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Wachendorf im Oberen Gäu

Geschichte:

Der Ort ist für das 12. Jh. belegt. Eine edelfreie Familie von Wachendorf ist erstmals mit "Judith de Wahendorf" im Reichenbacher Schenkungsbuch um 1100 nachweisbar. Deren Spuren verlieren sich aber schon um 1130. Als Lehensherren treten ab dem 13. Jh. die Grafen von Sulz bzw. die Herren von Geroldseck auf. Parallel dazu erscheint ein nach dem Ort benanntes Niederadelsgeschlecht. Die Oberhoheit war Allod der Ortsherren und lag seit 1320 in den Händen der Herren von Ow, deren Nachfahren bis heute das Schloss bewohnen. Ort und Schloss waren Zentrum der Herrschaft von Ow-Wachendorf, die zum Ritterkanton am Neckar und Schwarzwald zählte. Die Blutgerichtsbarkeit lag als kaiserliches Lehen seit 1623 in den Händen der Familie. Dazu zählten ferner der Burgstall über dem Starzeltal, die Burgmühle sowie die Hälfte des Laienzehnten als Mannlehen der Herren von Geroldseck bzw. nach 1473 von Seiten Württembergs. Erst seit 1805 unter Württemberg. (Christoph Engels)

Bauentwicklung:

Die Ausgrabungen 1977 brachten den Nachweis einer mind. schon im 7. Jh. n. Chr. einsetzenden Besiedelung am Platz. Nach einem zweiphasigen, vorromanischen Kirchenbau (7.-8. Jh. bzw. 8.-10. Jh.) wurde nach einer längeren Unterbrechung (Humusbildung) in der 2. H. 11. Jh. ein profaner Wehrbau errichtet. Diesen löste dann im ausgehenden 12. Jh. eine dreischiffige Basilika ab, die jedoch wohl nie vollendet wurde. Dabei mag es sich um die Fehlgründung einer klösterlichen Gemeinschaft handeln. Stattdessen folgte (nach vielleicht nur wenigen Jahrzehnten) spätestens Mitte 12. Jh. eine deutlich kleinen Saalkirche nach zu der der heute noch stehende Turm, wie auch das 1977 abgebrochene Langhaus zählen. Ob der Burgstall im Starzeltal tatsächlich als Nachfolger der Burg unter der Pfarrkirche angesehen werden kann, ist derzeit umstritten. Deutlich sicher scheint, dass es die Herren von Ow waren, die ihren Sitz aus dem Starzeltal (zurück?) in den Ort verlegten und das Schloss begründeten. Bezüglich diesem wird seit 1430 zwischen dem Alten und Neuen Haus unterschieden. Das dreigeschossige Alte Schloss über älterem Vorgänger (Altes Haus) um 1500 mit runden Südostturm von 1574. Nur wenige neugotischen Zutaten, so das Obergeschoss des Rundturmes 1822, der Staffelgiebel und der rechteckigen Treppenturm an der Nordwestecke von 1860 (an Stelle eines runden älteren). Der zweigeschossige Torbau mit Fresken von 1895 und das zweigeschossige Neue Schloss von 1555 von Hans von Ow und Rosina von Baden (Wappenrelief). Auch hier neugotische Umbauten im 19. Jh. Die Westseite bildet das sog. Reiterhaus ein zweigeschossiger Wirtschaftsbau von 1666. (Christoph Engels)

Baubeschreibung:

Der durch Grabungen im Bereich des Kirchenschiffs nachgewiesene, rechteckige Wehrbau ruhte auf 1,7-2,1 m breiten Bruchsteinfundamenten mit 11,1 auf 9,2 m Kantenlänge. Der lichte Innenraum maß 5,5-7,5 m. nach der Mauerstärke handelte es sich um einen mehrgeschossigen, turmartigen Steinbau. Ein ebenerdiger Zugang konnte, trotz möglicher Reste des Laufhorizontes im Inneren, nicht nachgewiesen werden. Auch eine Einmottung des Turms konnte nicht nachgewiesen werden. Neben diesem Baukörper bestand aber in der Nachbarschaft ein weiterer, älterer Steinbau. Durch eine Mauer mit der Kirche verbunden liegt das Schloss der Herren von Ow. Der Hauptbau ein schlichtes Gebäude mit Stufengiebeln, daran viergeschossiger Südostturm mit Zeltdach. Das neue Schloss ein niedriger Wohnbau von 1555 mit Fachwerkfront zur Hofseite. Über dem Tor Reliefbilder der Erbauer Hans von Ow und Rosina von Baden. Eine Scheune, das sog. Reiterhaus datiert 1666. Ein dritter Adelssitz, das sog. Steinhaus ist bis heute innerhalb des Ortes nicht lokalisiert. (Christoph Engels)

Arch-Untersuchung/Funde:

1977 erfolgten Ausgrabungen im Zuge von Abbruch und Erweiterung des Schiffs der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Plan der Ausgrabungen heute in der Pfarrkirche.