EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Abenberg

Geschichte:

Die Burg Abenberg war eine Gründung und der Stammsitz des gleichnamigen Grafengeschlechts, das die Herrschaft über den Radenzgau und den Rangau innehatte und als Vögte des Bistums Bamberg fungierte. Sie entstand in der ersten Hälfte des 11. Jhs. unter Graf Adalbert II. (vor 1040 - nach 1059), der mit der Kurzform seines Namens "Abo" Burg und Stadt den Namen gab. Graf Rapoto (1122-1172) ersetzte die erste, noch größtenteils aus Holz errichtete Burg zwischen 1130 und 1140 durch eine der imposantesten Steinburgen Bayerns. Die Grafen von Abenberg starben um 1200 mit Graf Friedrich II. aus, der aufgrund seiner während des Kreuzzugs Friedrich Barbarossas gezeigten Tapferkeit von Tannhäuser als " jugendlicher Held von Abenberc" verewigt wurde.
In der Folge kamen Stadt und Burg durch Heirat mit Friedrichs Erbtochter Sophia an die Hohenzollern, die damals die Burggrafen von Nürnberg stellten. Zwischen 1230 und 1250 ersetzten die Nürnberger den salierzeitlichen Bau durch einen teilweisen Neubau. 1296 wurde die Burg an das Fürstbistum Eichstätt verkauft, das dort ein Pflegamt einrichtete. Die mit der Zeit vernachlässigte Burg blieb bis 1806 im Besitz des Bistums, als sie in Folge der Säkularisation in den Besitz des Königreichs Bayern gelangte. Das verkaufte sie auf Abbruch an Max Freiherr von Welden. Zum Glück unterblieb dieser mit Ausnahme des Bergfrieds. 1852 erwarb der Hopfenhändler Anton Hofmann die Burg und nutzte das Pflegamthaus als Steinbruch für sein neues Wohnhaus in Abenberg. 1875 kaufte der Münchener Kunsthändler K. J. Zwerschina die Burg. Er leitete Sanierungsmaßnahmen ein und rekonstruierte einige Türme. Zwischen 1881 und 1913 wurden die Arbeiten vom neuen Eigentümer, dem Kammersänger Anton Schott, fortgesetzt. danach wurde die Burg aber erneut dem Verfall überlassen, bis die Stadt Abenberg 1982 eine Hälfte der Burg und 1984 den übrigen Teil erwarb. Zusammen mit dem Landkreis Roth und dem Regierungsbezirk Mittelfranken gründete die Stadt den "Zweckverband Burg Abenberg", der neuer Eigentümer wurde. 2001 wurde in den Burggebäuden das Klöppelmuseum eröffnet. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Nach den Ausgrabungsergebnissen wurde die erste Burganlage gegen 1050 errichtet. Der Wohntum wurde nach der Art seines Mauerwerks im 12. Jh. erbaut, durch die Funde lässt sich der Zeitpunkt der Erbauung der ersten Steinburg auf die erste Hälfte dieses Jahrhunderts spezifizieren.
Unter den Nürnberger Burggrafen wurden zwischen 1230 und 1250 die Ringmauer abgebrochen und die Hauptburg auf die doppelte Größe erweitert. Die Frontseite wurde verstärkt, ein Palas errichtet und am Südosteck ein neues Burgtor errichtet. Anhand der Steinmetzzeichen lässt sich feststellen, dass dabei die gleichen Bauleute wie auf der Cadolzburg beteiligt waren. Ein breiter Halsgraben trennte jetzt Haupt- und Vorburg. Um 1300 folgte unter der Herrschaft des Fürstbistums Eichstätt die Errichtung eines Viereckturms am gefährdeten Nordwesteck, der Vorgänger des heutigen Schott-Turms. Vom 15. bis 17. Jh. fanden zahlreiche Umbauarbeiten statt, so wurden 1467 im Osten ein Pflegerhaus und eine Schlosskapelle errichtet. Ab 1496 kamen im Osten zusätzliche Wirtschaftsbauten hinzu. 1614 entstand im Burghof ein Pferdestall und 1679 eine Scheune. 1620 wurde das Pflegamtshaus aufgestockt und durch einen Anbau erweitert. 1662 wurden einige Gebäude abgerissen, so wohl auch der Wohnturm und der Palas. Ab dem 18. Jh. verfiel die Burg, was sich in Form des Einsturzes der Kapelle St. Otmar 1799 manifestierte. 1830 wurde der Bergfried in der Südwestecke abgebrochen. Unter dem späteren Besitzer Zwerschina wurden ab 1875 der Luginsland wiederhergestellt sowie Otmarsturm und Stilla-Türmchen errichtet. Sein Nachfolger Anton Schott fügte 1884 den dominierenden Schott-Turm und die außerhalb stehende Schlosskapelle hinzu. 1883 wurde beim Einbau eines Wasserbassins die westliche Hälfte des Wohnturms zerstört. Von 1986 bis in die Mitte der 1990er Jahre wurde die Burg erneut saniert und für kulturelle Zwecke umgebaut. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg Abenberg ist die größe Burganlage des Landkreises Roth. Sie liegt auf einem nach Südwesten gerichteten Bergsporn namens Galgenberg, von dem sie durch einen tiefen Halsgraben getrennt ist. Eine ursprünglich im Osten vorgelagerte Vorburg ist heute vollständig verschwunden. Die heute nur noch auf einer geringen Strecke erhaltene Befestigung der Stadt Abenberg schloss ursprünglich an die Burgmauer an.
