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Wolfhagen

Geschichte:

Die Stadt Wolfhagen erscheint erstmals 1231 in den Quellen; ob sie in diesem Jahr oder 1225/26 gegründet wurde, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Es handelt sich dabei wohl um eine Raubgründung des thüringischen Landgrafen Konrad auf Boden des Erzbistums Mainz, ein solches Vorgehen wurde von den Landgrafen auch in anderen Fällen praktiziert. Als Landgraf Konrad 1232 im Friedensvertrag mit dem Erzbistum Mainz das oppidum Wolfhagen als Lehen erhielt, wurde diese Gründung damit vermutlich legitimiert. Die wohl von Anfang an zur Stadt gehörende Burg ist erstmals 1246 durch die Nennung von Burgmannen und einer Kapelle bezeugt. Burg und Stadt wurden 1376, 1482 und 1632 durch Feuersbrünste fast völlig zerstört. Die an die Landgrafen von Hessen übergegangene Burg verfiel in der 2. Hälfte des 16. Jhs. Die an ihrer Stelle errichtete Zehntscheune dient seit 1889 als Landratsamt. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Bauarchäologische Erkenntnisse ergaben eine Zweiphasigkeit der Ringmauer, wobei die ältesten Teile in die Zeit um 1300 zu setzen sind. Ihnen geht eine Füllschicht voraus, die wohl Zeugnis der Gründungsanlage ist, die vielleicht nur mit einer Wall-Graben-Anlage umgeben war.
1312 erhielten die Bürger der Stadt Wolfhagen durch Landgraf Otto die Erlaubnis, anstelle des Grabens zwischen Burg und Stadt eine Mauer mit einem kleinen Tor zu errichten. 1540 bestand die Burg noch, 1575 war sie wüst. 1606 wurde der achteckige Bergfried abgerissen. Die verbliebenen Trümmer ließ Landgraf Moritz wegräumen und 1610 mit dem Bau eines Schlosses beginnen, das aber aufgrund der unruhigen Zeiten im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges nicht vollendet wurde. 1696 wurde ein letzter Mauerrest am Südrand der alten Burg abgerissen, aus den Steinen wurde die Zehntscheune und das Renteigebäude errichtet.
Die Jahreszahl 1513 auf dem Portal des heutigen Landratsamts wird im Allgemeinen so interpretiert, dass damals ein Neubau errichtet wurde, der später als Zehntscheune Verwendung fand und 1888 zum Landratsamt umgebaut wurde. Allerdings kann diese Bauinschrift auch ein Phantasieprodukt des Landrats von Buttlars sein, der 1889 die Zehntscheune zur Behörde umbauen ließ. Als weitere Möglichkeit kann der Stein mit der Jahreszahl auch nach dem Abriss der letzten Burgreste in der Zehntscheune verbaut worden sein und gibt somit eine tatsächliche Baumaßnahme wieder. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg liegt auf einem Hügel im Tal der Druse, der von dem benachbarten Hügel, auf dem die Stadt liegt, überragt wird. Zwischen Hauptburg und Stadt befand sich die nicht mehr existente Vorburg.
Von der Hauptburg sind nur noch ein Keller im Nordwesten, Reste des Torturms und ein Teil der Ringmauer zusammen mit nördlich daran angelehnten Gebäuden erhalten. In der Westmauer befinden sich zwei Schießscharten und ein Durchgang aus dem Ende des 19. Jhs. Ein daneben frei stehendes Portal von 1771 ist von einer anderen Stelle hierher versetzt worden. Im Hof liegt der Eingang zu einem tonnengewölbten Keller, der in den 1930er Jahren zum Luftschutzkeller ausgebaut wurde. Die als Landratsamt dienende ehemalige Zehntscheune ist ein zweigeschossiger Sandsteinbau des 16. Jhs., von dem das Obergeschoss aus dem Ende des 19. Jhs. stammt.
Auf der zur Stadt hin gelegenen Vorburg haben Burgmannensitze der Herren von Frydegodessen, Herren von Brunhardissen und der Herren von Gudenburg gestanden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

2008 bauarchäologische Untersuchung eines Teils der Ringmauer.