EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Radolfshausen

Geschichte:

Das Dorf Radolfshausen war vermutlich ursprünglich im Besitz des Stiftes Gandersheim und kam über die Grafen von Northeim an die Welfen.
Seit 1324 waren Gericht und Amt Radolfshausen als welfisches Lehen im Besitz der Herren von Plesse. 1395 wird die Anlage als Vorwerk bezeichnet, was eventuell ein erster Hinweis auf die Existenz einer Burg sein kann. 1437 gelangt sie in den Besitz der Edelherren von Plesse. 1508 erbaute Dietrich von Plesse als Lehnsmann der Herzöge von Grubenhagen ein Festes Haus mit Wassergraben, Teichen und Zugbrücke. Das Dorf war damals sehr wahrscheinlich schon wüst gefallen. 1529 übergab Dietrich III.von Plesse die Regierung über Herrschaft und Burg Plesse an seine Söhne und zog sich nach Radolfshausen auf das Altenteil zurück. 1568 erhielten die Herren von Plesse zum letzten Mal "Haus, Hofstädte, Burg und Festung" zu Lehen. 1571 erlosch der auf Radolfshausen ansässige Zweig der Herren von Plesse und Burg und Amt Radolfhausen fielen als erledigtes Lehen an die Herzöge von Göttingen-Grubenhagen. Nach dem Aussterben dieser Linie kam Radolfshausen 1596 an Wolfenbüttel und danach an das Fürstentum Calenberg, das spätere Haus Hannover. Nach Angaben von Merian ist die Burg 1626 abgebrannt. Das Amt wurde 1859 aufgelöst. Danach befand sich hier bis 1998 ein Forstamt, seitdem beherbergt das Gelände ein Brotmuseum. Um den Erhalt der Anlage kümmert sich ein Förderverein. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Nach den Ergebnissen der archäologischen Untersuchungen lässt sich die Frühphase des Wohntums in die erste Hälfte des 13. Jhs. datieren. Anfang des 16. Jhs. wurde er vergrößert und erhielt seine endgültige Gestalt. Für die Wohnlichkeit sorgten dann ein Kachelofen und ein Aborterker. Die Wasserburg aus dem Beginn des 16. Jhs. wurde im 17. Jh. durch einen risalitförmigen Anbau mit zwei Fachwerkobergeschossen erweitert. Das Schloss wurde 1626 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im Zuge seiner Aufgabe wurde auch der Wassergraben verfüllt. Heute nicht mehr vorhandene Inschriften am Turm zeugten von Baumaßnahmen in den Jahren 1640 und 1675. 1644 wurde das Amtshaus niedergebrannt. Das heutige Amtshaus stammt wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burganlage umfasste ein Viereck, dessen Ostseite durch den ursprünglichen Verlauf des Weißwasserbaches und dessen Südseite durch die Auebachniederung gebildet wurden. Auf den beiden anderen Seiten befestigte ein heute noch erkennbarer Wall das Areal. Die Gesamtgröße betrug außen ca. 75 x 100 m, innen ca. 45 x 60 m.
Von der Wasserburg steht nur noch der dreigeschossige Wohnturm. Bei einer Mauerstärke von 1,20-1,40 m besitzt er die Außenmaße von 11,50 x 7,20 m. Bei den archäologischen wie bauhistorischen Untersuchungen konnte ein erster Kernbau von 7,0 x 7,2 m Größe bei 1,20 m Mauerstärke herausgearbeitet werden. Sondagen ergaben einen verschwundenen Anbau im Süden. Im Merianstich von 1654 ist zu sehen, dass die Burg neben Wall und Graben durch vier Teiche im Süden und Osten gesichert war. Er zeigt auch Wirtschaftsgebäude in Fachwerkbauweise. Der damalige Wassergraben ist wie auch der Wall durch Ausgrabungen nachgewiesen. Er verlief teilweise unter dem heutigen Amtshaus, sein genaues Ausmaß ist aber noch ungeklärt. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1997 und 2000 Sondagen innerhalb wie außerhalb des Wohnturms und des Amtshauses mit Keramik ab der 1. Hälfte des 13. Jhs.