Von der ersten noch in Holzbauweise errichteten Burg sind bei den archäologischen Untersuchungen der 1,7 m tiefe Sohlgraben und Pfostenlöcher erfasst worden, die eine Rekonstruktion ihres Aussehens aber nicht zulassen. Die erste Steinburg bestand aus einer 40 × 40 Meter großen Hauptburg, die von einem 5 m breiten und 2 m tiefen Sohlgraben umgeben war. Nach einer 3 m breiten Berme folgte nach innen die 1,80-2,0 m starke Ringmauer. Diese Anlage wurde dann von den Hohenzollern auf 50 x 75 m vergrößert wurde. Der Hauptbau war ein freistehender Wohnturm mit einer Grundfläche von 15,6 × 14,6 Metern, der sich in der Mitte des Burghofs erhob. Das Mauerwerk war 2,4 Meter mächtig und bestand aus Sandsteinquadern. An der Nordwand befand sich ein kleiner Anbau, der möglicherweise eine Kapelle beherbergte. Die von einem Graben umgebene Ringmauer lehnte sich eng an den Wohnturm an. Die aus Buckelquadern errichtete Ringmauer der folgenden Phase war im Osten an der exponierten Frontseite schildmauerartig ausgebaut, hier war ihr auch ein Zwinger vorgelagert. Der Zugang erfolgte dann durch das Burgtor im Südosten. Als neues Hauptgebäude lehnte sich der 15 m lange Palas in der Mitte der Südseite an die Ringmauer an. Von ihm sind nur noch zwei Fensterkammern mit Sitzbänken und Spitzbogenfenstern vorhanden. In ähnlicher Weise zeichnen sich im Mauerverlauf mehrere mittlerweile verschwundene Burgmannenhäuser nur noch durch ihre Aborterker ab. Heute existieren von den ursprünglichen Burggebäuden noch ein größerer Bau im Nordosteck und das Pflegamtshaus von 1467 im Osten. Über dem Südwesteck entstand ein kleiner, "Luginsland" genannter Bergfried von nur 4 x 4,5 m Ausmaß. Das Bistum verstärkte kurz nach 1296 das Nordwesteck durch einen Turm.
Direkt südlich der Hauptburg erstreckt sich eine ummauerte Rasenfläche, die Wolfram von Eschenbach in Parzival mit „anger ze abenberc“ als Turnierwiese beschreibt und sich über deren schlechten Zustand beklagt. Dies ist die einzige auf bayerischen Burgen nachgewiesene Turnierwiese.
Während des historisierenden Umbaus ab 1875 entstanden mehrere Türme, so der Otmarsturm, das Stilla-Türmchen und 1875 der Schott-Turm nach dem Vorbild des Nassauer Hauses in Nürnberg. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Amateurgrabungen in den frühen 1880er Jahren.
Ausgrabungen 1988-1992.
Baubeobachtung 1994 am Schottenturm mit der Dokumentation von Mauerzügen und Keramik des 11.-15. Jhs.
Bauforschung 1995/96.
Lesefund eines Armbrustbolzens von der Turnierwiese.