EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Reichenbach bei Hessisch-Lichtenau

Geschichte:

Die Grafen von Reichenbach waren eine Seitenlinie der Grafen von Ziegenhain. Die allgemein als ihre Ersterwähnung angesehene, auf das Jahr 1089 datierte Urkunde ist allerdings eine formale Fälschung des 12./13. Jhs. Dennoch kann die Errichtung der Burg in der 2. Hälfte des 11. Jhs. als gesichert gelten. Zwischen 1183 und 1190 erwarb Erzbischof Konrad von Mainz einen Teil der Burg und gab ihn den Grafen als Lehen zurück. Im frühen 13. Jh. scheinen sich Burg und Dorf zumindest teilweise in den Händen des Grafen Friedrich von Ziegenhain-Wildungen befunden zu haben. Die Burg brachte dann Sophie, die Tochter des Grafen Heinrich III. von Ziegenhain, in ihre Ehe mit Burchard von Magdeburg ein. Dieser verkaufte sie 1225 ohne ihre Zustimmung an Landgraf Ludwig IV. von Thüringen. Der daraus entstandene Streit ist 1233 dadurch gelöst worden, dass die Grafen von Ziegenhain auf ihre Rechte an der Burg verzichteten. 1248/49 ist die Burg im hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg durch Sophie von Brabant für ihren Sohn Heinrich erobert worden. Somit gehörte sie nach dem Ende des Konflikts 1264 zur Landgrafschaft Hessen, die sie als Pfandobjekt, spätestens ab 1327 aber auch als Amtssitz nutzte. Landgraf Ludwig II. residierte hier zwischen 1458 und 1471 oft für längere Zeit und verstarb hier auch. 1490 war die Burg aber schon so verfallen, dass der Amtmann in die Stadt Lichtenau übersiedelte. Danach diente sie den Landgrafen nur noch für gelegentliche Jagdaufenthalte, bis sie schließlich in der Mitte des 16. Jhs. abgerissen wurde. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Über die baulichen Ursprünge der Burg ist nichts bekannt; ebenso gilt dies für die Frage, ob die dort gefundene Keramik des 9./10. Jhs. schon mit einer Befestigung des Berges zusammenhängt.
Die Burg dürfte nach dem Erwerb durch Ludwig IV. am Ende des 12. Jhs. ausgebaut worden sein, die beiden Bergfriede stammen aus dieser Zeit. Zwischen 1547 und 1552 wurde die Burg abgerissen. Der zweite Bergfried im Südosten ist 1821 eingestürzt. Der zentrale Bergfried wurde zwischen 1899 und 1901 als Aussichtsturm wiederaufgebaut, in der Folgezeit wurden noch häufig Sanierungsarbeiten durchgeführt.

Baubeschreibung:

Die Burg liegt auf einem Berggipfel an der Wasserscheide zwischen Fulda und Werra. Ihr Grundriss beschreibt ein ca. 80 x 50 m großes Oval. Hinter der Ringmauer steht im Norden der Bergfried mit einem Durchmesser von 9,10 m bei einer Mauerstärke von 2,30 m. Die Reste eines zweiten Bergfrieds befinden sich im Südosten, bei einem Durchmesser von 11 m beträgt die Mauerstärke 3,0 m. Dieser Turm soll nach Angaben des Ausgräbers in Verbindung mit der Ringmauer und den anderen Burggebäuden gestanden haben. An der Ringmauer standen neben einem 15 x 9 m großen Saalbau zwei kleinere Gebäude. Um die Burg zieht sich außer an der Nordseite ein Vorwall und ein Zwinger, der im Südwesten eine hufeisenförmig vorspringende Bastion besitzt. Die Kuppe selbst ist von einem Graben umgeben, der aber ausgerechnet an der flachsten Seite im Norden aussetzt. Im Osten war ein Areal, die sog. "Schlosswiese", von einem weiteren Graben umgeben; hier befand sich vermutlich die Vorburg. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Ausgrabung großer Teile der Burg 1901/02 und 1934 ist nur bescheiden dokumentiert und publiziert worden, die freigelegten Mauern wurden wieder zugeschüttet.
Lesefund von Keramik des 9./10. Jhs.