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Burgschwalbach

Geschichte:

Der Ort Schwalbach wird bereits 790 in einer Urkunde Karls des Großen genannt. Zunächst war er im Besitz der Abtei Prüm, dann ging er an deren Vögte, die Grafen von Katzenelnbogen, über. 1368 erhielt der Ort Stadtrecht. Zugleich begann Graf Eberhard V. von Katzenelnbogen (gest. 1402) mit dem Bau der Burg, die bis 1371 fertig gestellt war. Diese zur Verstärkung der Nordgrenze ihres Territoriums angelegte Befestigung gehört zusammen mit Neukatzenelnbogen (Katz, siehe dort) und Rüsselsheim zu den jüngsten Burggründungen dieser Grafen. Bereits 1370 sind Burgmannen nachzuweisen.
Mit dem Erbe der Katzenelnboger kam sie nach deren Aussterben 1479 an den Landgrafen Heinrich III. von Hessen. Ab 1536 war sie nassauischer Besitz, zeitweise diente sie den Grafen von Nassau-Weilburg als Residenz, anschließend war sie bis 1720 Amtssitz. Seit Anfang des 19. Jhs. war die baulich vernachlässigte, aber nie zerstörte Burg eine dachlose Ruine. 1971-82 wurde sie restauriert und der ehemalige Palas zum Gastronomiebetrieb ausgebaut. (Reinhard Friedrich)

Bauentwicklung:

Die Burg zu Schwalbach entstand zeitlich parallel zu Neukatzenelnbogen etwa ab 1360. Als Initiator der Burggründung gilt Graf Eberhard V. von Katzenelnbogen (+1402). Die Vollendung der Kernburg wird in der Literatur in das Jahr 1371 datiert. Einschneidende bauliche Veränderungen der imposanten Burganlage in nachmittelalterlicher Zeit sind bislang nicht nachweisbar. Nach dem Übergang der Niedergrafschaft Katzenelnbogen an die Landgrafen von Hessen 1479 diente Burgschwalbach vornehmlich als Sitz eines Amtmanns. Die nie zerstörte, jedoch seit dem 17. Jh. baulich vernachlässigte Burg, verlor um 1800 ihre Dächer und wurde zur Ruine. 1946 ging die Burg in den Besitz des Landes Rheinland-Pfalz über. Der Saalgeschossbau wurde 1979-82 zu einem Gastronomiebetrieb ausgebaut. 1983 entfernte man die den südlichen Zwinger verstellenden modernen Wirtschaftsgebäude. Ein Ausbau der Kapelle ist vorgesehen. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die auf einem Sporn gelegene, gut erhaltene, aus Schieferbruchstein errichtete Burg weist einen ausgesprochen symmetrischen, fünfeckigen Grundriss auf, dessen Spitze zur Bergseite gerichtet ist. Diese gefährdete Angriffsseite ist besonders gut geschützt. Zunächst trennt ein bogenförmiger, tiefer Halsgraben das Burgareal vom Berghang ab. Dahinter erhebt sich die mächtige, spitz vorspringende, stumpfwinklige Schildmauer, die bei 5 m Mauerstärke eine Höhe von 21 m aufweist. In diese Frontspitze mittig eingestellt ist der runde, fünfstöckige Bergfried, der bei einem Durchmesser von 10 m eine Höhe von 39 m hat. Über einem kuppelgewölbten Verlies (der ebenerdige Zugang ist nicht ursprünglich) erheben sich fünf Geschosse, das zweite und fünfte hat ein rippenloses Kreuzgewölbe. Das Obergeschoss ist als vermutlicher Aufenthaltsort des Türmers mit Kamin und drei Armbrustschießkammern ausgestattet. Als oberen Abschluss weist er eine zinnenbekrönte Wehrplattform auf. Insgesamt gilt diese mächtige, spitze Schildmauer mit in die Front eingestelltem Bergfried als eine der hervorragendsten Konstruktionen dieser Art in der Burgenforschung. Die gesamte Anlage ist von einem weitgehend erhaltenen Mauerbering mit zwei symmetrisch an den Flanken angeordneten Rundtürmen umfasst. Man betritt die Burg durch das im Südosten gelegene äußere Burgtor und gelangt in den Torzwinger, der auf das eigentliche Torhaus im Süden zuführt. Nachdem man die mit zwei Erkertourellen besetzte Südmauer des Palas passiert hat, steht man im westlichen Außenhof, in dessen Südwestecke die Reste der ehemaligen, 1388 geweihten Burgkapelle zu sehen sind. Daneben erhebt sich ein mit Kamin ausgestalteter Wohnbau. Von hier führt eine Treppe an der Westwand des Palas hinauf in die Kernburg. Durch ein einfaches Tor mit Torhalle gelangt man in den engen, fast quadratischen Innenhof, der im Schutz des Bergfriedes liegt. Er ist an beiden Seiten symmetrisch von zwei dreistöckigen Wirtschaftsgebäuden eingerahmt. Im linken befand sich der Küchentrakt, während im rechten wohl die Stallungen untergebracht waren. In der Achse von Bergfried und Innenhof schließt sich südlich mit einer Schmalseite der freistehende, rechteckige, dreigeschossige Palas an. Der unterkellerte, markante Baukörper ist 10 m breit und erstreckt sich bei einer Länge von 17 m südlich aus der Kernburg heraus. Vom Innenhof aus wird der Palas durch einen neuneckigen Treppenturm erschlossen. Auch seinen oberen Abschluss bildet ein Zinnenring, über dem sich das rekonstruierte Steildach erhebt. Hauptburg, Ringmauer und Bergfried weisen außen als Zierde einen umlaufenden Rundbogenfries auf. Die Kernburg gilt als Musterbeispiel einer Axialanlage. (Reinhard Friedrich.)