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Ibersheim

Geschichte:

Das Dorf Ibersheim wird erstmals 767 im Lorscher Güterverzeichnis erwähnt und gehört früh zum Herrschaftsbereich des Wormser Domstifts, welches den Ort samt Gericht und Vogtei vor 1173 den Grafen von Leiningen zu Lehen gab. Darüber hinaus besaßen im 13. Jahrhundert im Ort auch die Herren von Bolanden (1277), die Herren von Schoneck (1282) und Pfalzgraf Ludwig (1277) Rechte. Die Grafen Friedrich III. und IV. von Leiningen verpfändeten 1285 das Gericht und den einträglichen Salmfang an die seit dem frühen 13. Jh. im Ort ansässige Kommende des Deutschen Ordens.
1417 übertrug das Wormser St. Paulstift das halbe Gericht dem Heidelberger Kurfürsten Ludwig III., räumte ihm ein, Ibersheim "zu bevesten und zu buwen" und gestattete ihm, dort eine Burg (sloße und behusunge) zu bauen, wobei sich das Paulstift wichtige Herrschaftsrechte wie den Zehnten und die Vogtei vorbehielt. Jedoch errichtete der Kurfürst keine Burg, sondern unterstellte die Verwaltung seinem Amtmann in Alzey.
1451/52 nahm Bischof Reinhard I. von Worms nach dem Tod Hessos von Leiningen sein Heimfallrecht in Anspruch und belehnte anschließend Pfalzgraf Friedrich I. mit Ibersheim. Da sich die Erben Hessos damit nicht zufrieden gaben, sprach der als Schlichter eingesetzte Trierer Erzbischof Johann II. 1481 erneut das gesamte Dorf Ibersheim dem Kurfürsten Philipp von der Pfalz (1476-1508) zu. Wohl erst jetzt, nach Klärung der Besitz- und Herrschaftsverhältnisse, begannen die Pfalzgrafen mit der Errichtung eines Verwaltungsgebäudes im Bereich des alten Deutschordenshofes. Zugleich wurde die Ummauerung des Ortes begonnen. Jedenfalls wird in der Wormser Synodale von 1496 das demnach fertige Schlossgebäude als "curia Principis Palatina" bezeichnet, ein herrschaftliches Haus als Zentralbau eines Wirtschaftshofes. Zugleich war es ein repräsentatives Zeichen der Kurfürstlichen Ortsherrschaft.
1519 verpfändete der Kurfürst den wirtschaftlichen Nutzen am Ort vorübergehend an Johann von Sickingen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kamen aus der Schweiz vertriebene Mennoniten nach Ibersheim, die als kurpfälzische Pächter den alten Deutschherrenhof mit den Schlossgebäuden ab 1661 bewohnten. Ganz in dessen Nähe erbauten sie ein Gotteshaus, an dessen Stelle heute die 1836 errichtete Kirche steht. Der Ort blieb bis Ende des 18. Jhs. Teil des pfalzgräflichen Oberamtes Alzey und kam nach 1816 an das Großherzogtum Hessen. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die genaue Baugeschichte ist noch nicht untersucht. Der Ursprungsbau entstand in der 2. Hälfte des 15. Jhs. und wurde durch Umbauten und Modernisierungen insbesondere im 16. und während des 18. Jhs. stark verändert. (Reinhard Friedrich)

Baubeschreibung:

Das rechteckige, zweigeschossige Herrenhaus ist außen verputzt. Seine hohen Giebelwände wurden später durch wesentlich flachere ersetzt. Hofseitig befinden sich zu beiden Seiten des Eingangsportals mit flachem Spitzbogen je drei Fenster, das Obergeschoss weist zum Hof hin zusammen sieben Fenster auf. Die einfach profilierten Fensterrahmen aus Sandstein weisen auf das 17. Jh. hin. Der Keller hat ein flaches Kreuzgratgewölbe. Das Erdgeschoss ist in drei Räume unterteilt, ein Wasserstein weist einen von ihnen als ehemalige Küche aus, und auch die 1496 genannte, der Hl. Elisabeth geweihte Kapelle hat sich im Erdgeschoss befunden. Der ehemalige Treppenturm stand an Stelle des heute benachbarten Gebäudes. Ehemals offenbar vorhandene Schießscharten an der nördlichen Turmfront wurden vermauert oder verputzt. Nördlich an das Herrenhaus schloss sich ein Wirtschaftshof an. (Reinhard Friedrich)