EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Lichtenberg bei Salzgitter

Geschichte:

Die Burg Lichtenberg wird als Burg Heinrichs des Löwen im Sommer 1180 anlässlich ihrer Belagerung durch ein Reichsheer unter Friedrich Barbarossa erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass Heinrich sie 1170 mit dem Erbe der Grafen von Assel an sich gebracht hatte. Er erhielt sie 1181 oder 1194 zurück. Bei der Aufteilung des väterlichen Erbes unter den Löwen-Söhnen 1202 kam die Burg an Otto IV., der seit 1198 neben Philipp von Schwaben König war. Weil er sich im Frühjahr 1204 weigerte, die Burg seinem Bruder, dem Pfalzgrafen Heinrich, zu überlassen, wechselte dieser ins Lager Philipps. Weihnachten 1204 hielt Otto IV. auf der Burg einen Hoftag ab und ließ hier Münzen prägen. 1205 eroberten Truppen Philipps die Burg, weil u.a. von hier die Verkehrswege nach Goslar abgeschnitten worden waren und dort Hunger herrschte. Der Lichtenberg konnte nicht entsetzt werden und kam erst 1208, nach der Ermordung Philipps, wieder an Otto. Von jetzt an blieb die Burg im Besitz der Welfen, die hier Vögte/Amtmänner und Burgmannen einsetzten. Von 1267/69 bis 1388 gehörte die Burg Lichtenberg den Herzögen im Fürstentum Lüneburg, danach den Herzögen im Fürstentum Braunschweig. Im 14. Jahrhundert war die Burg zur Deckung des herzoglichen Geldbedarfs sehr oft verpfändet, wie auch wieder ab dem Ende des 15. Jahrhunderts. Am 29. Oktober 1552 wurde die Burg Lichtenberg nach siebentägiger Belagerung von einer fast 4000 Mann starken Söldnertruppe protestantischer Fürsten, die gegen den auf kaiserlicher Seite stehenden welfischen Herzog kämpften, erobert, geplündert und zerstört. Der Amtssitz wurde ins Tal verlegt, die Ruine dem Verfall preisgegeben und als Steinbruch genutzt. 1860 stürzte der noch fast 19 m hohe Bergfried zur Hälfte ein und wurde im Jahr darauf gänzlich niedergelegt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Burgruine durch den 1892 gegründeten Verschönerungs-Verein Burgberg-Lichtenberg (heute Förderverein Burg Lichtenberg) zum Ausflugsziel erkoren. Attraktion war der als Aussichtsturm neu erbaute Bergfried mit Blick in die norddeutsche Tiefebene. Von 1893 bis 1973 pachtete der Verschönerungsverein das Burggelände von der Herzoglichen Kammer und deren Rechtsnachfolgern, dann kaufte er es und gab es 1979 ins Eigentum der Stadt Salzgitter. (Gudrun Pischke)

Bauentwicklung:

Ging man bis 2003 davon aus, dass die ältesten sichtbaren Bauphasen der Burg in die Zeit vor und um 1180 zu datieren sind, so werden diese jetzt weitgehend an den Anfang des 13. Jahrhunderts gesetzt. Da kaum frühere Bauspuren nachgewiesen sind, gehen die Archäologen davon aus, dass die Burg 1180 total zerstört worden ist. Jedoch ist davon in den Schriftquellen nicht die Rede, nur von einer Übergabe. Zudem fanden sich keine archäologischen Indizien für eine gewaltsame Zerstörung. Einzelne Scherben und Befunde weisen aber schon auf einen älteren Ursprung der Burg hin. In die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört eine bei Ausgrabungen aufgefundene, ältere Toranlage im Bereich des hinteren Wirtschaftsgebäudes. In das 13. Jh. werden der Bergfried, der Palas und die Toranlage datiert. Aus dem 14. Jh. stammen die ersten Nachrichten von Baumaßnahmen in den Schriftquellen: 1365 ist von nicht näher spezifizierten Bautätigkeiten die Rede, 1390 von der Wiederherstellung abgebrannter Türme und verfallener Mauern. In diese Zeit gehören auch die Wirtschaftsgebäude am Torturm und die Caminata.
Die Unterburg ist das Produkt einer Ausbauphase des 15. Jhs. Um 1900 sind der Bergfried als Aussichtsturm wiederaufgeführt und weitere Mauerzüge wiederaufgemauert worden. Weitere, z. T. mit Vorsicht zu betrachtenden "Rekonstruktionen" erfolgten 1957 nach den Ausgrabungen durch H. A. Schultz. Seit 1990 erfolgen Restaurierungen, denkmalpflegerische Maßnahmen und archäologische Untersuchungen.
(Gudrun Pischke/Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Kernburg umfasst eine ovale Fläche von 45 x 80 m. Westlich an den Torturm schließen angelehnt an die obere Ringmauer ins 14. Jahrhundert datierende Wirtschaftsgebäude und evtl. auch eine Kapelle an. Der im Nordwesten am höchsten Punkt des Areals folgende, freistehende Bergfried steht auf einem kreisförmigen, 2,5 m starken Fundament mit 10 m Durchmesser, der Grundriss des aufgehenden Mauerwerks ist aber sechseckig. In seiner Nachbarschaft steht die Caminata (Kemenate), ein Steinhaus von 12 x 12 m Größe und 1,6 m Mauerstärke mit evtl. erst nachträglich eingebauter Warmluftheizung, die durch einen Arbeitsraum von außen befeuert wird. Dieses Gebäude ist 1957 wieder aufgemauert worden, es widerspricht in seiner jetzigen Gestalt jedoch teilweise den Grabungsplänen und der noch erkennbaren ursprünglichen Bausubstanz. Südlich schließt eine jüngere Baustruktur an, die als Backstube interpretiert wird. Im Nordosten des Areals befindet sich der 31,5 x 8 m große Palas. Seiner Nordostwand ist ein quadratischer Turm mit 6 m Seitenlänge vorgesetzt, der wahrscheinlich kein Bestandteil des Palas, sondern einer Toranlage zur Unterburg war. In der Mitte der Oberburg liegt der 60 m tiefe Brunnen mit 3 m Durchmesser. Seine oberen 7 m sind gemauert, der Rest der Röhre ist in den Felsen geschlagen. Der Torturm ragt in einen die Kernburg im Westen und Süden umgebenden, sichelförmigen Halsgraben mit vorgelagertem Wall herein.
Die im 14. Jh. errichtete Unterburg umgibt die Kernburg auf allen Seiten, die Gesamtanlage besitzt somit eine Größe von 200 x 120 m. Die Ringmauer der Unterburg weist 13 nachgewiesene, halbrunde Schalentürme und einen außerordentlich tiefen Außengraben auf. Von der Toranlage im Südwesten führt der Weg zum Tor der Kernburg im Uhrzeigersinn um diese herum; der direkte Weg war durch eine Sperrmauer abgeschnitten.
(Gudrun Pischke/Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabungen 1893-1903, 1957 (mit Restaurierungen), seit 1990 andauernd
2001 und 2003 hochwertige Keramikfunde im Bereich des Palas.