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Fronhausen, Unterburg

Geschichte:

In Fronhausen besaß das westfälische Damenstift Essen einen seit 1159 urkundlich bezeugten Fronhof, der Mittelpunkt einer Immunität war. Auf den möglicherweise aus konradinischem Erbe hervorgegangenen Hof soll der Ortsname zurückgehen. Der Fronhof lag vermutlich oberhalb der Oberburg, doch bisher fehlt die konkrete Lokalisierung. Die Verwaltung des Fronhofes oblag den Vögten von Fronhausen, die stammesverwandt mit den späteren Schenken zu Schweinsberg waren (gleiches Wappen); ihr Sitz war die Oberburg.
Im 14. Jh. teilte sich die Familie der Vögte in zwei Linien: Ludwig und Craft. Die ältere Linie verzichtete auf ihren Anteil an der bestehenden Burg - der heutigen Oberburg - und erbaute sich außerhalb des Ortes eine neue Burg (Unterburg), die unter Craft Vogt d.J., Amtmann zu Marburg, errichtet und 1367 vollendet wurde. Er trug sie Landgraf Heinrich II. v. Hessen zu Lehen auf. Craft Vogt d. J., hatte fünf Kinder. Die Söhne starben; er hinterließ bei seinem Tod (vor 1400) drei Töchter. Diese vererbten Anteile der Burg an ihre Ehemänner bzw. deren Familien, welche die Burg als landgräflich-hessisches Lehen hatten. Mit der landgräflichen Expansionspolitik im 14. Jh. gelang es der Landgrafschaft Hessen nach der Lehnsherrschaft über die Unterburg (1367) und des "zugehörigen Tales" (1369) auch Anteile an der Oberburg und am Gericht zu erlangen (1395/96).
1583/84 und 1599 fielen infolge des Aussterbens der Familien Vogt von Fronhausen und Rode deren Rechte in Fronhausen an die Schenken zu Schweinsberg, die 1917 auch die Unterburg erwarben. 1589 fiel die Unterburg ganz an Hessen; sie war dann zeitweise Sitz eines landgräflichen Schultheißen. 1643 wollte Johann Hermann Schenk zu Hermannstein die Burg erwerben, doch hielt ihn deren schlechter Bauzustand davon ab.
1917 erwarb Guntram Schenk zu Schweinsberg die Unterburg, dessen Familie sie bis heute besitzt. Er ließ 1923 eine Restaurierung nebst Umbau im Sinne der Architektur des Heimatschutzes vornehmen.
(Michael Losse)

Bauentwicklung:

Nach der Teilung der Familie der Vögte von Fronhausen im 14. Jh. in die Linien Ludwig und Craft erbaute die letztere (ältere) - sie verzichtete auf ihren Anteil an der alten Burg, der Oberburg - außerhalb des damaligen Ortsgebietes ihre neue Burg. Unter Craft Vogt d.J., Amtmann zu Marburg, wurde sie 1367 vollendet.
Im 16. Jh.,erfolgten umfangreiche bauliche Veränderungen. 1643 plante Johann Hermann Schenk zu Hermannstein die Burg erwerben, doch hielt ihn der Zustand des Anwesens davon ab. Der schlechte Zustand blieb offensichtlich bestehen. Das hohe Dach des Wohnbaues mit seinen Treppengiebeln verfiel und wurde zu Beginn der 1880er Jahre durch ein niedrigeres Dach ersetzt. Das gotische Burgtor wurde zu unbekannter Zeit durch ein überbautes Holztor ersetzt und an der gegenüberliegenden Seite wurde die Wehrmauer zugunsten eines weiteren Tores abgebrochen.
Die Unterburg wurde dann bis 1917 landwirtschaftlich genutzt. In jenem Jahr kaufte sie Guntram Schenk zu Schweinsberg, dessen Familie sie bis heute besitzt. Er ließ 1923 eine Restaurierung verbunden mit einem Ausbau vornehmen. Im Kontext der Baumaßnahmen wurde der Flügel zwischen beiden Hauptgebäuden zwecks besserer Belichtung des Hofes von dessen einem Ende ans andere transloziert. Den Umbau plante der Landeskonservator von Hessen-Darmstadt, Prof. Heinrich Walbe (1865-1954), Professor an der TH Darmstadt und Autor des Kunstdenkmäler-Inventars des Kreises Gießen (1938). Die Reste des versumpften Wassergrabens wurden zugeschüttet. Der Wohnbau erhielt anstelle des bisherigen Daches einen "Mansardenstock", um zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen. Der Hof wurde nach Norden wieder geschlossen, das auf der Ringmauer sitzende Wirtschaftsgebäude "neu in Eichenfachwerk aufgeführt.
(Michael Losse)

Baubeschreibung:

Außerhalb des historischen Ortskerns, nordöstlich von diesem, steht jenseits des Flüsschens Gosse die bis 1367 erbaute Unterburg, ursprünglich eine fast quadratische Wasserburg, an deren einer Seite der stattliche, weitgehend erhaltene gotische Wohnbau (25,50 x 9,50 m) mit Kreuzstockfenstern steht, der im 16. Jh., vielleicht 1567, nach einer im Sturz eines neugebrochenen Fensters eingemeißelten Jahreszahl zu schließen, einen Umbau erfuhr.
Eine frühneuzeitliche Darstellung (1727) zeigt die Burg – ohne eine Vorburg – als rechteckigen Baukomplex mit zwei parallelen Flügeln, einer zwei-, der andere eingeschossig; beide tragen Stufengiebel, die zu Beginn der 1880er Jahre beseitigt wurden.
Den Burghof sicherten ursprünglich hohe (Wehr-)Mauern, die, wie Abbruchspuren bezeugten, bis in Höhe des Dachansatzes an den gotischen Wohnbau reichten. Ein Garten umgibt die einstige Wasserburg, deren Graben nicht erhalten ist. Zum Zugang über den Graben gehörte eine Zugbrücke, die in einem Bericht des Schultheißen zu Fronhausen vom 1719 Erwähnung fand.
Im Rahmen des Umbaus für Guntram Schenk zu Schweinsberg und seine Familie 1923 wurde der schmalere Flügel zwischen den beiden Hauptflügeln zur Erzielung besserer Belichtung des Hofes auf die gegenüberliegende Hofseite transloziert und der Hauptwohnbau erhielt anstelle des vorherigen Daches den „Mansardenstock“ zur Gewinnung zusätzlichen Wohnraumes. Das Erdgeschoss enthielt neben der Garage Wirtschaftsräume, das Obergeschoss Fremdenzimmer, Bibliothek und Gärtnerwohnung. Beim Umbau von 1923 wurde offenbar auch der teils versumpfte Wassergraben verfüllt.
(Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt