EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Seelheim

Geschichte:

In Großseelheim wird von der historischen Forschung seit langem ein Königshof oder eine Pfalz vermutet. Diese wird nie direkt in den historischen Quellen erwähnt, allerdings lud König Heinrich I. für den 9. November 920 zu einem Hoftag nach Sellheim ein. Ein solcher benötigt standesgemäße Unterbringungsmöglichkeiten für den Herrscher und sein Gefolge. Da König Heinrich sich damals erst in seinem zweiten Regierungsjahr befand, dürfte sich das Treffen in einer schon zur Karolingerzeit existierenden Anlage abgespielt haben. Da aber die archäologische Beobachtung von Kanalisationsarbeiten 1961 im vermuteten Bereich der Pfalz auf dem Sporn mit der Kirche keine entsprechenden Befunde erbracht hatte, bleibt die Frage nach der genauen Lage und dem Charakter des Versammlungsortes offen. Das Königsgut ging nach 920 an die Abtei Fulda, das 1025 hier eine Vogtei einrichtete. 1235 überließ das Kloster die Vogtei dem Deutschen Orden, da es sich in seiner Territorialpolitik neu orientierte.
Aus der historischen Überlieferung bekannt ist aber die Tatsache, dass den Herren von Radenhausen in Großseelheim eine Kemenate im Bereich der östlichen Kirchhofsmauer gehörte. Nach einer Nachricht von 1755 erhielten sie zudem unmittelbar südwestich des Kirchhofs vom Kloster Fulda eine "wüste Burg" als Lehen. Diese ist offenbar aus dem Fuldaer Vogthof ("curia") hervorgegangen, auf dem ein zwischen 1236 und 1490 in Erscheinung tretendes Geschlecht "in curia" bzw. "Hobeherr" saß. Die Herren von Radenhausen waren ihre Erben. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die mit einem Graben umgebene Kemenate östlich des Friedhofs befand sich an der Stelle des 1565 errichteten alten Rathauses, das 1963 abgerissen wurde. Über die "wüste Burg" existieren keine weiteren Erkenntnisse. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Der Königshof wird auf einem 180 x 80 m großen Hügel südöstlich der Kirche mit Namen "Hunburg" oder "Homberg" vermutet. Es gibt aber bislang keine konkreten Hinweise auf die Existenz von frühmittelalterlichen Baustrukturen in diesem Bereich.
Über die Gestalt der Burg der Herren von Radenhausen lässt sich nur sagen, dass es ein mit einem Graben umgebener Wohntum war. Der Charakter der in einer Urkunde erwähnten "wüsten Burg" ist vollständig unbekannt. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Beobachtung von Kanalisationsarbeiten in dem fraglichen Bereich im Jahr 1961 erbrachte keine einer Pfalz oder frühmittelalterlichen Burg zuzuordnenden Befunde.