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Collenberg

Geschichte:

Der Name der Burg ist von "Kolbenberg" abgeleitet und auf das Wappen der Reichsschenken von Schüpf-Klingenburg (fünf Streitkolben) oder deren Familienmitglied Konrad Kolbo zurückzuführen. Die Erwähnung des "villicus meus in Kolbenberg" des Herrn Albert von Tief ist allerdings aus heutiger Sicht nicht auf die hier diskutierte Burg, sondern Burg Colmberg (LK Ansbach) zu beziehen. Erstnennung der Burg Collenberg ist somit erst die Besitzteilung der Adelsfamilie "Rüdt" aus dem Jahre 1310. Dieses, aus dem Raum Amorbach stammende Geschlecht teilte sich um 1300 in die Linien Rüdt von Collenberg und Rüdt von Bödigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) auf. Für über 300 Jahre sollte Burg Collenberg von da an Sitz der "Rüdt"" sein..
Collenberg war vermutlich von Anfang an (erstmals bezeugt 1327) Lehen der mainaufwärts gelegenen Burg und Herrschaft Prozelten, die nach unserer Kenntnis von den Reichsschenken von Schüpf-Klingenburg begründet worden war. Die Lehenshoheit ging infolge des Besitzerwechsels der Herrschaft Prozelten später auf den Deutschen Orden und schließlich auf Kurmainz über. Für die mehr als drei Jahrhunderte des Ansitzes der Herren Rüdt von Collenberg auf der Burg, es saßen dort teilweise zwei Familienzweige, sind keine kriegerischen oder anderweitig spektakulären Ereignisse überliefert. Allerdings ist das Familienarchiv der Rüdt von Collenberg in dieser Frage noch nicht systematisch ausgewertet worden.
Nur wenige Jahrzehnte nach der umfangreichen Modernisierung der Burg starben im Jahre 1635 die Rüdt von Collenberg aus, ihre Lehen wurden vom Erzstift Mainz später eingezogen. Aus Protest gegen die Übergehung ihres Erbrechtes nahmen in der Folgezeit die Rüdt von Bödigheim den Namen Rüdt von Collenberg an. Diese Linie blüht bis heute im Freiherrnstand. Burg Collenberg soll bis ins 18. Jahrhundert durch Kurmainz genutzt worden sein, geriet aber schließlich doch in Verfall. Die Ruine wurde nach 1945 einerseits baulich gesichert, andererseits mutwillig beschädigt. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Der Ausbau um 1600 hat die architektonische Gestalt der mittelalterlichen Anlage derart verunklärt, dass diese heute kaum noch zu rekonstruieren ist. Anzunehmen ist, dass die halbkreisförmigen Umrisse der Anlage bereits ins Mittelalter zurückgehen und ein Bergfried auf dem Collenberg niemals existierte. Frühzeitig muss auch bereits die Ganerbschaft mit zwei Ansitzen innerhalb des Berings eingerichtet worden sein. Zeugenaussagen aus dem Jahre 1612 sprechen von einer "alten Kemenate, auf der jetzt der Neue Bau stehe" und einem "alten Bau". Diese "alte Kemenate" ist als mittelalterlicher Kern des westlichen Ansitzes heute noch durch Buckelquaderecken im aufgehenden Baubestand erkennbar. Es handelte sich um einen annähernd 20 m langen Baukörper, der ins 14. Jahrhundert datieren dürfte.
Der renaissancezeitliche Ausbau, der um 1589 bereits in Gang war und vermutlich erst 1609 (Jahreszahl am Tor) vollendet wurde, überformte die beiden Ansitze im Renaissancestil und verstärkte die Verteidigungsfähigkeit der Anlage durch eine vor dem mittelalterlichen Bering angelegte neue Ringmauer mit mehreren quadratischen Türmen und einer interessanten Grabenstreiche im Halsgraben. Eine Karte des Jahres 1612 zeigt den seinerzeit gerade fertiggestellten Neubau in ausgeprägten Renaissanceformen mit Erkern und Zwerchhäusern. Der westliche Ansitz war mit Schiefer gedeckt, der östliche Ansitz dagegen mit Ziegeln. Die 1612 vorhandene Bausubstanz wurde aufgrund des alsbaldigen Aussterbens der Besitzerfamilie vermutlich nicht mehr signifikant verändert. Die Ruine verlor im 19. und noch im 20. Jahrhundert wertvolle Bausubstanz. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die halbkreisförmige Anlage war in den größeren und höher gelegenen westlichen Ansitz und den kleineren östlichen Ansitz unterteilt. Die prächtige verputzte Renaissance-Architektur speziell des westlichen Ansitzes ist infolge des Verfalls auf Reste vermindert. Der mittelalterliche Kern des westlichen Ansitzes, die 1612 so genannte "Alte Kemenate" ist dank ihrer Buckelquaderecken an der Bausubstanz ablesbar. Von der Burgkapelle im westlichen Ansitz kündete ein inzwischen zerstörtes nachgotisches Spitzbogenfenster. Die Obergeschosse wurden durch Treppentürme erschlossen. Erhebliches Interesse beanspruchen die um 1600 entstandenen und einer längst überholten mittelalterlichen Befestigungsmanier folgenden Befestigungsanlagen, bestehend aus dem Tor (bez. 1609) in Rustikaquadern und der neuen Ringmauer mit vier quadratischen, weit vorspringenden Türmen. Die Ringmauer besitzt angeblich einen (unzugänglichen) unterirdischen Wehrgang. Türme und Ringmauer verfügen über große Schießscharten in Gestalt eines auf dem Kopf stehenden T. Der Halsgraben wurde gesichert durch eine in dieser Form einzigartige turmartige Streichwehr mit Schlüsselscharten, die mittels einer ummauerten Galerie mit der Burg verbunden ist.
Collenberg ist ein singuläres Beispiel für die Realisierung einer mittelalterlichen Befestigungsmanier im Schlossbau der Renaissance und ist daher von besonderem Wert für die Architekturgeschichte. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen sind in der Ruine bisher nicht erfolgt.