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Gersfeld (Rhön)

Geschichte:

Gersfeld liegt im nach ihm benannten "Gersfelder Kessel" in ca. 500 m ü. NN am Rande der Hohen Rhön. Der Ort und insbesondere seine Burg gerieten im Mittelalter aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage zwischen die Fronten der untereinander rivalisierenden Fürstabtei Fulda und dem Bistum Würzburg. Der Anfang der Befestigung in Gersfeld, einer Turmburg mit umgebenden Wassergraben, liegt weitgehend im Dunkeln und wird unter Vorbehalt ins 12. Jahrhundert gesetzt. 1350 erscheint dann Geroldisfeld als fuldisches Lehen der von Schneeberg. Hans von Schneeberg erhält das Burglehen vom Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg, wobei die Errichtung einer Kemenate erwähnt wird. Die Rivalitäten zwischen Würzburg und Fulda führen 1402 und wieder 1406 zur Eroberung der Befestigung durch den Würzburger Bischof Johann von Egloffstein. Danach ist die Burg, aber nicht der Wohnturm, im Besitz des Bistums Würzburg. 1435 verkaufen die von Schneeberg ihr Burglehen an die von Ebersberg genannt von Weyhers, in deren Besitz es bis zu deren Aussterben verblieb. Der Wohnturm war jedoch immer noch bis zu seinem Abriss im 19. Jahrhundert in Fuldischem Besitz. Der Ausbau der Kemenate 1486-1493 ist zugleich der Beginn der Anlage als Ganerbenburg. Seit 1903 ist sie in Privatbesitz der Familie von Waldthausen. (Thorsten Sonnemann)

Bauentwicklung:

Die heute bestehende Anlage geht in ihrem Ursprung auf einen mit Wassergraben und Wall umgebenen Wohnturm zurück, der in seiner letzten Ausbauphase sechs Stockwerke besessen hat. Seine Erbauung wird im 12. Jahrhundert angesetzt. Der Bau einer Kemenate südöstlich des Wohnturms war 1350 abgeschlossen, der Baubeginn ist allerdings unbekannt. 1486-1493 kommt es zum Ausbau der Kemenate, konkret wird der Ostteil angebaut, so dass sich ihre Grundfläche verdoppelt. Der Gesamtbau wurde 1605-1608 stark erneuert, insbesondere kam als Westflügel der mit den Nebengebäuden insgesamt vierseitigen Anlage 1607 das Mittlere Schloss hinzu. 1810 und wieder 1884 wurde der Wohnturm wegen Baufälligkeit sukzessive abgerissen und ist nicht mehr im Gelände zu erkennen. (Thorsten Sonnemann)

Baubeschreibung:

Die heutige aus Oberem und Unterem Schloss und ihren Nebengebäuden gebildete vierseitige Anlage mit Innenhof geht auf eine mit Wassergraben umgebene Turmburg zurück, von deren Existenz obertägig keine Reste mehr verkünden. Den Platz der im 14. Jahrhundert errichteten Kemenate nimmt heute das Obere Schloss ein, ein zweigeschossiger Steinbau mit Satteldach und zwei Eingängen von Norden bzw. vom Innenhof her. Ob, und wenn ja wie viel, mittelalterliche Bausubstanz nach all den vorgenommenen Umbauten in dieser Anlage erhalten ist, müssten noch bauhistorische Untersuchungen klären. Im Südosten des Oberen Schlosses ist der ehemalige Wassergraben noch deutlich im Gelände zu erkennen. (Thorsten Sonnemann)