. Infolge der Erneuerung seiner ursprünglichen Farbigkeit sind die Bauphasen des Gebäudes heute nicht mehr ohne weiteres ablesbar. Die gotischen Zwingeranlagen beanspruchen kein übermäßiges Interesse und sind aufgrund der teilweisen Unzugänglichkeit des Umfeldes der Burg auch schwer einsehbar. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

1988/89 erfolgten in Zusammenhang mit Bauforschungen im Hauptgebäude und dem angrenzenden ruinösen Flügel auch archäologische Untersuchungen, die unpubliziert blieben. (Thomas Steinmetz)